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Augsburg: Augsburger Betriebe müssen durch 3G-Regel neue Herausforderungen stemmen

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Augsburger Betriebe müssen durch 3G-Regel neue Herausforderungen stemmen

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    Auch an den Türen von Unternehmen hängt jetzt der Hinweis auf 3G.
    Auch an den Türen von Unternehmen hängt jetzt der Hinweis auf 3G. Foto: Albert, dpa (Symbolbild)

    Für Unternehmen mit mehr als zehn Beschäftigten gilt seit einigen Tagen die 3G-Regel. Das bedeutet, nur noch Mitarbeitende, die geimpft, genesen oder negativ testet sind, dürfen weiter vor Ort arbeiten - mit Ausnahme des Handels sowie des Öffentlichen Personennahverkehrs. Den entsprechenden Nachweis hierfür sollen Unternehmen künftig sogar täglich kontrollieren, das geht aus einem aktualisierten Entwurf für das Corona-Regelwerk hervor, das von den Ampel-Parteien an diesem Donnerstag im Bundestag beschlossen werden soll. Bislang ist es ausreichend, dass Ungeimpfte an zwei Tagen der Wochen einen Negativnachweis erbringen. Aber wie soll das in der Praxis funktionieren?

    In vielen Unternehmen sorgt 3G in seiner bisherigen Form schon jetzt für Trubel. Zwar laufe die Umsetzung in größeren Augsburger Unternehmen, die von der IG Metall betreut werden, ganz gut, so Augsburgs Gewerkschafts-Chef Michael Leppek. Doch während die Mehrheit der Beschäftigten die Maßnahmen unterstütze, sei die Umsetzung für die Betriebe eine Herausforderung. "Weniger 3G an sich sorgt derzeit für Probleme, als vielmehr das Drumherum", weiß Leppek aus Gesprächen. Es seien unter anderem Fragen zur Bezahlung offen oder ob das Testen als Arbeitszeit gilt.

    Unserer Redaktion gegenüber berichten Firmen von ihrer Unsicherheit, welche Art Test denn überhaupt erlaubt sei und ob dieser im Betrieb oder noch vor dem Betreten gemacht werden muss. Der Beratungsbedarf zu 3G sei hoch, meldet auch die IHK Schwaben. Das dürfte sich mit den geplanten Verschärfungen nicht ändern. Auch was den Datenschutz angeht. Aktuell sind Beschäftigte nicht verpflichtet, Auskünfte über ihren Impfstatus zu erteilen.

    3G-Regel ist für Betriebe in Augsburg schwer umzusetzen

    "Die Arbeitgeber werden hier in eine schwierige Lage gebracht", sagt auch Sebastian Priller, Chef der Brauerei Riegele. Um dem Datenschutz gerecht zu werden, hat Priller auf Freiwilligkeit gesetzt. Jeder Beschäftigte konnte von sich aus Angaben zum Impfstatus machen. Wer keine Angaben gemacht hat, muss sich nun zwei Mal die Woche testen lassen. Auf zwölf der insgesamt 150 Mitarbeiter trifft das zu. "Das sind 24 Tests die Woche, das klingt wenig, aber die Organisation kostet trotzdem Zeit und beeinflusst Arbeitsabläufe", nennt der Brauerei-Chef eine weitere Hürde. Bislang ziehe die Belegschaft gut mit.

    Auch bei der Stadtsparkasse Augsburg stehe das Gros der Beschäftigten hinter den Regelungen, so Sprecherin Nicole Gergen. Bei einer überschaubaren Anzahl von Kolleginnen und Kollegen, die sich kritisch äußern, verweise man im Gespräch auf die gesetzliche Grundlage. Ähnlich wie bei Riegele müssen die rund 1000 Beschäftigten auch hier ihren Testnachweis der jeweiligen Führungskraft oder einer von der Führungskraft benannten Person vorlegen. Alternativ dazu kann freiwillig ein Impf- oder Genesenen-Nachweis gezeigt werden. "Die 3G-Regelung am Arbeitsplatz ist organisatorisch nicht einfach umzusetzen. Mitarbeitende wie Arbeitgeber sind hier auf eine vertrauensvolle Zusammenarbeit angewiesen", so Gergen. Sollte die tägliche Kontrolle der Nachweise kommen, werde dies wohl eine weitere Mehrbelastung werden.

    Altenhilfe der Stadt Augsburg: Wöchentlich um die 3000 Corona-Tests

    Erfahrung mit ausgiebigem Testen hat man dagegen bereits bei der Altenhilfe der Stadt Augsburg. Rund 3000 Tests pro Woche fallen derzeit hier an. Seit mehr als einem Jahr werden Beschäftigte bereits auf Basis einer eigenen Corona-Strategie regelmäßigen Testreihen unterzogen. Im März diesen Jahres wurde dieses Vorgehen sowie die bayerische Infektionsschutzmaßnahmenverordnung durch eine Allgemeinverfügung der Stadt zudem ergänzt.

    Diese gibt aktuell vor, dass sich ungeimpfte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in diesen Einrichtungen sogar an mindestens drei Tagen der Woche testen lassen müssen. Weil sich auch weiterhin einige geimpfte oder genesene Beschäftigte freiwillig an den Tests beteiligen, käme man bei 750 Beschäftigten in fünf Einrichtungen mit rund 800 Bewohnern auf eben diese rund 3000 Tests pro Woche, rechnet die Werkleiterin der Altenhilfe der Stadt Augsburg, Susanne Greger, zusammen.

    "Dies ist eine enorme zeitliche Belastung und eine logistische Herausforderung für alle Beteiligten." Nicht alle Mitarbeitenden würde die Tests auch mit Begeisterung angehen, aber die Beschäftigten seien sich ihrer Verantwortung bewusst und würden daher die Belastung auf sich nehmen.

    Auch Geimpfte werden bei Glasbau Wiedemann in Haunstetten getestet

    Aus diesem Grund setzen einige Unternehmen schon jetzt über 3G hinausgehende Schutzmaßnahmen um. So auch bei Glasbau Wiedemann in Haunstetten. Hier werden auch geimpfte und genesene Angestellte bereits zwei Mal die Woche getestet. "Ich habe eine Verantwortung meinen Beschäftigten gegenüber und auch dem Betrieb", begründet Firmenchef Christoph Wiedemann.

    Christoph Wiedemann, Geschäftsführer von Glasbau Wiedemann in Augsburg-Haunstetten, hat auch mit Herausforderungen der 3G-Regel am Arbeitsplatz zu kämpfen.
    Christoph Wiedemann, Geschäftsführer von Glasbau Wiedemann in Augsburg-Haunstetten, hat auch mit Herausforderungen der 3G-Regel am Arbeitsplatz zu kämpfen. Foto: Klaus Rainer Krieger (Symbolbild)

    Weder sollen sich Mitarbeitende bei ihm infizieren, noch sollen mögliche Quarantänefälle dafür sorgen, dass Abteilungen geschlossen werden müssen. Wer Anzeichen einer Erkältung zeigt, bleibt deshalb dem Arbeitsplatz fern und kommt erst mit einem negativen PCR-Test zurück. Dazu gilt im ganzen Haus Maskenpflicht - ausgenommen ist nur die Fertigung. Den Mehraufwand, der auch mit Kosten verbunden ist, nehme er auf sich, um gut durch die vierte Welle zu kommen.

    Unterdessen werden seitens der Politik auch die Pläne für die Wiedereinführung der Homeoffice-Pflicht konkreter. In vielen Augsburger Unternehmen gibt es bereits entsprechende Betriebsvereinbarungen. Bei der Stadtsparkasse beispielsweise können schon jetzt 60 Prozent der Arbeitszeit mobil erledigt werden.

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