Startseite
Icon Pfeil nach unten
Augsburg
Icon Pfeil nach unten

Augsburg: Augsburg erzeugt immer mehr Wasser-Strom

Augsburg

Augsburg erzeugt immer mehr Wasser-Strom

    • |
    Das Wasserkraftwerk in der Wolfzahnau liefert nicht nur viel Strom – es ist zugleich ein sehenswertes Stück Industriegeschichte.
    Das Wasserkraftwerk in der Wolfzahnau liefert nicht nur viel Strom – es ist zugleich ein sehenswertes Stück Industriegeschichte. Foto: Silvio Wyszengrad

    Lech und Wertach liefern immer mehr Strom: Im Jahr 2013 ist in der Stadt so viel Energie aus Wasserkraft erzeugt worden, dass damit mehr als 40.000 Augsburger Durchschnitts-Haushalte versorgt werden könnten. Auch die Entwicklung ist beeindruckend. Seit 2002 ist die Menge an Strom aus

    Das Wachstum der Wasserkraft steht auf zwei Beinen

    In den Zahlen sind die zwei jüngsten der 41 Kraftwerke im Stadtgebiet nämlich noch gar nicht berücksichtigt. Die Turbinen der Stadtwerke im Hochablass liefern erst seit Ende 2013 Strom. Eine erste Bilanz hat ergeben, dass seither weitere zehn Millionen Kilowattstunden an Ökostrom erzeugt worden sind, sagt Stadtwerkesprecher Thomas Hosemann. Das ist etwas weniger als errechnet. „Aber es gab zu Beginn einen Probebetrieb und es gab im Frühjahr 2014 wenig Schmelzwasser“, sagt er. Rechnet man den Hochablass und das Restwasserkraftwerk am Ackermann-Wehr an der Wertach hinzu, reicht die Wasserkraft, um knapp ein Drittel der 147.000 Haushalte in der Stadt zu versorgen (44.000); die Stadtwerke rechnen jeweils mit rund 2400

    Kein Wunder, dass Umweltreferent Reiner Erben von den Zahlen angetan ist: „Es ist eine schöne Entwicklung“, sagt er. Das Wachstum der Wasserkraft steht auf zwei Beinen: Zum einen sind neue Kraftwerke entstanden. Vor der Anlage im Hochablass gingen die am Eisenbahnerwehr nördlich der Hochzoller Lechbrücke und das Kraftwerk am Wolfzahnauwehr in der Firnhaberau ans Netz. Sie liefern zusammen rund 26 Millionen Kilowattstunden. Aber es hat sich auch nahezu unsichtbar einiges getan.

    Erben sagt: „Die rasante Steigerung ist auch durch eine Modernisierung bestehender Anlagen zu erklären.“ Eine davon ist die leistungsstärkste Anlage der Stadt an der Spitze der Wolfzahnau. Das Kraftwerk wurde 1901 für die Stadbachspinnerei errichtet. Heute gehört es den Brüdern Franz und Heinrich Winter. Mithilfe neuer Technik haben sie die Stromausbeute hier – und auch in ihren anderen Anlagen – noch einmal gesteigert: „Es war je nach Kraftwerk ein Plus von 35 bis 50 Prozent möglich“, sagt Franz Winter. Neue Generatoren erzeugen praktisch verlustfrei Strom (Wirkungsgrad: 98,5 Prozent), der Verzicht auf Getriebe steigert die Ausbeute noch einmal. In dem Backsteinbau werden so aktuell rund 17 Millionen Kilowattstunden Strom erzeugt – genug für mehr als 7000 Augsburger Durchschnittshaushalte.

    Lech und Wertach sind gute Standorte für Wasserkraft

    Die Gebrüder Winter betreiben inzwischen acht Kraftwerke, davon sechs an den Kanälen von Lech und Wertach. Das sind besonders gute Standorte für Wasserkraft, denn: „In den Kanälen fließt im Gegensatz zum Lech immer gleich viel Wasser“, sagt Winter. Am Hochablass wird immer eine feste Menge Lechwasser in die Kanäle der Stadt abgeleitet. Das erlaubt eine konstante Stromproduktion.

    Mit den Kraftwerken knüpft Augsburg an eine bald 2000 Jahre währende Tradition an, sagt Stadthistoriker Franz Häußler, der nicht nur die Daten aller 41 aktuellen Kraftwerke zusammen getragen hat. Er hat auch die Geschichte der Wasserkraft beleuchtet, die bei der Bewerbung der Stadt um den Titel Unesco-Welterbe eine wichtige Rolle spielt. Schon die Römer nutzten die Kraft des Wassers. Später waren Lech und Wertach die Motoren der Industrialisierung. Als eine Textilfabrik nach der anderen aufgab, begannen die Gebrüder Winter, deren Kraftwerke aufzukaufen. In den vergangenen Jahren ermöglichte ihnen moderne Technik, die Leistung der Anlagen zu steigern. Das wäre auch anderswo noch möglich, sagt Franz Winter. Da die Kraftwerkstechnik robust ist, laufen an vielen Stellen noch alte Turbinen und Generatoren.

    Auch die Stadt sieht hier noch Potenzial. Neue Kraftwerke sind laut Erben an den Kanälen der Stadt dagegen kaum noch möglich. Aktuell gebe es drei denkbare Standorte. Ein weiterer liegt im Grünen, am Lech im Stadtwald. Der Energiekonzern Eon würde dort gerne ein Kraftwerk errichten. Es könnte weitere 28 Millionen Kilowattstunden Strom liefern. Es würde aber mitten im Naturschutzgebiet errichtet und ist daher umstritten.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden