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Augsburg: Augsburger Gastronomen bewirten wieder drinnen: So läuft der Start

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Augsburger Gastronomen bewirten wieder drinnen: So läuft der Start

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    Sarah Smolik ist Chefin des Lokals Centro in der Augsburger Maximillianstraße und freut sich, dass sie Gäste wieder drinnen bewirtet. Sobald sie bedient, trägt sie eine Maske.
    Sarah Smolik ist Chefin des Lokals Centro in der Augsburger Maximillianstraße und freut sich, dass sie Gäste wieder drinnen bewirtet. Sobald sie bedient, trägt sie eine Maske. Foto: Philipp Schulte

    Sich live sehen, hören, bedienen lassen, anstoßen. Das ist viel besser als Videotelefonie, sagen die zwei Freundinnen aus Augsburg. Nach drei Monaten Pause treffen sie sich wieder in einem Café in der Innenstadt. Für eine der beiden fühlt sich das an, als dürfe ein junger Hund seinen Zwinger wieder verlassen und draußen rumtoben, sagt sie. Darauf trinkt Astrid Horsch, 40, im Centro in der Maximilianstraße einen Weißwein und fühlt sich wieder frei.

    Corona-Krise: Jetzt strömen wieder Menschen in Augsburgs Biergärten

    Weil es an diesem sonnigen Nachmittag draußen zu frisch ist, haben sich die beiden Frauen einen Platz drinnen gesucht. Dass Besitzer von Speisegaststätten ihre Gäste in Innenräumen bewirten, ist seit zwei Tagen wieder erlaubt. Es ist der zweite Schritt in der Corona-Krise, damit Gastronomen normaler als noch vor ein paar Wochen arbeiten können. Vergangene Woche, am Montag, öffneten Wirte ihre Lokale im Außenbereich, Menschen strömten in Biergärten. Bars, Kneipen, Diskotheken hingegen bleiben in Bayern weiter geschlossen.

    Fünf Tische stehen im Innern des Centro, an drei dürfen sich Gäste setzen. Die 1,5-Meter-Abstandsregel ist genauso eine Auflage wie die, dass Bedienungen Mundschutz tragen und um 22 Uhr Schluss ist. Wie die beiden Freundinnen das finden? „Unpersönlich, befremdlich“, sagt Astrid Horsch. Sie findet es unterhaltsamer, wenn andere Menschen nah neben ihr sitzen. Lediglich die italienische Musik und die Sonne, die herein lugt, sorge gerade für bessere, mediterrane Stimmung. Eigentlich wäre Astrid Horsch, die in der Veranstaltungsbranche arbeitet, in diesem Jahr an den Gardasee gefahren.

    Während manche es als Vorteil ansehen, dass Tische nach Corona weiter auseinander stehen und nicht jeder alles mitbekommt, ist das bei den zwei Frauen nicht der Fall. Astrid Horsch sagt, dass sie auch dicht gedrängt über private Dinge rede. Heute, bei Wasser, Wein, Latte Macchiato geht es besonders um Klatsch und Tratsch. In den vergangenen Monaten scheint sich eine Menge angestaut zu haben.

    Ein paar Lokale weiter sitzt Anja Dick aus Königsbrunn mit ihrer Schwester, isst Salat, trinkt Wein. Sie hat für diese Woche in drei Restaurants reserviert. „Ich freue mich, dass ich wieder drinnen sitzen darf.“ Auch jetzt, so zwischendurch bei Dean&David am Rathausplatz, hat sie es genossen, sich wieder hinzusetzen. Die Frauen sind die einzigen im Innern des Restaurants, von den Tischen des Lokals auf dem Rathausplatz sind einige belegt. „Wir waren zu leicht angezogen und haben uns rein gesetzt“, sagt Anja Dick.

    Kappeneck in Augsburg bietet weiter Speisen zum Abholen an

    Helmut Hengelmann verleiten die Lockerungen in der Gastronomie noch nicht dazu, sein Lokal wieder aufzusperren. Er ist der Inhaber des Kappenecks in der Jakobervorstadt und bietet weiter Speisen zum Abholen an. Er wartet darauf, dass Gäste in Bayern auch draußen wieder bis 22 statt 20 Uhr sitzen dürfen. Das soll von Montag an wieder möglich sein. Bis dahin lohnt es sich für Helmut Hengelmann nicht, aufzumachen, wie er sagt. Draußen hat er normalerweise 50 Plätze, mit Corona sind es 20. „Wenn es anfängt zu regnen, müssen die Leute rein“, sagt Hengelmann, der bayerische, schwäbische und internationale Gerichte anbietet.

    Dann braucht er drinnen Platz, den er vielleicht nicht hat. Dort wären derzeit nur 20 der 65 Plätze belegbar. Das alles sei eine knifflige Aufgabe, sagt der Gastronom. Von seinen 18 Mitarbeitern arbeiten derzeit sechs. „Ich kann es mir nicht leisten, Geld draufzulegen.“

    Besser läuft es für Enzo Dragone, 56, und sein italienisches Restaurant am Judenberg. Die Trattoria hat derzeit 14 Plätze draußen und 30 drinnen. Der einzige Nachteil an den Lockerungen sei, dass der Inhaber den Außenbereich um 20 Uhr schließen müsse. Viele Stammgäste seien am Montag schon da gewesen. Für den Italiener aus Kalabrien, im Süden des Landes gelegen, ist diese Woche ein weiterer Schritt in die Normalität. Trotzdem: Ein komisches Gefühl und Angst bleiben, wie Enzo Dragone sagt. „Aber mei, wir müssen uns schützen. Ich hätte es schlimmer erwartet.“

    Kennen Sie schon unsere Reihe "Augsburger Allgemeine Original"? In der neuen Video-Serie "Mensch, Maxstraße" zeigen wir Augsburgs Prachtmeile von einer anderen Seite. Mit dabei: Sarah Smolik vom Café Centro. Die vier Episoden können Sie sich mit einem Plus-Abo hier anschauen.

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