Vertreter der Beschäftigten des Augsburger Luftfahrtzulieferers Premium Aerotec haben massive Kritik an den Plänen der Geschäftsleitung geübt, bis zu 1100 von 3600 Arbeitsplätzen in Augsburg abzubauen. Sebastian Kunzendorf ist Betriebsratsvorsitzender von Premium Aerotec in Augsburg. Er sagte unserer Redaktion: „Die Belegschaft ist geknickt, aber auch stinksauer und kampfbereit.“ Das zeigte sich auch in der Betriebsversammlung am Donnerstagmittag. Mitarbeiter beschreiben die Stimmung als hochemotional, es habe viele laute Zwischenrufe gegeben.
2000 Mitarbeiter demonstrieren gegen Stellenstreichungen bei Premium Aerotec
Enttäuscht sind die Mitarbeiter auch darüber, dass sie nicht über Perspektiven informiert worden seien. "Bei der Betriebsversammlung wurden nur nackte Zahlen genannt, kein Sterbenswörtchen darüber, wie es weitergehen soll", sagte ein Beschäftigter, der lieber anonym bleiben möchte. Ihrem Ärger machten die Mitarbeiter am Donnerstag bei einem Protestmarsch Luft, an dem etwa 2000 Menschen teilnahmen.
Betriebsratschef Kunzendorf sagte, die Beschäftigten hätten den Aufbau des Niedriglohnstandortes von Premium Aerotec in Rumänien durch die Abgabe von Arbeitspaketen mitgetragen und jahrelang den Hochlauf der Auslieferungen an Flugzeugteilen abgesichert. Der Arbeitnehmer-Mann ist enttäuscht über die Politik des Unternehmens: „Nun will die Geschäftsführung den Standort ausbluten. Sie hat offensichtlich keinen Plan, Augsburg mit zukunftsfähigen Produkten auszulasten.“ Stattdessen solle die Verlagerung von Arbeitspaketen ins kostengünstigere Ausland weitergehen.
Geplanter Jobabbau: Betriebsrat von Premium Aerotec gibt sich kämpferisch
Dabei fordern die Belegschaftsvertreter seit Jahren ein Zukunftskonzept für das Werk mit neuen Arbeitspaketen, Technologien und Fertigungskonzepten. Der Betriebsrat hat bereits im vergangenen Jahr eigene Vorschläge unterbreitet. Kunzendorf meinte jedoch: „Von der Geschäftsführung fehlt bislang jegliche Perspektive für den Standort.“
Der Augsburger IG-Metall-Chef Michael Leppek gibt sich dennoch kampfbereit: „Wir werden alles tun, um diesen Kahlschlag zu verhindern.“ An die Adresse der Politik sagte er: „Die bayerische Staatsregierung ist aufgefordert, ihren Einfluss geltend zu machen, um die Arbeitsplätze in Bayern zu sichern.“
Jürgen Kerner war einmal IG-Metall-Chef in Augsburg. Das heutige Vorstandsmitglied der IG Metall betreut für die Gewerkschaft bundesweit die Luft- und Raumfahrtindustrie. Kerner appellierte an den neuen Airbus-Chef Guillaume Faury: „Er kann sich nicht wegducken. Airbus muss zehn Jahre nach der Gründung endlich eine Zukunftsstrategie für Premium Aerotec aufzeigen.“ Premium Aerotec ist eine Tochter des deutsch-französisch-spanischen Airbus-Konzerns. (mit nist)
Lesen Sie dazu auch: Bis zu 1100 Arbeitsplätze sind bei Premium Aerotec mittelfristig gefährdet