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Augsburg: Augsburgerin erzählt: Wenn über Nacht der eigene Laden schließt

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Augsburgerin erzählt: Wenn über Nacht der eigene Laden schließt

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    In der Annastraße hat Renate Ammer ein Domizil für ihr Geschäft gefunden. Zuvor saß die Goldschmiedemeisterin in einem Haus, das im November evakuiert wurde.
    In der Annastraße hat Renate Ammer ein Domizil für ihr Geschäft gefunden. Zuvor saß die Goldschmiedemeisterin in einem Haus, das im November evakuiert wurde. Foto: Silvio Wyszengrad

    An den Moment Anfang November, an dem sie die unerfreulich Nachricht erhielt, kann sich Geschäftsfrau Renate Ammer gut erinnern: „Es war ein Schock.“ Die Goldschmiedemeisterin erfuhr, dass ihr Geschäft am Oberen Graben in der Altstadt quasi über Nacht geschlossen werden musste. Grund war die akute Einsturzgefahr des denkmalgeschützten Gebäudes. Drei andere Geschäftsleute und 21 alte Bewohner standen gleichfalls vor einer ungewissen Zukunft. Die alten Menschen kamen kurzfristig in städtischen Alten- und Pflegeheimen unter. Dort leben sie bis heute.

    Das evakuierte Gebäude im Oberen Graben wird saniert. Der Wiedereinzug ist für Januar 2020 vorgesehen.
    Das evakuierte Gebäude im Oberen Graben wird saniert. Der Wiedereinzug ist für Januar 2020 vorgesehen. Foto: Silvio Wyszengrad

    Anders sah es bei den Gewerbetreibenden aus. „Ich hatte anfangs tatsächlich Existenzängste, weil ich nicht wusste, wie es weitergeht“, sagt Renate Ammer. An einem Freitagabend war das Haus evakuiert worden. Am Samstagnachmittag kam Unterstützung seitens der Stadt. Wirtschaftsreferentin Eva Weber meldete sich und versprach Hilfe in der Not. In der Annastraße, die in Luftlinie rund 400 Meter vom Oberen Graben entfernt liegt, stand eine städtische Immobilie leer. Es ist ein Eckgebäude am Eingang zum Stadtmarkt. Am Montag danach besichtigte Renate Ammer die Räume mit der großen Schaufensterfront. Die Unternehmerin sagte zu. Zehn Tage lang blieb der Betrieb wegen des Umzugs geschlossen.

    Hoffnung auf eine schnelle Rückkehr

    Als Renate Ammer noch im November mit ihren Mitarbeiterinnen am neuen Standort startete, dachte sie an ein kurzes Gastspiel: „Anfangs bestand ja die Hoffnung, dass wir vielleicht schon wieder im März oder April zurückkehren können.“ Die Untersuchungen im evakuierten Haus zogen sich in die Länge. Die Statiker stellten erhebliche Mängel fest. Mitte März folgte die ernüchternde Nachricht, dass das Haus erst wieder im Januar 2020 bezogen werden könnte – nach Abschluss der Sanierung.

    Renate Ammer hat diese Information vergleichsweise gelassen aufgenommen: „Ich mache deswegen niemanden einen Vorwurf. Die Statiker müssen schließlich ihren Kopf hinhalten.“ Sie weiß, dass sie auf alle Fälle noch einige Monate in der Annastraße sitzen werde: „Die Planungsunsicherheit war mit das Schlimmste in der Anfangszeit.“

    Am alten Standort hatte die Goldschmiede Ladengeschäft und Werkstatt unter einem Dach vereint. In der Annastraße ist weniger Platz für die Werkstatt vorhanden. Die Werkstatt spielt im Geschäftsbetrieb eine wichtige Rolle, weil viele Stücke handgefertigt sind: „Manche Maschinen blieben zunächst in der Werkstatt am Oberen Graben, die wir nicht nutzen konnten.“ Mittlerweile sei die Werkstatt in der Annastraße ausgebaut worden. Unter Aufsicht durfte Renate Ammer das sanierungsbedürftige Haus im Oberen Graben betreten, um einzelne Gegenstände zu holen.

    Weihnachtsgeschäft hat gelitten

    Noch wisse sie nicht, wie sich die Interimslösung auf den Umsatz auswirken werde, sagt die Geschäftsfrau. Vor allem das Weihnachtsgeschäft habe im Vorjahr gelitten. Außenstehende sähen jetzt die schönen Räume in bester Lage in der Innenstadt. Sie selbst erlebe die Einschnitte im Ablauf der Werkstattarbeiten. Einiges war zu improvisieren: „Ich habe mich erst jetzt entschieden, das Telefon umzumelden, weil nie klar war, wie lange der Auszug dauert.“

    Renate Ammer verfolgt nach wie vor sehr interessiert, wie die Sanierung des Gebäudes angepackt werden soll. 3,7 Millionen Euro sind veranschlagt. Mehrere Monate werden die Arbeiten dauern. Die Goldschmiedemeisterin will auf alle zurück an den alten Standort: „Das ist unsere Heimat, da saßen wir seit dem Jahr 1992.“ Zwei andere Gewerbetreibende, mit denen sie in Kontakt steht, planen ähnliches.

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