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Augsburg: Augsburg bekommt zum ersten Mal einen Brunnen hinter Glas

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Augsburg bekommt zum ersten Mal einen Brunnen hinter Glas

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    Der Brunnen auf dem Stadtmarkt kommt über den Winter nun hinter Glas statt hinter Holz. Das neue Konstrukt des Augsburgers Walter Sager ist ein Test.
    Der Brunnen auf dem Stadtmarkt kommt über den Winter nun hinter Glas statt hinter Holz. Das neue Konstrukt des Augsburgers Walter Sager ist ein Test. Foto: Silvio Wyszengrad

    Augsburg bekommt seinen ersten "gläsernen Brunnen" in diesem Winter. Seit etlichen Jahren schon wird in der Stadt immer wieder über die Optik der winterlichen Holzverschalungen an den Brunnen diskutiert. Zuletzt nahm das Thema nach der Ernennung Augsburgs zum Unesco-Welterbe wieder an Fahrt auf. Nicht zuletzt weil der deutsche Unesco-Botschafter bei seinem Besuch anmerkte: "Ich sehe eine weltoffene Stadt, wenn auch mit geschlossenen Brunnen." Während diskutiert wurde und städtische Mitarbeiter sich sogar die gläsernen Einhausungen der Brunnen in Salzburg ansahen, feilte ein Augsburger längst an einem eigenen Konstrukt. Dieses wird am Samstagnachmittag auf dem Stadtmarkt aufgebaut.

    Dann kommt der Marktbrunnen vor der Fleischhalle unter eine Glashaube. Walter Sager hat die drei Meter hohe sechseckige Pyramide aus einem besonderen Plexiglas konstruiert. Für ihn ist der Aufbau auf dem Stadtmarkt eine Art Testlauf. Er denkt bereits an die nächsten möglichen Schritte.

    Augsburgs Brunnen hinter Holz: "Eine Katastrophe"

    Walter Sager ist vielen in der Stadt bekannt. Über 14 Jahre betrieb er das Lavazza-Café in der Annastraße, bis es 2015 schloss. Seit rund sieben Jahren sorgt er für weihnachtliche Atmosphäre in Augsburg. Sager, dessen Ein-Mann-Unternehmen "Der Beleuchter" heißt, ist für die Weihnachtsbeleuchtung mit ihren Girlanden, Sternen und Co. zuständig. Weitere Städte und Firmen zählen zu seinen Kunden. Augsburg aber, sagt er, liege ihm als Heimatstadt besonders am Herzen. Darum findet er es schlimm, wenn im Oktober die Prachtbrunnen zum Schutz vor kalter Witterung für ein halbes Jahr hinter schnöden Brettern verschwinden. "Diese Holzverschalung finde ich eine Katastrophe."

    Sager hat schon etliche Berufe ausgeübt und viele Einfälle. Vor vier Jahren hatte der unter anderem gelernte Lüftungsbauer die Idee, eine gläserne "Winterhaube" für Brunnen zu entwickeln. Er sah sich Beispiele in anderen Städten an. Auch in Salzburg war er. Doch qualitativ hätten auch ihn die Konstruktionen nicht überzeugt, meint der Augsburger, der sich an eine eigene Konzeption wagte.

    Augsburger Sager steckt viel Geld und Zeit in Glas-Konstrukt

    Ein Prüfstatiker, den er noch aus Café-Zeiten kannte, stand ihm dabei beratend zur Seite. "Es gibt viele Vorgaben, die man beachten muss." Ursprünglich hatte Sager für seine erste Glasverkleidung den Brunnen auf dem Martin-Luther-Platz an der Kreissparkasse im Auge. "Aber für einen Protoypen war mir der Brunnen dann doch zu groß." Er wollte sein erstes Werk lieber am kleineren Marktbrunnen ausprobieren. "Das war als finanzielle Investition interessanter." Über 20.000 Euro habe er in sein Konstrukt gesteckt - "Arbeitszeit nicht mit eingerechnet."

    Walter Sager sorgt dafür, dass die Augsburger Innenstadt im Advent stimmungsvoll beleuchtet ist.
    Walter Sager sorgt dafür, dass die Augsburger Innenstadt im Advent stimmungsvoll beleuchtet ist. Foto: Silvio Wyszengrad

    Anfang 2020, erzählt er, war die Pyramide fertig. Sager arbeitete hier mit einer Wintergarten-Baufirma zusammen. Es handelt sich um eine sechsseitige Pyramide, drei Meter hoch, mit einem Durchmesser von 3,50 Metern. Die Seiten sind nach innen gebogen. Die Pyramide besteht aus einem besonderen Plexiglas. "Es ist unzerstörbar und damit sicher, durch eine Spezialbeschichtung perlt das Wasser an dem Material ab. Oben an der Spitze ist eine Art Kaminlüftung angebracht", erklärt er. Zudem habe Plexiglas den Vorteil, wesentlich leichter zu sein als normales Glas. Das Konstrukt wird zudem illuminiert. Auch hier gebe es viele Möglichkeiten.

    So entstand der Marktbrunnen auf dem Stadtmarkt

    Der Augsburger Stadtmarkt wurde im Oktober 2020 bereits 90 Jahre alt. Aufgrund von Corona wurden die geplanten Feierlichkeiten abgesagt. Auf dem Stadtmarkt gibt es seit jeher einen Brunnen.

    Doch im Krieg zerstörten Bomben nicht nur die Markthallen, sondern auch den Marktbrunnen. Im Jahr 1951 wurde ein neuer errichtet.

    Der Augsburger Bildhauer Joseph Lappe (1905-1992) hat dafür die Bronzefiguren geschaffen.

    Sie zeigen zwei Frauen mit einem Vogel und einer Pflanze in ihren Händen, die die Waren des Markts symbolisieren sollen.

    An diesem Samstag will Walter Sager das rund 180 Kilogramm schwere Konstrukt auf dem Stadtmarkt montieren. Zwar hatte er die Pyramide bereits mehrere Monate auf einem Firmengelände getestet, aber er ist trotzdem gespannt, ob alles auf Anhieb funktioniert. Wenn nicht, müsse nachgebessert werden.

    Test auf dem Stadtmarkt Augsburg

    Auch bei der Stadt Augsburg ist man neugierig. "Als Test wurde bewusst der Marktbrunnen am Stadtmarkt gewählt, weil er kleiner ist", sagt Ekkehard Schmölz, Leiter der Stadtmarketinggesellschaft Augsburg Marketing. "Wir wollen wissen, wie die Menschen den gläsernen Brunnen finden. Gleichzeitig wollen wir mehr Aufmerksamkeit für den Stadtmarkt, der jetzt 90 Jahre alt geworden ist." Augsburg Marketing mietet im Übrigen die Glaseinhausung gemeinsam mit dem Förderverein Stadtmarkt und dem städtischen Marktamt von Walter Sager. Das Trio teilt sich die Kosten.

    Der Augsburger Bildhauer Joseph Lappe (1905-1992) hat die Bronzegestalten mit dem Vogel und einer Pflanze in der Hand, die auf dem Marktbrunnen zu sehen sind, 1951 geschaffen.
    Der Augsburger Bildhauer Joseph Lappe (1905-1992) hat die Bronzegestalten mit dem Vogel und einer Pflanze in der Hand, die auf dem Marktbrunnen zu sehen sind, 1951 geschaffen. Foto: Stadt Augsburg

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    Egal wie der Testlauf ausfallen wird, Walter Sager ist überzeugt, auf dem richtigen Weg zu sein. "Diese erste Pyramide ist für mich eine gute Investition, weil aus der Idee mehr zu machen ist", sagt er. "Wenn das hier gut funktioniert, werde ich mich an größere Brunnen heranwagen." Ein Augustusbrunnen hinter Glas etwa, sagt Sager, reize ihn sehr. Am liebsten würde er mit seiner Heimatstadt zusammenarbeiten, aber Sager sieht auch ein größeres potenzielles Geschäftsfeld. "Auch andere Städte haben Brunnen und diese Thematik." Für seine Konstruktion habe er übrigens ein Patent angemeldet.

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