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Augsburg: Anna-Passage trennt sich von ihren Mietern

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Anna-Passage trennt sich von ihren Mietern

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    Der neue Eigentümer will die Anna-Passage umbauen.
    Der neue Eigentümer will die Anna-Passage umbauen. Foto: Silvio Wyszengrad

    Christa Karl ist sauer. Seit 20 Jahren betreibt sie nun ihr Krawattengeschäft Harvey’s in der Anna-Passage. Doch in einem Monat ist Schluss. Dann muss sie raus – „unfreiwillig“, wie sie groß in ihrem Schaufenster schreibt und den aktuellen Räumungsverkauf begründet. Auch die anderen Mieter, darunter zwei Arztpraxen und mehrere Modegeschäfte, müssen wohl schon bald ausziehen. Deren Mietvertrag läuft noch bis Mitte des Jahres 2013, danach will der neue Eigentümer, die Firma HLG aus Münster, das Objekt von Grund auf sanieren.

    Die Gesellschaft zur Entwicklung von Handelscentren, wie das Unternehmen offiziell heißt, hatte im Februar dieses Jahres die Anna-Passage von einem insolventen Investor gekauft und bald darauf allen Mietern einen Kurzzeitmietvertrag vorgelegt. Der berechtigt beide Parteien zur Kündigung, betont Dirk Brockmann von der HLG. „Bis 30. Juni werden wir dieses Recht aber von unserer Seite aus nicht in Anspruch nehmen.“

    "In den Läden bleibt niemand hängen"

    Diese Vereinbarung sei jedem Mieter angeboten worden, der ein „tragfähiges Konzept“ für die Zukunft habe – im Falle des Krawattengeschäfts von Christa Karl sei das nicht der Fall gewesen, sagt Brockmann. Wer von den anderen Mietern nach dem Umbau wieder in die Ladenpassage einziehen darf, sei bislang offen. Eine harte Nachricht für alle, die seit Jahrzehnten in der Passage ihre Kunden empfangen. Sonja Mertl zum Beispiel leitet das Modegeschäft Stefanel, das seit der ersten Stunde dabei ist und wohl bald an einem neuen Standort in Augsburg zu finden sein wird. „Ich wäre gerne hier geblieben“, sagt Merkl, doch auch sie habe in den vergangenen Jahren gemerkt, dass immer mehr Stammkunden fernbleiben. „Die Frequenz ist gerade samstags da, doch in den Läden bleibt niemand hängen.“

    Konzept aus den 70ern funktioniert nicht mehr

    Die Anna-Passage verbindet den Ernst-Reuter-Platz samt Parkhaus und Neuer Stadtbücherei mit der Annastraße. Seit Jahren schon stehen viele Läden leer, wechselnde Eigentümer bekamen das Problem nicht in den Griff. „Passagen in Augsburg sind ein schwieriges Thema“, erklärt Immobilienexperte Peter Wagner. Das liege daran, dass Einkaufspassagen – meist geplant in den 70ern – allgemein nicht mehr angenommen werden. Mini-Boutiquen mit wenig Schaufenstern seien nicht attraktiv, meint Wagner. „Der Kunde will sehen, was ihn im Geschäft erwartet.“

    Der neue Eigentümer der Anna-Passage setzt beim Umbau daher auf größere Einheiten und einen schmaleren Durchgang. Offiziell will Dirk Brockmann von HLG das Konzept erst im Frühjahr vorstellen. Doch bei der Stadt ist man optimistisch, dass die Sanierung des 30 Jahre alten Objekts endlich den erhofften Befreiungsschlag bringt. Peter Wagner sieht ebenfalls Potenzial: „Die Lage ist gut und die Frequenz solide. Sobald es große Schaufenster-Flächen gibt, könnten attraktive Mieter einziehen.“

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