Ein aufmerksamer Augsburger hat einen massiven Baumfrevel an einer Allee im Bismarckviertel aufgedeckt. Nach Angaben der Stadt entstanden die Schäden bei Erdarbeiten zur Verlegung von Glasfaseranschlüssen. Besonders schwer erwischt hat es eine große Platane. Insgesamt wurden mindestens drei Bäume bei den Grabungsarbeiten unterschiedlich stark beschädigt. Das hat Folgen für die beteiligten Firmen.
Glasfasernetz im Bismarckviertel wird ausgebaut
Im Bismarckviertel wird im Auftrag der Stadtwerke gerade das Glasfasernetz ausgebaut. Ein wachsamer Bürger sah genauer hin und entdeckte bei Erdarbeiten in der Alpenstraße, dass Bauarbeiter die Wurzeln mehrerer Platanen beschädigt hatten. Das war vor über einer Woche. Der Mann alarmierte das Amt für Grünordnung und vorsichtshalber auch noch die Augsburger Baumallianz. Dieser Verein pocht bei der Stadt seit Längerem darauf, dass der geltende Baumschutz in Augsburg strenger gehandhabt werden müsse.
Sprecher Christian Ohlenroth forderte in diesem Fall einen sofortigen Baustopp, bis die beschädigten Bäume „verarztet“ und der Schutz weiterer Bäume sichergestellt seien. Mit einer Ermahnung des Bauherrn könne es in diesem Fall nicht getan sein. Ohlenroth: „Es ist höchste Zeit, dass die Stadt, zusammen mit Ihrem Amt, endlich energischer gegen diese Art von Baumfrevel vorgeht und alle ihr zur Verfügung stehenden Rechtsmittel gegen derartige Bauherren einsetzt.“
Umweltreferent Reiner Erben (Grüne) bestätigt nun auf Anfrage unserer Redaktion, dass es sich in der Alpenstraße tatsächlich nicht um eine Lappalie handele. Bei den Grabungsarbeiten seien unterschiedlich schwere Wurzelschäden an drei Bäumen entstanden. Besonders schwerwiegend sei die Schädigung einer großen Platane mit einem Stammumfang von über drei Metern. An ihr wurden statisch wirksame Starkwurzeln sehr nahe am Stamm durchtrennt.
Ein Sachverständiger prüft die Standsicherheit der Bäume
Der Umweltreferent sagt auch, das Grünamt habe Maßnahmen ergriffen, um die Verstöße zu ahnden und den Baumschutz sicherzustellen. Ein Mitarbeiter wird nun den finanziellen Schaden ermitteln. Die Standsicherheit der Bäume wird durch einen externen Sachverständigen geprüft. Diesen muss die Verursacherfirma bezahlen. Die städtische Naturschutzbehörde hat darüber hinaus ein Ordnungswidrigkeitsverfahren eingeleitet und führt eine Anhörung durch. Auch für die Augsburger Stadtwerke als Auftraggeber hat der Fall Folgen: „Wir werden die SWA auffordern, bei größeren Bauarbeiten wie jetzt in der Alpenstraße eine ökologische Baubegleitung einzusetzen“, kündigt Erben an.
Eigentlich waren in den vergangenen Monaten die Mitarbeiter in städtischen Ämtern und Unternehmen für einen besseren Baumschutz sensibilisiert und geschult worden, so auch die Stadtwerke. Pressesprecher Jürgen Fergg spricht von einem sehr ärgerlichen Vorfall. Der Ausbau des Glasfasernetzes im Bismarckviertel sei im Vorfeld mit dem Amt für Grünordnung abgestimmt worden. Die Vorgaben seien auch an die Firma weitergegeben worden, die den Auftrag ausführt. Das Unternehmen, das die Bauarbeiten vornimmt, habe in diesem Fall aber falsche Informationen an den Bautrupp vor Ort weitergegeben. So sei es dazu gekommen, dass Wurzeln von vier Bäumen beschädigt wurden.
Fergg betont, Umwelt- und Baumschutz werde bei den Stadtwerken sehr wichtig genommen. Deshalb seien sofort Maßnahmen eingeleitet worden, um die Baumschäden in der Alpenstraße zu begrenzen und die Wurzeln fachgerecht zu versorgen. Experten seien der Meinung, dass alle betroffenen Bäume gerettet werden können.
Konsequenzen für die Zukunft
Die Stadtwerke wollen auch Konsequenzen für die Zukunft ziehen. Fergg sagt, man werde die beauftragten Firmen weiter für das Thema Baumschutz sensibilisieren und darauf dringen, Fehlerquellen in der internen Firmenkommunikation konsequent auszumerzen. „Bisher hatte die Baufirma, was den Baumschutz angeht, anstandslos und zuverlässig gearbeitet.“
Die aktuellen Baumschäden in der Alpenstraße sind kein Einzelfall. In den vergangenen Jahren kam es immer wieder vor, dass große und alte ortsprägende Bäume in Augsburg massiv beschädigt wurden. Viele haben es nicht überlebt, etwa in Göggingen oder auf dem Platz vor dem Augsburger Hauptbahnhof. Insgesamt steht das Grün durch den Bauboom in Augsburg aber stärker unter Druck. Jährlich gehen beim Fachbereich Grünflächenpflege deutlich über 1000 Aufgrabungsanzeigen ein, die auf den Baumbestand hin geprüft werden. Erben sagt, wenn Bäume gefährdet seien, würden Auflagen gemacht und diese stichprobenartig überprüft. Entsprechend den Vorgaben melden sich die Firmen auch, wenn sie auf Wurzeln stoßen. Dann werde nach möglichst baumverträglichen Lösungen gesucht.
Der Umweltreferent widerspricht der Kritik der Baumallianz, wonach in seiner Zuständigkeit zu wenig für Baumschutz getan wird: „Das Amt für Grünordnung geht jedem Hinweis auf Baumfrevel nach.“ Bei den regelmäßigen Meldungen der Baumallianz über vermeintliche Baumfrevel handele es sich aber meist um Bagatellfälle, etwa, wenn auf Baustellen leichte Materialien kurzfristig in einer Grünfläche abgestellt werden. Der Umweltreferent spricht auch von einer weiteren Folge der intensiven öffentlichen Diskussion über Baumschutz in Augsburg: „Die regelmäßige Berichterstattung in den Medien führte parallel zum Anstieg von Anzeigen und Instrumentalisierungsversuchen bei Nachbarschaftsstreitigkeiten.“
Lesen Sie dazu auch den Kommentar von Eva Maria Knab: Baumschutz: Bürger bringen Stadt auf Trab
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