Die geplante Streckenführung der Straßenbahnlinie 5 in Augsburg auf der Westseite des Hauptbahnhof-Tunnels ruft Widerstand hervor. Wie die Regierung von Schwaben auf Anfrage unserer Redaktion mitteilte, haben im Zuge des Genehmigungsverfahrens rund 150 Bürger oder Zusammenschlüsse von Privatpersonen Einwendungen gegen die Pläne eingereicht. Dabei geht es neben der Streckenführung um Themen wie Lärmschutz, wegfallende Parkplätze und öffentliches Grün sowie um Belange von Fahrradfahrern.
Unter anderem das „Bürgerforum Rosenau- und Thelottviertel“ hatte schon zum Start des Planfeststellungsverfahrens angekündigt, gegen die Trasse vorzugehen und für den Fall einer Genehmigung indirekt eine Klage angedroht. Wie Karl-Heinz Meyer, Sprecher der Regierung von Schwaben, mitteilte, seien etwa zwei Drittel der 150 Einwendungen gleichlautende Stellungnahmen verschiedener Personen gewesen. Einwendungen dürfen alle Bürger einreichen, die von einem Projekt betroffen sind, etwa weil sie dort wohnen, Eigentum oder eine Firma vor Ort haben. Zudem werden auch Behörden und Verbände sowie die Stadt Augsburg angehört. Wie berichtet hatte der Allgemeine Deutsche Fahrradclub deutliche Kritik an den Plänen geäußert.
Neue Straßenbahnlinie: Auch städtische Ämter fordern Nachbesserungen
Auch vom städtischen Tiefbauamt und dem Grünamt wurde noch Bedarf für Präzisierungen und Nachbesserungen gesehen. Allerdings hatten sich die Stadtwerke in Abstimmung mit der Stadt auf die Vorzugsvariante durch Rosenau-/Pferseer Straße stadtauswärts und Perzheim-/Hörbrotstraße stadteinwärts – die sogenannte geflügelte Variante – verständigt. Die Sozialfraktion aus SPD und Linkspartei im Rathaus mutmaßte, dass die Stadtwerke wohl lieber komplett durch die Rosenaustraße gefahren wären und sich das Baureferat aus städtebaulichen Gründen mit der Variante durch die Pferseer Straße durchgesetzt habe.
Stadtwerkechef Walter Casazza hatte zuvor betont, dass man die geflügelte Variante für besser halte, aber hinzugefügt, dass dies in einer Gesamtabwägung unter Berücksichtigung aller Aspekte geschehe. Oberbürgermeisterin Eva Weber (CSU) sagte dazu vor einigen Wochen, dass die Stadtwerke die Vorzugsvariante aus eigenen Erwägungen heraus gewählt hätten. Dass einige städtische Ämter nun noch Nachbesserungsbedarf sehen, sieht Weber gelassen. Das sei das übliche Vorgehen in einem Planfeststellungsverfahren. Abgesehen davon sei klar, dass der Bau einer Straßenbahntrasse in so dicht bebautem Gebiet nie unproblematisch sei.
Diskussion um Linie 5: Bisher geht es nur um einen Teilabschnitt
Die Regierung von Schwaben wird nun die Stellungnahmen der Bürger sichten und mit den Argumenten der Stadtwerke für die Trasse abwägen. Dass Betroffene sich gegen eine Straßenbahntrasse wehren oder Änderungen fordern, ist üblich. Gegen die Verlängerung der Straßenbahnlinie 3, die in weiten Teilen über freies Feld führt und gemessen an der Länge von vier Kilometern wenig Anwohner hat, gingen 90 Einwendungen ein, bei der Linie 6 mit der Verschmälerung der Friedberger Straße waren es vor 15 Jahren sogar rund 1100 Einwendungen.
Bei der Linie 5 geht es im ersten Abschnitt der Genehmigung nur um das erste Teilstück bis zur Ackermann-Brücke über die Wertach. Fürs zweite Teilstück, das entlang der Bürgermeister-Ackermann-Straße bis zur Uniklinik verlaufen soll, gibt es noch keinen Antrag auf Planfeststellung. Hier dürfte auch noch mit erheblichem Gegenwind zu rechnen sein. In rechtlicher Hinsicht entscheidend ist aber nicht die Zahl der Einwendungen, sondern deren Qualität und was die Stadtwerke diesen Bedenken inhaltlich entgegenzusetzen haben.
Es geht um die Westanbindung des Augsburger Bahnhofs
Der Fahrgastverband Pro Bahn erklärte zuletzt, dass es nun darum gehen müsse, zügig einen Gleisanschluss an den Bahnhofstunnel zu bekommen, der 2023 fertig werden soll. Man könne sich – abweichend von den Stadtwerke-Plänen –auch eine zweigleisige Trasse durch die Rosenaustraße vorstellen. Zumindest für die bestehende Linie 3 lasse sich so schnell eine Anbindung an den Bahnhofstunnel schaffen. Gleichzeitig dürfe nicht mehr zu viel Zeit durch Diskussionen verloren gehen. Andernfalls, so Vorsitzender Errol Yazgac, ziehe sich die Westanbindung des Bahnhofs und die Fertigstellung der gesamten Linie 5 zu weit in die Länge.
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