Der Umweltausschuss des Stadtrats hat am Montag mit großer Mehrheit beschlossen, dass sich die Stadt das Ziel setzt, den zukünftigen CO2-Ausstoß in Augsburg von jetzt an bis in alle Zukunft auf insgesamt 9,7 Millionen Tonnen zu beschränken. Dies würde bei der jetzigen Kohlendioxid-Emission von 2,4 Millionen Tonnen jährlich bedeuten, dass Industrie, Gewerbe, Haushalte und Verkehr in etwa vier Jahren kaum noch CO2 produzieren dürfen. Das sei nicht realistisch, und darum müsse die Stadt schnellstmöglich Reduktionen erzielen, um auf diese Weise Zeit zu gewinnen, sagt Umweltrefent Reiner Erben (Grüne). "Aber diese Entscheidungen müssen wir jetzt treffen", so Erben. "Wenn wir jetzt nicht anfangen, wird es in den kommenden Jahren immer drängender und wahrscheinlich auch teurer."
Wie die Einsparungen konkret erzielt werden sollen, das soll mit einer Studie erarbeitet werden. Deren Ergebnisse sollen bis Herbst vorliegen. Dann werden Wege aufgezeigt, was sich etwa beim Strommix, bei der Gebäudedämmung oder beim Verkehr tun müsste. Vor allem in der Energiewirtschaft werde es CO2-Einsparungen geben müssen, wenn man deren Anteil am CO2-Ausstoß betrachte, so Erben. Das Ziel von 9,7 Millionen Tonnen geht auf eine Berechnung des städtischen Klimabeirats zurück, einem Gremium aus Experten, Klimaaktivisten, Verwaltungsfachleuten und Politikern, das die Stadt beim Klimaschutz berät. Hintergrund der Rechnung ist, wie viel CO2-Budget den 300.000 Augsburgern anteilig an der Weltbevölkerung noch zusteht, um das Pariser Klimaschutzabkommen und die darin vereinbarte Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 Grad zu erfüllen.
Weniger CO2: Augsburg setzt sich höhere Ziele beim Klimaschutz
FDP-Stadtrat Lars Vollmar regte noch eine Vertagung des Beschlusses an, weil er bei der Berechnung des Klimabeirats und dem Beschluss, den die Stadtverwaltung daraus fasste, noch offene Fragen sah. Allerdings gab es dagegen Widerspruch von vielen Stadträten. Angesichts der Größenordnung der nötigen Einsparungen seien die angesprochenen Details unbedeutend, so Erben. Zudem wolle man mit der Studie, die konkrete Schritte aufzeigt, schnell weiterkommen.
Widerspruch kam von AfD-Stadrat Raimond Scheirich. "Es ist befremdlich, dass wir uns selbst beschränken mit Zielen, die die Wirtschaft an die Wand fahren, während in China weiter Kohlekraftwerke gebaut werden", so Scheirich. Er stimmte als Einziger gegen die Zielvorgabe. Ausschussvorsitzender Josef Hummel (CSU) entgegnete, man dürfe beim Klimaschutz nicht darauf schauen, was der Nachbar mache. Er sagte dazu: "Wenn der Nachbar keinen Schnee auf dem Gehweg räumt, ist das keine Begründung, selbst nicht zu räumen."
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