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Augsburg: Augsburg bereitet sich auf einen zweiten Corona-Lockdown vor

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Augsburg bereitet sich auf einen zweiten Corona-Lockdown vor

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    In der Fußgängerzone in Augsburg gilt bereits jetzt eine Maskenpflicht wegen Corona. Werden jetzt die Regelungen weiter verschärft?
    In der Fußgängerzone in Augsburg gilt bereits jetzt eine Maskenpflicht wegen Corona. Werden jetzt die Regelungen weiter verschärft? Foto: Silvio Wyszengrad

    Am Mittwoch wollte Augsburgs Oberbürgermeisterin Eva Weber (CSU) verkünden, ob es in Augsburg einen zweiten Lockdown gibt. Grund ist die steigende Zahl von Corona-Neuinfektionen. Am Dienstag lag der Inzidenzwert bei knapp 218, am Vortag stand er bei 205. Dies entspricht 217,8 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in den vergangenen sieben Tagen. Dass es eine rein lokale Lösung in Augsburg gibt, ist jedoch nicht mehr zu erwarten. Der politische Druck von Kanzlerin Angela Merkel, für Deutschland eine einheitliche Lösung zu finden, könnte sich auf Augsburger Konzepte auswirken. Auch die Vorgaben von Bayerns Ministerpräsident Markus Söder nehmen Einfluss auf hiesige Entscheidungsprozesse. In der Wirtschaft allerdings wächst die Sorge vor einem Lockdown - egal, von wem er ausgeht.

    OB Eva Weber will einen Lockdown in Augsburg weitgehend vermeiden

    Mehrere kleine Läden aus Augsburg haben sich diese Woche zu einer Initiative zusammengeschlossen. "Die aktuelle Corona-Krise macht uns allen zu schaffen, da wir sehr verunsichert sind, ob und wie es weitergehen soll", sagt Ina Gantenbein stellvertretend für ihre Kollegen. Mit Erschrecken stellen die Händler fest, "dass die Augsburger Innenstadt eher einer Geisterstadt ähnelt, da sich kaum Menschen in die Einkaufsstraßen trauen". Die Infektionen gingen nicht von den Geschäften und nicht vom Einkaufsbummel aus, sagt Gantenbein, die das Geschäft Kokett-Dessous führt. Ein Lockdown wäre verheerend: "Wir Einzelhändler hatten schon große Schwierigkeiten, die erste Welle zu verkraften." Deshalb werben einige Händler nun auch mit Videobotschaften in sozialen Netzwerken dafür, dass die Kunden in die Geschäfte kommen sollen.

    Oberbürgermeisterin Eva Weber hatte im Interview mit unserer Redaktion betont, einen Lockdown weitgehend vermeiden zu wollen. Ob dies möglich ist, ist aufgrund steigender Fallzahlen fraglich. Doch die Corona-Infektionen in Augsburg sind auch nicht alleine ausschlaggebend: In den Überlegungen der Stadt spielen auch die wechselseitigen und engen Beziehungen mit den Nachbarlandkreisen eine Rolle. Wie ließe sich ein Lockdown im Stadtgebiet Augsburg organisieren, wenn das öffentliche Leben in den Nachbarstädten Friedberg, Gersthofen, Neusäß und Königsbrunn nicht oder weniger stark eingeschränkt wäre?

    Spekuliert wird auch, ob sich Augsburg an anderen Lockdowns in Bayern orientieren könnte. In den Krisenregionen Berchtesgadener Land und Rottal-Inn mussten Lokale schließen. Der Ortsverband der Bund der Selbstständigen in Augsburg hält dies für falsch. "Wenn laut darüber nachgedacht wird, einen Lockdown oder einen Teil-Lockdown zu verhängen, wird dies weitreichende Konsequenzen haben", heißt es in einem offenen Brief, der an Eva Weber gerichtet ist. Vorsitzender Frank Dietrich: "Unsere Mitgliedsbetriebe konnten die Maßnahmen im Frühjahr noch durch Rücklagen und staatliche Hilfen abfedern." Ausgangsbeschränkungen für Bürger kämen einem Lockdown für die Wirtschaft gleich. Betriebsschließungen und Entlassungen wären die Folge.

    Die Sorge der Geschäftsleute vor möglichem Lockdown wächst

    Die Wirtschaftskammern haben sich ebenfalls positioniert. Matthias Köppel, Leiter Standortpolitik der Industrie- und Handelskammer (IHK) Schwaben, sagt: "Augsburg hat als Metropole einen internationalen Anspruch und ist in jedem Wirtschaftszweig weltweit vernetzt, ganz abgesehen von den engen, regionalen Verflechtungen. Ein Lockdown hätte auf die Wirtschaft hier katastrophale Auswirkungen." Viele Unternehmen würden dann ihre Belastungsgrenze erreichen.

    Ulrich Wagner, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Schwaben, teilt diese Einschätzung: "Ein Lockdown in Augsburg würde den gesamten Wirtschaftsraum und Regionen weit darüber hinaus betreffen." Denn klar sei: An einen politisch verordneten und der Senkung von Infektionszahlen dienenden Lockdown müsste sich jeder halten. Für das Handwerk hieße dies, dass Lieferketten unterbrochen würden. Eine reibungslose Auftragsbearbeitung wäre gefährdet. Wagner: "Ganze Produktionsabläufe würden gestoppt, weil diese von Materiallieferungen, Vorprodukten und gestaffelten Absatzmärkten geprägt sind."

    Handel, Gastro und Kreative leiden besonders unter Corona-Beschränkungen

    Die wirtschaftliche Situation vieler Unternehmen sei angespannt, sagt IHK-Vertreter Köppel: "Angesichts sich verschärfender Corona-Maßnahmen drohen insbesondere dem Einzelhandel, der Gastronomie und der Kreativwirtschaft massive Umsatzausfälle." Im Handwerk spürten die Metall- und Zuliefererbetriebe, die als verlängerter Arm der Industrie fungieren, die Auswirkungen der Krise deutlich, heißt es. Am stärksten litten jedoch verbrauchernahe Gewerke wie Friseure, Optiker oder Fotografen. Wagner: "Die Auftragseinbrüche und Umsatzausfälle während des Lockdowns im Frühjahr konnten bislang nicht ausgeglichen werden."

    Alle Neuigkeiten zum Coronavirus in Augsburg lesen Sie in unserem News-Blog.

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