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Augsburg: Augsburgs Bevölkerungszahl schrumpft wegen Corona erstmals seit Jahren

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Augsburgs Bevölkerungszahl schrumpft wegen Corona erstmals seit Jahren

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    Die Zahl der Einwohner in Augsburg ist im vergangenen Jahr erstmals seit Jahren geschrumpft, wenn auch nur leicht.
    Die Zahl der Einwohner in Augsburg ist im vergangenen Jahr erstmals seit Jahren geschrumpft, wenn auch nur leicht. Foto: Silvio Wyszengrad (Archivfoto)

    Die Einwohnerzahl von Augsburg ist im vergangenen Jahr gesunken und liegt jetzt wieder unter 300.000. Wie das städtische Statistikamt auf Anfrage unserer Redaktion mitteilt, waren zum 31. Dezember 2020 in Augsburg 299.021 Bürger mit Erst- oder Zweitwohnsitz gemeldet. Dies ist nach Jahren steten Wachstums erstmals ein Rückgang, auch wenn er mit einem Minus von rund 600 Bürgern im Vergleich zu 2019 eher klein ausfällt. Prognostiziert war ursprünglich aber ein Wachstum um etwa 2500 Menschen, das Augsburger nach einem kurzzeitigen Hoch Anfang Dezember 2019 mit mehr als 300.000 Einwohnern dauerhaft über diese Schwelle gebracht hätte. Allerdings kam dann die Corona-Pandemie.

    Folge von Corona: Weniger Zuzüge nach Augsburg aus dem Ausland

    Laut den Zahlen des Statistikamts ist für die Stagnation vor allem ein deutlicher Rückgang an Zuzügen von außerhalb verantwortlich. Fast ausschließlicher Treiber des Bevölkerungswachstums in den vergangenen Jahren war im Zuge der Arbeitnehmerfreizügigkeit ein steter Zuzug von Menschen aus dem EU-Ausland, vor allem aus Rumänien, Kroatien und Bulgarien. Während die Zahl der Augsburger mit deutschem Pass zwischen 2010 und 2020 um knapp 4000 auf 228.800 stieg, ging die Zahl der Augsburger mit ausländischer Staatsangehörigkeit deutlich stärker, um etwa 27.000 auf zuletzt rund 70.000 nach oben.

    Angesichts der Reiseeinschränkungen wegen der Pandemie und der einbrechenden Konjunktur sank die Zahl der Zuwanderer aus dem EU-Ausland im vergangenen Jahr um etwa ein Viertel von 4000 auf 3000, wobei aber gleichzeitig kein massiver Rückstrom in diese Länder sichtbar ist. Allerdings verlor die Stadt erstmals seit Jahren auch in der Bilanz von Zu- und Wegzügen innerhalb Deutschlands. Speziell an den Landkreis Augsburg verlor die Stadt mit 1440 Wegzügen im Saldo relativ viele Einwohner, womöglich aufgrund der dort etwas entspannteren Wohnraumsituation. Bei Geburten und Sterbefällen gab es keine großen Schwankungen - mit 3020 neu geborenen Augsburgern und 3227 verstorbenen Augsburgern bewegten sich die Zahlen in der Größenordnung der Vorjahre.

    Was die Zukunft betrifft, hat die Stadt noch keine Prognose erstellt, die die Corona-Effekte berücksichtigt. Nach der letzten Vorausberechnung, die noch aus Vor-Corona-Zeiten stammt, kalkulierten die städtischen Statistiker für das Jahr 2038 mit rund 325.000 Bürgern, was einem moderaten Wachstum entspricht. Die Zeiten der rasanten Bevölkerungszunahme mit bis zu 5000 Neubürgern pro Jahr hatten die Statistiker schon vor Corona für beendet erklärt.

    Einwohnerzahl der Stadt Augsburg: Das ist für die Zukunft vorhergesagt

    Das Statistische Landesamt geht auch trotz der Corona-Pandemie weiter von einem Wachstum für Augsburg aus. In der aktuellen Prognose werden für 2039 rund 313.000 Einwohner vorhergesagt, was gegenüber dem Jahr 2019 einer Zunahme um 5,6 Prozent entspräche. Vergleichbar sind die absoluten Zahlen von Stadt und Freistaat nur bedingt, weil die Stadt auch Einwohner mit Zweitwohnsitz - etwa Studenten - mit einrechnet, für den Freistaat hingegen Bewohner mit Hauptwohnsitz maßgeblich sind. Beim Trend stimmen die Statistiken aber meist recht genau überein.

    Noch stärker als Augsburg-Stadt wird der Landkreis Augsburg mit einer Bevölkerungszunahme von 7,6 Prozent wachsen, gefolgt vom Kreis Aichach-Friedberg mit sieben Prozent. Verantwortlich für das Wachstum sind nicht die Geburtenzahlen, sondern zuziehende Bürger, vor allem in den Landkreisen, die in den kommenden 18 Jahren um mehr als zehn Prozent durch Zuzüge wachsen werden. Dem steht eine sinkende Zahl an Geburten im Verhältnis mit den zu erwartenden Sterbefällen gegenüber.

    Die Corona-Krise sorgt wohl nur für kurzzeitige Schwankungen

    Corona, so das Landesamt für Statistik, habe zwar im Jahr 2020 starke Effekte auf die Bevölkerungsentwicklung gehabt, werde aber auf lange Sicht an den seit Jahren zu beobachtenden Trends nichts ändern. Vor allem die Wanderungsbewegungen von außerhalb Deutschlands und innerhalb Deutschlands seien coronabedingt im Jahr 2020 deutlich gesunken, ab 2021 gehe man aber wieder von steigenden Zahlen aus.

    Baureferent Gerd Merkle (CSU) sagt, dass Corona auch kein Grund sei, bei der Stadtentwicklung auf die Bremse zu treten. Zwar sei noch unklar, inwieweit sich Arbeit künftig ins Homeoffice verlagert und die Nähe von Wohnort und Arbeitsplatz an Bedeutung verliere, allerdings gehe man weiter von einem Wachstum in den Städten aus, so Merkle. Hier gebe es Urbanität, Vielfalt und Qualität von sozialen, kulturellen, gastronomischen und medizinischen Angeboten sowie breite Bildungsangebote. "Das Bedürfnis nach diesen Angeboten dürfte nach Corona eher größer werden, mindestens aber nicht geringer", so die Prognose des Baureferats.

    Deshalb werde man weiterhin Bauflächen ausweisen, sagt Baureferent Merkle. Auch am geplanten neuen Stadtviertel Haunstetten-Südwest, das einmal Heimat für 10.000 Bewohner sein soll, halte man fest, zumal es ohnehin noch einen jahrelangen Planungsvorlauf brauche. Zuletzt brachte die Stadt auch die Planungen für eine Reihe neuer Bauvorhaben mit Hunderten Wohnungen, etwa an der Holzbachstraße beim Plärrer oder in Haunstetten neben dem Offenbach-Karree, ins Laufen. Wie die Wohngebiete der Zukunft durch die Veränderungen aus der Corona-Pandemie aussehen werden, könne man heute noch nicht sagen, so die Stadt. Klar sei aber, dass solidarische Nachbarschaften und schnell erreichbare Grünflächen bei vielen Menschen an Stellenwert gewonnen hätten.

    Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Einwohnerzahl in Augsburg: Wachstum ist kein Selbstzweck

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