Mit dem Stadtmarkt feiert auch der Bauernmarkt sein 90-jähriges Bestehen: In diesem Jahr allerdings mussten die meisten Händler des Bauernmarktes ihre angestammten Plätzen räumen und mit ihren temporären Ständen in die Bäckergasse ziehen. Sanierungsarbeiten am einstigen Stadtarchiv, das an den Bauernmarkt angrenzt, machen die Nutzung des Platzes derzeit unmöglich. Georg Assenbrunner ist einer der Bauernmarkt-Händler, die vorübergehend in der Bäckergasse stehen. Der Bauernmarkt ist für seine Familie aus Griesbeckerzell im Landkreis Aichach-Friedberg eine zweite Heimat geworden. Assenbrunner selbst hat hier sogar die Liebe seine Lebens kennengelernt, wie er gleich erzählen wird.
Es ist Freitagvormittag. Georg Assenbrunner richtet an seinem Stand das Gemüse. Wie üblich trägt er seine grün-orangefarbene Jacke, an der man ihn sofort erkennt. Eine Kundin reicht ihm eine Box und bittet nach der üblichen Menge Eier. Sie hatte schon Angst, dass der Landwirt wegen des Regens nicht kommen würde. Doch Assenbrunner steht bei fast jedem Wetter auf dem Bauernmarkt, allein der Kundschaft wegen.
Landwirt Georg Assenbrunner kennt Stammkunden am Gesicht
Er wisse nicht alle Namen, aber am Gesicht erkenne er eigentlich jeden Stammkunden. "Nur wird das momentan durch die Masken etwas schwierig", sagt der Standbetreiber lachend. Er schätzt den familiären Umgang, der beim Verkauf herrscht. Ein älteres Ehepaar, sagt ihm Bescheid, dass es erst übernächste Woche wieder kommt. Assenbrunner legt den Kunden sonst immer Wachteleier und Rosen zur Seite.
Bauernmarkt: Kampf um besten Platz gibt es nicht mehr
Bereits 35 Jahre arbeitet der Landwirt auf dem Bauernmarkt. Freitags und samstags kommt er nach Augsburg, allerdings fängt die eigentliche Arbeit für den Stand früher an. "Ab Mittwoch wird meistens vorbereitet. Das bedeutet Blumen werden geschnitten, Gemüse zusammengetragen und so weiter." Schon seine Mutter hat vor ihm Obst und Gemüse auf dem Bauernmarkt verkauft, nur nicht in dem Ausmaß.
"Die Auswahl war nicht so groß wie jetzt, aber jedes Jahr ist es etwas mehr geworden", erinnert sich Assenbrunner. Seine Familie ist auf dem Bauernmarkt mit am längsten dabei. Er schätzt, dass es schon über 50 Jahre sind, genau kann er es nicht sagen.
Den mitunter ruppigen Kampf um die besten Verkaufsplätze, wie er früher geherrscht haben soll, hat der 58-Jährige nicht mehr miterlebt, aber viel darüber gehört. "Da standen die Verkäufer immer schon gedrängt am Tor, bevor der Markt überhaupt offen war", erzählt er. Heute sei so etwas nicht notwendig. "Jeder hat seinen eigenen Platz."
Plötzlich hatte Georg Assenbrunner Schmetterlinge im Bauch
Viel hat der Landwirt auf dem Bauernmarkt bereits erlebt. Am liebsten denkt er an das Jahr 2008 zurück. Damals lernte er seine jetzige Frau kennen. Sie war seine Kundin. Die Initiative hätte damals sie ergriffen, sagt Assenbrunner. Er weiß noch, dass sie immer Zwiebeln und Bäumchen bei ihm gekauft hat und dann unbedingt seinen Hof besuchen wollte.
"Sie hat sich allgemein dafür interessiert und sie kam dann immer mit dem Fahrrad", erinnert er sich zurück. Nach einem ihrer Besuche auf dem Hof hatte er dann plötzlich "Schmetterlinge im Bauch". Ein Jahr später heirateten die beiden, mittlerweile hilft Birgit Assenbrunner tatkräftig mit. Auf die Frage, ob der Landwirt sich vorstellen könnte, in Augsburg keinen Stand mehr zu führen und stattdessen nur einen Hofverkauf zu betreiben, schüttelt der Landwirt nur den Kopf. "Das hier ist wie eine zweite Heimat für mich."
Was es auf dem Augsburger Bauernmarkt zu kaufen gibt
Die Kunden kommen freilich nicht nur wegen der Verkäufer zu den Ständen. Ein Grund für viele, auf dem Bauernmarkt einzukaufen, sind die Preise. Es ist meistens etwas günstiger als an den festen Ständen, dafür ist die Auswahl kleiner, denn auf dem Bauernmarkt bieten nur Landwirte aus der Region ihre Produkte an. Exotisches Obst gibt es hier nicht, dafür aber saisonale Produkte, die nur eine kurze Anreise hatten. Nicht nur Obst und Gemüse, sondern auch Fleisch, Eier, Marmelade und Honig sind erhältlich.
"Insgesamt sind es etwa 20 Landwirte, die in und um Augsburg ihre Produkte anbauen und hier einen Marktstand haben. Aber die sind nie gleichzeitig da", sagt Johannes Knoll vom Augsburger Marktamt. Georg Assenbrunner selbst verkauft ganzjährig nur seine Kartoffeln, Zwiebeln und Eier. Sein restliches Angebot wechselt mit den Jahreszeiten. Gerade bekommen Kunden bei ihm auch Kürbisse, Rüben, Lauch, Zucchini, Walnüsse und Äpfel.
Info: Der Bauernmarkt ist Montag bis Freitag jeweils von 7 bis 14 Uhr geöffnet. Anbieter sind zu finden auf der Stadt-Augsburg-Website unter "Stadtmarkt, Wo gibt's was?" .
Hier finden Sie die weiteren Teile unserer Stadtmarkt-Serie:
So soll der Stadtmarkt nach 90 Jahren Bestehen modernisiert werden
Ein besonderer Job: Werner Kaufmann managt Augsburgs Stadtmarkt
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