Startseite
Icon Pfeil nach unten
Augsburg
Icon Pfeil nach unten

Augsburg: Angst vor Coronavirus: Für Altenheime in Augsburg gilt jetzt "Betreten verboten!"

Augsburg

Angst vor Coronavirus: Für Altenheime in Augsburg gilt jetzt "Betreten verboten!"

    • |
    In Augsburger Pflege- und Altenheimen gilt jetzt ein Betretungsverbot für Besucher.
    In Augsburger Pflege- und Altenheimen gilt jetzt ein Betretungsverbot für Besucher. Foto: Oliver Berg, dpa (Symbolbild)

    Diese Nachricht ging durch die Medien: In einem spanischen Altenheim sind allein 15 Bewohner an den Folgen des Coronavirus gestorben. Das Problem: Das Virus kann sich in Heimen schnell verbreiten, und die Bewohner gehören zur besonders betroffenen Risikogruppe. Um die Gefahr für ältere Menschen zu reduzieren, wurde bereits am Freitag vor einer Woche das Besuchsrecht in Pflege- und Altenheimen von der Staatsregierung weitreichend eingeschränkt. Nun geht Augsburg noch einen Schritt weiter.

    Augsburg erlässt ein Betretungsverbot für Pflegeheime

    Die Stadt erließ ein weitestgehendes Betretungsverbot für Pflege- und Altenheime – zum „Schutz der alten Menschen“, wie Sozialbürgermeister Stefan Kiefer (SPD) sagt. Ordnungsreferent Dirk Wurm (SPD) erläutert: „Ausgenommen sind therapeutische und medizinische Maßnahmen, Notfälle und beispielsweise der dringende Einsatz von Handwerkern.“ Dem Chef der Arbeiterwohlfahrt in Augsburg (AWO), Eckard Rasehorn, geht allerdings auch diese Vorsichtsmaßnahme noch nicht weit genug. „Wie können wir bei Neuaufnahmen oder bei Heimbewohnern, die Atemwegskrankheiten haben, Corona ausschließen?“ fragt er sich.

    Bislang gar nicht. Denn derzeit werden diese Personen nicht auf Corona getestet. Die bayerische Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) betonte anfangs der Woche, dass gezielt Menschen getestet würden, die begründete Verdachtsfälle seien und Krankheitssymptome haben – oder die in engem Kontakt mit einem Erkrankten waren.

    Eckard Rasehorn hat sich in den vergangenen Tagen bereits mit den anderen großen Sozialträgern zusammengeschlossen und fordert: „Wir brauchen auch Klarheit, wenn wir Leute in unsere Risikogruppen aufnehmen wollen.“ Es sei eine umgehende Prüfung von Neuaufnahmen nötig, genauso wie ein Test der atemwegserkrankten Personen in den Altenheimen. Und das nicht mit einem Testergebnis, das Tage auf sich warten ließe. „Wir brauchen eine Lösung, die schnell geht.“

    Coronavirus: Gesundheitssystem soll nicht überlastet werden

    Derzeit fühlten sich die Betreiber von Pflege- und Altenheimen hängengelassen. Hausärzte hätten volle Wartezimmer, Gesundheitsämter wären für ihre Probleme nicht erreichbar, so Rasehorn. Dabei will der AWO-Chef vor allem eines verhindern: Dass das Gesundheitssystem durch kranke Heimbewohner am Ende überlastet wird. „Bewohner mit leichten Symptomen könnten sicherlich erst einmal in ihren Einrichtungen bleiben. So wird das schließlich mit dem Noro- oder Grippe-Virus auch gehandhabt. Aber dafür muss man erst einmal wissen, dass ein Virus vorliegt“, sagt Rasehorn.

    Um die Bedeutung ihrer Forderung zu unterstreichen, treffen sich am Freitag, 20. März, Vertreter aller sozialen Träger zu einem Runden Tisch, berichtet Michaela Weber, Bereichsleiterin bei der CAB Caritas Augsburg Betriebsträger gGmbH. Sie wollen, dass ein Krisenstab seitens der Stadt eingerichtet und moderiert wird. „Neben Neuaufnahmen darf es auch nur noch Rücknahmen aus dem Krankenhaus nach einem Abstrich geben“, betont sie. Das bedeute nicht, dass sie Personen im Falle von Corona nicht wieder aufnehmen würden. Michaela Weber sagt: „Wir können hier Senioren auch isoliert unterbringen und haben auch Schutzkleidung. Aber wir brauchen einfach Gewissheit.“

    Betreuungshelfer sorgen für Programm

    Nach der Einschränkung des Besuchsrechts vorige Woche ist es merklich ruhiger in den Einrichtungen geworden. Gottesdienste entfallen, Betreuungshelferinnen erweitern nun das Programm für die Bewohner. „Besucher bringen natürlich Leben in die Einrichtungen. Aber selbst Angehörige haben sich für ein Betretungsverbot ausgesprochen“, sagt Weber. Verständnis gebe es von allen Seiten.

    Die Mitarbeiter der städtischen Altenhilfe führen ebenfalls viele Gespräche mit den Angehörigen ihrer Bewohner über die strenge Besucherregelung. „Es wurde verstanden, dass wir diesen Weg gehen müssen, um die Bewohner zu schützen“, sagt Daniela Frumert von der Altenhilfe. Innerhalb der Einrichtungen könnten sich die Senioren natürlich frei bewegen, sowie an die frische Luft gehen – jeweils mit der Maßgabe, den nötigen Abstand zu anderen einzuhalten.

    Diese Regelung mache sich in vielen Bereichen der städtischen Altenhilfe sichtbar. Daniela Frumert erklärt: „Das Essen im Speisesaal wird beispielsweise im Sander-Stift derzeit weiter angeboten, jedoch mit der strengen Abstandsregelung von 1,5 bis 2 Metern.“ Aus Vierertischen sind in Zeiten von Corona Zweiertische geworden, die jeweils von nur einer Person genutzt werden. „Trotz dieser Entfernung können die Senioren am Mittagstisch weiter soziale Kontakte pflegen“, sagt Frumert.

    "Blockabfertigung" beim Mittagessen in Heimen

    Albaretto-Chef Bernhard Spielberger musste die Abläufe im Albaretto-Restaurant ebenfalls neu organisieren. „Wir haben jetzt Blockabfertigung“, sagt er. Mittags hätten sie normalerweise zwischen 150 bis 280 Essen. Vorerst dürften keine externen Kunden mehr das Lokal besuchen. Es ist jetzt den Bewohnern der Seniorenresidenz an der Bürgermeister-Ackermann-Straße vorbehalten, die nun im Schichtbetrieb essen gehen. „Die erste Schicht kommt von 11.30 bis 12.15 Uhr. Dann werden 15 Minuten die Tische desinfiziert. Die weiteren Schichten sind von 12.30 bis 13.15 und 13.30 bis 14.15 Uhr dran“, erklärt Spielberger.

    In dem 600 Quadratmeter großen Restaurant dürften sich nun maximal 50 Personen gleichzeitig aufhalten, jeder zweite Tisch dürfe nicht genutzt werden. Die Tanztees wurden abgesagt, das Abendessen werde nun zum Mitnehmen angeboten.

    In diesen turbulenten Zeiten sieht sich der Albaretto-Chef auch mit Kritik von Angehörigen konfrontiert. So werde etwa der Infektionsschutz im Bereich Betreutes Wohnen vernachlässigt, die Bewohner nicht genügend informiert und aufgeklärt, klagt ein Paar. Dem widerspricht Spielberger. Er stehe im Gespräch mit dem Gesundheitsamt und würde alle Anforderungen einhalten.

    Er sieht die derzeitige Entwicklung rund um das Coronavirus aber kritisch. „Das ist eine völlige Hysterie“, sagt er. Im Halbstundentakt würden in der Grippezeit im Albaretto alle Türgriffe desinfiziert. „Das haben wir in den vergangenen Jahren schon so gemacht, nicht erst seit Corona. Da hat es nur niemanden interessiert, obwohl an der Influenza auch Menschen sterben.“

    Alle aktuellen Meldungen zum Coronavirus in Augsburg finden Sie hier: Coronavirus in Augsburg: Kein Besuch in Pflegeheimen, intensivere Kontrollen

    Lesen Sie auch:

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden