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Augsburg: AstraZeneca: Uniklinik bestätigt Verdachtsfall auf Komplikation

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AstraZeneca: Uniklinik bestätigt Verdachtsfall auf Komplikation

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    Das Augsburger Impfzentrum musste schnell auf die bundesweit verhängte Aussetzung des Impfstoffs AstraZeneca reagieren.
    Das Augsburger Impfzentrum musste schnell auf die bundesweit verhängte Aussetzung des Impfstoffs AstraZeneca reagieren. Foto: Silvio Wyszengrad

    Harald Binder hatte alles für Dienstmorgen vorbereitet. Der Augsburger wollte seinen 81 Jahre alten Vater mit dem Auto abholen und ihn ins Impfzentrum fahren. Dort hätte der Senior um zehn Uhr seinen ersten Impftermin gehabt. Doch dann sah Binder die Handynachricht und die Mail vom Vorabend. Sie waren um kurz nach 22 Uhr eingegangen: Der Termin war storniert. Wie Harald Binder erging es vielen Bürgern. Der vorübergehende deutschlandweite Stopp des Impfstoffes AstraZeneca hat auch in Augsburg überrascht. Am Universitätsklinikum wird auf Nachfrage unserer Redaktion bestätigt, dass sich dort momentan ein Patient oder eine Patientin stationär mit Verdacht auf eine Impfkomplikation nach einer AstraZeneca-Verabreichung in Behandlung befinde.

    Uniklinik Augsburg meldet Verdachtsfall Paul-Ehrlich-Institut

    Ob es sich dabei um einen Mann oder eine Frau handelt, will der Ärztliche Direktor, Prof. Dr. Michael Beyer, aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht sagen. "Inwieweit es sich hier um eine tatsächliche Impfkomplikation handelt oder der Vorgang als eigenständiges Krankheitsbild zu bewerten ist, lässt sich aus medizinischer Sicht nicht sicher abgrenzen", betont Beyer. Man habe den Vorgang als Verdachtsfall dem Paul-Ehrlich-Institut, dem deutschen Bundesinstitut für Impfstoffe, übermittelt. Der oder die Patient(in) befinde sich im Moment auf dem Weg der Besserung, so der Ärztliche Direktor.

    Die Meinungen zur Aussetzung des Vakzins gehen, wie bei vielen anderen Themen rund um Corona auch, zum Teil weit auseinander. Selbst der 55-jährige Binder ist zwiegespalten. Einerseits müsse man lieber auf Nummer sicher gehen, findet der Augsburger. Auf der anderen Seite wachse aber der Frust über den Umgang der Politik mit der Pandemie. Impfchaos, Impfstopp und ein seiner Meinung nach zu lang anhaltender Lockdown - "das alles sind keine glücklichen Meldungen." Sein 81 Jahre alter Vater habe sehr betroffen reagiert, als er von der Stornierung des Impftermins erfuhr. "Er hatte sich schon darauf eingestellt." Der Senior, der noch allein zuhause lebe, sei auf wechselndes Pflegepersonal angewiesen. Aus diesem Grund sei ihm wichtig, dass er bald geimpft werde.

    Was ist mit der zweiten Corona-Impfung mit AstraZeneca?

    Als das Bundesgesundheitsministerium am Montag den sofortigen Impfstopp mit AstraZeneca verhängte, reagierte das Augsburger Impfzentrum schnell und stornierte noch am Abend bereits vereinbarte Termine. Um wie viele es sich handelte, konnte die Stadt auch am Tag nach der Bekanntgabe nicht sagen. Bis Dienstagabend gab es auch keine Informationen darüber, wie viele Bürger bereits eine erste Impfdosis mit AstraZeneca bekommen haben und in einigen Wochen bzw. Monaten mit der zweiten Impfdosis dran wären. In den Landkreisen Augsburg und Aichach-Friedberg dagegen liegen die Zahlen offen: Dort wurden knapp 500 bzw. 770 Erst-Termine storniert. Schon vereinbarte Zweit-Termine wurden vorläufig stehen gelassen, weil man davon ausgeht, dass in einigen Wochen mehr Klarheit herrscht.

    Die Augsburgerin Birgit B. hat eine erste Impfung mit dem Serum bereits hinter sich. Ende Februar hatte die 43-Jährige die Nachricht erhalten, dass sie einen Termin vereinbaren könne. Die Augsburgerin hatte sich erst kurz zuvor registrieren lassen, nachdem die Stadt Augsburg bekannt gegeben hatte, dass die Registrierungssoftware des Freistaates nun auch jüngere Augsburger aus den Priostufen 2 und 3 auslost. Zu dem Zeitpunkt wurde AstraZeneca noch nicht an Menschen über 65 Jahren verimpft.

    Birgit B., die sich um ihren pflegebedürftigen Vater kümmert, hatte die erste Impfung gut vertragen, sagt sie. Lediglich müde sei sie danach gewesen. Sie habe jetzt auch keine Angst vor einer möglichen Thrombose. Ihr näheres Umfeld sieht das offenbar nicht ganz so gelassen. Wie sie erzählt, hätten Freunde und Familie schon besorgt bei ihr angerufen. Die 43-Jährige bleibt positiv. "Jetzt in Panik zu verfallen, bringt nichts. Außerdem gibt es viele Studien zu dem Impfstoff. Ich vertraue darauf." Ähnlich optimistisch glaubt die Augsburgerin daran, dass die zweite Impfung klappen wird. Anfang Mai stehe erst der nächste Termin an. "Das wird bis dahin schon wieder gehen. Und wenn AstraZeneca komplett aus dem Programm genommen werden sollte, dann muss ich mich eben für einen anderen Impfstoff neu anstellen."

    Überraschend schnell ein neuer Impftermin für die Mutter

    Die Stadt Augsburg hat darauf aufmerksam gemacht, dass betroffene Personen über ihren Account im Anmeldeportal: www.impfzentren.bayern einen neuen Termin buchen können, sobald wieder neue Termine mit einem anderen Impfstoff zur Verfügung stehen. Dies werde mehrere Tage dauern und vermutlich erst ab nächster Woche der Fall sein, hieß es noch am Montag. Die Stadt empfahl den betroffenen Bürgern, regelmäßig im Impfportal nachzuschauen. Das hat Astrid Kellner am Dienstag auch getan und schneller Erfolg damit gehabt, als sie gedacht hätte. Nach der Stornierung des AstraZeneca-Impftermins für ihre 78 Jahre alte Mutter hat sie bereits schon wieder einen neuen für die Woche darauf erhalten - diesmal mit dem Impfstoff von Biontech. Damit sei ihr 84-jähriger Vater auch schon geimpft worden.

    Kellner lobt die schnelle und professionelle Arbeit des Augsburger Impfzentrums. Grundsätzlich begrüßt die 47-Jährige, dass der AstraZeneca-Impfstoff nochmal überprüft wird. Aber sie warnt auch vor einer Panikmache. "Es bringt uns nicht weiter, wenn jetzt alle ausflippen."

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