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Augsburg: Augsburger Anwalt will die Stadtsparkasse anzeigen

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Augsburger Anwalt will die Stadtsparkasse anzeigen

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    Mehrere Sparkassen-Kunden haben mit einem riskanten Zertifikat Geld verloren. Der Anwalt der Anleger spricht nun von Betrug. Die Bank wehrt sich gegen diesen Verdacht.
    Mehrere Sparkassen-Kunden haben mit einem riskanten Zertifikat Geld verloren. Der Anwalt der Anleger spricht nun von Betrug. Die Bank wehrt sich gegen diesen Verdacht. Foto: Silvio Wyszengrad

    Für die Stadtsparkasse ist es ein Fall mit Zündstoff, es geht um den guten Ruf der regionalen Bank. Mehrere Kunden, die mit einem riskanten Zertifikat Geld verloren haben, werfen der Sparkasse vor, sie seien falsch beraten worden. Der Augsburger Rechtsanwalt Bernd Paschek fährt schweres Geschütz auf: Er kündigt eine Strafanzeige gegen die Verantwortlichen an. Die Stadtsparkasse hält dagegen. „Wir weisen den Vorwurf einer systematischen und damit vorsätzlichen Falschberatung auf das Schärfste zurück“, sagt Walter Eschle, der stellvertretende Vorstandschef.

    „Korb voller Chancen“

    Der Fall nimmt seinen Ausgang vor sieben Jahren – es ist eine Zeit, in der die Bankenkrise noch nicht zugeschlagen hat. Der Paukenschlag, die Pleite der US-Bank Lehman Brothers, steht noch bevor. Damals verkauft die Sparkasse mehreren Kunden ein Express-Zertifikat der Crédit Suisse. Im Infomaterial wird es als „Korb voller Chancen“ bezeichnet. Die Wertentwicklung des Zertifikats hängt vom Aktienkurs zehn deutscher Unternehmen ab – es sind große Namen wie Lufthansa, Deutsche Bank und Allianz dabei. Läuft es gut, kann man in knapp vier Jahren aus 100 Euro stolze 144 Euro machen. Fällt aber eine der zehn Aktien aus, droht der Totalverlust des investierten Geldes.

    Tatsächlich gerät eines der im Zertifikat enthaltenen Unternehmen schon bald darauf im Zuge der Finanzkrise ins Strudeln – es ist die Münchner Bank Hypo Real Estate (HRE). Anwalt Bernd Paschek vertritt eine 74-jährige Frau, die mit der Anlage rund 120000 Euro verloren hat (wir berichteten). Er wirft der Bank vor, die Frau nicht ausreichend über die Risiken aufgeklärt zu haben. In erster Instanz gab das Landgericht der Frau recht. Im Berufungsprozess vor dem Oberlandesgericht gewann jedoch die Stadtsparkasse. Die Richter erkannten zumindest keine vorsätzliche falsche Beratung – dadurch waren die Verjährungsfristen für eine Rückzahlung verstrichen. Nach Informationen unserer Zeitung gibt der Sparkassenberater an, er habe der Frau sogar abgeraten, all ihr Geld nur in eine Anlage zu stecken.

    Anwalt will Anzeige erstatten

    Doch nun haben sich weitere drei Anleger bei Anwalt Paschek gemeldet. Auch sie haben mit dem Zertifikat Geld verloren und sagen, sie hätten das Risiko nicht überblickt. Der Jurist glaubt, die Bank habe bewusst Gefahren verschwiegen. Er macht das daran fest, dass es verschiedene Dokumente gibt, in denen das Zertifikat erklärt wird – nicht auf allen taucht der deutliche Hinweis auf, dass es ein Totalverlustrisiko gibt. Der Anwalt geht davon aus, dass Anleger nur „entschärfte“ Dokumente vorgelegt bekamen. Er will demnächst Anzeige erstatten – wegen Prozessbetrugs und gewerbsmäßigen Betrugs. Dann muss die Staatsanwaltschaft klären, ob es bei der Bank ein „System“ gab, wie es der Anwalt vermutet. Die Stadtsparkasse dementiert das vehement. Vorstandsmitglied Walter Eschle sagt: „Dieser Vorwurf entbehrt jeder Grundlage.“ Es sei Vorgabe, Kunden über Chancen und Risiken aufzuklären. Die Sparkasse bedauere aber sehr, dass Kunden mit dem Produkt Verluste erlitten hätten.

    Die Finanzkrise hatte, als die Berater das Zertifikat verkauften, noch nicht ihre Wucht entfaltet. Dass eines der Unternehmen, um die es ging, ernsthaft in Probleme gerät – das hätten auch viele Experten nicht vermutet, meint ein Sparkassen-Berater. Passiert ist es dennoch.

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