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Augsburg: Angespannte Situation am Klinikum: Was Patienten erleben

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Angespannte Situation am Klinikum: Was Patienten erleben

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    Leidet die Versorgung der Menschen am Klinikum? Was Patienten dort tatsächlich erleben und wie sie die Versorgung beurteilen.
    Leidet die Versorgung der Menschen am Klinikum? Was Patienten dort tatsächlich erleben und wie sie die Versorgung beurteilen. Foto: Alexander Kaya

    Peter Brandt hatte nur gute Erfahrungen mit dem Augsburger Klinikum gemacht. Schon zwei Mal war er zur stationären Behandlung da. „Ich konnte nie etwas Schlechtes sagen.“ Doch Brandts Meinung hat sich geändert, nachdem seine geplante Bypass-Operation gleich mehrfach verschoben wurde. Am Freitag vor einer Woche hat er das Klinikum trotz Schmerzen auf eigene Verantwortung verlassen. Der 50-Jährige schimpft: „Ich lege mich doch nicht tagelang ins Krankenhaus, ohne dass etwas gemacht wird.“

    Peter Brandt hat die Probleme hautnah zu spüren bekommen, über die Mediziner, Politiker und Klinik-Leitung seit Wochen diskutieren. Es geht um verschobene Operationen, eine überlastete Notaufnahme und angeblich zu geringe Kapazitäten. Kritiker werfen dem Krankenhausmanagement vor, die Lage durch den massiven Sparkurs zu verschärfen. Die Leitung bestreitet das.

    Ob Brandts Fall tatsächlich auf die Finanzlage des Klinikums zurückzuführen ist, mag der Patient selbst nicht beurteilen. Für ihn ist aber klar: „Ich lasse mir das nicht gefallen. Ich suche mir jetzt ein anderes Krankenhaus.“

    Eigentlich sollte der Eingriff Anfang März vorgenommen werden

    Der 50-Jährige benötigt einen Bypass. Er habe extreme Schmerzen und könne kaum laufen, erzählt er. Ein Spezialist hat ihn deswegen für eine Operation ins Klinikum eingewiesen. Eigentlich sollte der Eingriff Anfang März vorgenommen werden. Wie vereinbart, wurde Brandt einige Tage zuvor stationär aufgenommen. Es folgten erste Untersuchungen, auch über das Wochenende musste er bleiben. Die geplante OP am Montag darauf musste dann aber vorschoben werden: ein Notfall. Tags darauf wurde Brandt mitgeteilt, dass er wieder nach Hause solle. Neuer Termin: Mitte März.

    Auch da das gleiche Spiel. Brandt bezog sein Krankenbett, wurde untersucht – und wartete. Noch am Morgen des geplanten OP-Tags sei er von Ärzten untersucht worden, berichtet der Patient. Zwei Stunden später, so deren Aussage, sollte der Bypass gelegt werden. Doch daraus wurde nichts. „Angeblich waren diesmal keine Intensivbetten verfügbar“, berichtet Brandt. Als sich auch am nächsten Tag kein neuer OP-Termin abzeichnete, verließ er die Klinik. Da hatte er bereits sieben Tage auf Station zugebracht – ohne dass er von seinen Beschwerden erlöst worden ist.

    Das Klinikum kann zum konkreten Fall keine Stellung beziehen. Sprecherin Kristina Holtzsch räumt allerdings ein, dass man solche Vorkommnisse nicht gänzlich verhindern könne, auch wenn eine OP-Verschiebung für einen Patienten „ärgerlich“ sei, wie sie einräumt. Aber: „Die Behandlung von lebensbedrohlichen Notfällen geht immer vor.“ Dann werden OP-Säle frei geräumt und geplante Termine verschoben, falls dies medizinisch zu vertreten ist. „Solche Situationen kommen in allen Krankenhäusern vor“, betont die Sprecherin.

    Verschobene OP-Termine sind auch ein finanzieller Verlust

    Finanziell sind verschobene Operationstermine für das Klinikum ein Verlust. „Für die zusätzlich erforderlichen Aufenthaltstage des Patienten bekommen wir kein zusätzliches Geld“, sagt Sprecherin Holtzsch. Die Abrechnung erfolge unabhängig von der Dauer der stationären Aufnahme in Form von Fallpauschalen.

    Patient Peter Brandt mag daran nicht so recht glauben. Für ihn ist klar: Hier stand nicht das Wohl des Patienten im Vordergrund. „Das ist eine Geldmaschinerie“, sagt er über das Klinikum.

    Doch es gibt auch andere Meinungen, wie bei einem Besuch vor Ort deutlich wird: Siegfried Baum aus Augsburg etwa. Er war seit vergangenem November bereits dreimal im Klinikum. Er hält die Kritik der vergangenen Wochen für „völlig übertrieben“. Er sei mit seiner Operation sowie mit Terminplanung und Nachbehandlung äußerst zufrieden. Dafür, dass die Patienten unter dem Sparzwang leiden müssten, sieht er keine Anhaltspunkte.

    Auch Jürgen Weiß ist zufrieden. Er hat seine Frau besucht, die über die Notaufnahme stationär aufgenommen worden ist. Er kann „nur Positives“ berichten. Von der Annahme bis zur Station sei alles professionell abgelaufen. Auch das Personal sei zuvorkommend und freundlich gewesen.

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