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Augsburg: Augsburger Unternehmer fürchten ein Krisenjahr und stellen Forderungen

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Augsburger Unternehmer fürchten ein Krisenjahr und stellen Forderungen

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    Viele Geschäfte in der Augsburger Innenstadt haben weiterhin geschlossen. Die Wirtschaft fordert eine Öffnungsperspektive.
    Viele Geschäfte in der Augsburger Innenstadt haben weiterhin geschlossen. Die Wirtschaft fordert eine Öffnungsperspektive. Foto: Silvio Wyszengrad

    Die aktuelle Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammer (IHK) zeigt: Die Wirtschaft steht wegen der Corona-Pandemie vor einem weiteren Krisenjahr – auch in Augsburg. Firmenvertreter in der Stadt Augsburg sind alarmiert. Sie erwarten, wie sie sagen, Planungssicherheit. Dies macht IHK nun in eindringlichen Worten deutlich. Auch im Handwerk wächst inzwischen die Sorge, dass viele Betriebe vor dem Aus stehen.

    Angesichts der wirtschaftlich schwierigen Lage und der erneuten Verlängerung des Lockdowns bis zum 7. März fordert die IHK-Regionalversammlung Augsburg-Stadt eine konkrete Öffnungsperspektive für die Betriebe. Markus Litpher, Vorstandsmitglied beim Energieversorger LEW und Vorsitzender der Regionalversammlung, sagt: "Seit Monaten sind Geschäfte, Gastgewerbe und Hotels komplett geschlossen. Alle Unternehmen haben viel Geld in umfangreiche Hygienemaßnahmen investiert – und diese greifen. Das zeigt, die Wirtschaft liefert." Nun sei es an der Politik, mit einer nachhaltigen Impf- und Teststrategie sowie digitaler Kontaktnachverfolgung regionale und branchenspezifische Öffnungen zu ermöglichen.

    Die Wirtschaft in der Region Augsburg fordert Planungssicherheit

    "Die bisherigen Maßnahmen der Politik zum Gesundheitsschutz der Bevölkerung waren richtig, und auch wir wissen mit den sich weiter ausbreitenden Virusmutationen um den Ernst der Lage", betont Litpher. Jetzt aber gelte es, von der Lockdown-Strategie in eine genau Risikobetrachtung zu wechseln, die aufzeigt, wo Corona-Hotspots entstehen, um diese mit einer konsequenten Nachverfolgung und großflächigen Tests regional zu begrenzen.

    Andrea Pfundmeier, IHK-Vizepräsidentin, setzt auch auf eine weiterenwickelte Corona-Warn-App.
    Andrea Pfundmeier, IHK-Vizepräsidentin, setzt auch auf eine weiterenwickelte Corona-Warn-App. Foto: Silvio Wyszengrad

    "Wir können nicht alle Unternehmen, die sich an die Hygiene- und Schutzmaßnahmen halten und in Gebieten sind, die deutlich unter der kritischen Inzidenzschwelle liegen, dauerhaft geschlossen halten." Das Virus sei unter uns und werde so schnell nicht verschwinden. Man müsse mit dem Virus leben lernen. Litpher sagt: "Wir brauchen Planungssicherheit und klare Regeln, um den Menschen und Betrieben eine Perspektive zu geben."

    Augsburger IHK-Vertreterin: Die Corona-Warn-App als Chance sehen

    Andrea Pfundmeier, IHK-Vizepräsidentin, sagt: "Mit der Corona-Warn-App haben wir in Deutschland eine Software, die bei konsequenter Anwendung sowie intelligenter Vernetzung mit den Gesundheitsämtern ein erfolgreiches Mittel im Kampf gegen das Virus und für eine lückenlose Kontaktverfolgung sein kann." Dabei sollten Benutzerfreundlichkeit und Gebrauchstauglichkeit auf gleicher Ebene wie datenschutzrechtliche Bedenken stehen, damit schnell gehandelt und Menschenleben gerettet werden könne.

    "Die Krise verschärft sich durch den erneut verlängerten Lockdown weiter. Besonders der stationäre Einzelhandel in Augsburg steht bereits jetzt mit dem Rücken zur Wand", warnt Marcus Vorwohlt, Geschäftsführer des Textilhauses Rübsamen. "Die Winterkollektion liegt noch im Lager und konnte nicht abverkauft werden. Die Lieferung der Frühjahrsware steht vor der Tür und muss im Februar bezahlt werden." Von den versprochenen Überbrückungshilfen sei noch kein Cent geflossen. Das Wasser stehe vielen Händlern bis zum Hals und bereits darüber. Vorwohlt: "Wenn jetzt keine Hilfen ankommen oder im März nicht geöffnet wird, werden viele Händler den Lockdown nicht überleben und für immer schließen." Das werde dramatische Auswirkungen auf die Innenstadt haben und tiefe Spuren hinterlassen.

    Sebastian Priller: Menschen verlieren das Vertrauen in die Politik

    Die bisherige Lockdown-Strategie der Politik und deren Krisenmanagement sorgen, wie es heißt, für Unmut und Unverständnis bei den Unternehmern und Mitarbeitern. "Die Menschen haben das Vertrauen in die Politik verloren", sagt Sebastian B. Priller, Chef der Augsburger Riegele-Brauerei.

    "Die Menschen haben das Vertrauen in die Politik verloren", sagt Sebastian B. Priller, Chef der Augsburger Riegele-Brauerei.
    "Die Menschen haben das Vertrauen in die Politik verloren", sagt Sebastian B. Priller, Chef der Augsburger Riegele-Brauerei. Foto: Michael Kerler (Archivfoto)

    Die flächendeckende Schließung aller Gastbetriebe trotz ausgefeilter und funktionierender Hygienekonzepte sowie die alleinige Fokussierung auf den Inzidenzwert hätten zu einer tiefen Perspektivlosigkeit geführt. Ein ‚Weiter so‘ könne und dürfe es daher nicht geben, um den Zusammenhalt in der Gesellschaft nicht ernsthaft zu gefährden.

    Die Kollateralschäden des Lockdowns werden laut Priller zunehmend sichtbar. Sie seien nicht nur wirtschaftlicher Art. Die psychologischen Risiken nehmen laut Priller zu, im Bildungs- und Schulwesen drohe eine Generation an Bildungsverlierern heranzuwachsen. Priller sagt deshalb: "Die Politik muss den Menschen wieder eine Perspektive geben. Denn ohne Perspektive wird man krank.“

    Handwerker auf dem Raum Augsburg schlagen ebenfalls Alarm

    Auch die Führungsspitze des Handwerks teilt die Einschätzung. So sehr man sich über die Wiedereröffnung der Friseure ab 1. März freue, so sehr ärgert sich das Handwerk über die wieder einmal ausgebliebene Exit-Strategie für alle anderen vom Lockdown betroffenen Handwerksbranchen. Die epidemiologisch begründete Verlängerung des Lockdowns stelle für sehr viele der weiter geschlossenen Handwerksbetriebe eine unverändert schwere Belastung dar und drohe, viele von ihnen in die Knie zu zwingen, heißt es.

    Ulrich Wagner, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer in Augsburg, sagt: "Vielen unserer Betriebe quer durch alle Branchen steht das Wasser bis zum Hals, denn sie haben inzwischen ihre betrieblichen Rücklagen und oft auch private Ersparnisse aufgebraucht." Neben schnellerer staatlicher Unterstützung und höheren Abschlagszahlungen, die von 50 auf 75 Prozent der beantragten Beträge angehoben werden müssen, fordere die Kammer deshalb weitere steuerliche Maßnahmen, um zahlreiche Insolvenzen durch Überschuldung oder Illiquidität abzuwenden, und so viele Arbeits- und Ausbildungsplätze zu retten. Zudem werde es höchste Zeit, dass auch die Bildungsstätten wieder öffnen. Ansonsten drohe eine Generation von Bildungsverlierern.

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