Startseite
Icon Pfeil nach unten
Augsburg
Icon Pfeil nach unten

Augsburg: Angespannte Lage: In Augsburg sind bereits 35 Schulklassen in Quarantäne

Augsburg

Angespannte Lage: In Augsburg sind bereits 35 Schulklassen in Quarantäne

    • |
    Klassenzimmer an der Heinrich-von-Buz-Realschule in Augsburg: Die Stimmung an den Schulen ist wegen der Diskussionen um Tests und fehlender Impfungen angespannt.
    Klassenzimmer an der Heinrich-von-Buz-Realschule in Augsburg: Die Stimmung an den Schulen ist wegen der Diskussionen um Tests und fehlender Impfungen angespannt. Foto: Silvio Wyszengrad

    An den Schulen scheint sich die dritte Corona-Welle, was die Ansteckungszahlen bei Schülern angeht, diesmal stärker bemerkbar zu machen, als bei den vorangegangenen Wellen. Derzeit, so Gesundheitsreferent Reiner Erben (Grüne), lasse sich ein leichter Anstieg beobachten.

    In den Kindertagesstätten sei dies noch nicht feststellbar. Aktuell befinden sich 35 Schulklassen in Quarantäne (20 in Grund-/Mittel-/Förderschulen, eine an einer Realschule und 14 an Gymnasien). In den Kitas sind zehn Gruppen in Quarantäne und zwei Einrichtungen geschlossen. Ende vergangener Woche waren wegen eines Verdachtsfalls bei einer Auszubildenden zeitweise um die 20 Kita-Gruppen vorsorglich in Quarantäne geschickt worden. Diese konnte am Dienstag wieder aufgehoben werden.

    Laut Erben beobachtet man nach wie vor wenig Ansteckungen innerhalb von Schulklassen und Einrichtungen. Das Gesundheitsamt hat darüber einen relativ genauen Überblick, weil bei einem Positivfall die Schulklasse einer Reihentestung unterzogen wird. Man müsse die Lage im Hinblick auf die Mutationen aber genau im Blick behalten.

    Corona: Die Lage an Augsburger Schulen ist angespannt

    Der Unterricht beziehungsweise Kita-Betrieb läuft diese Woche noch wie gehabt weiter, obwohl der Inzidenzwert über 100 liegt. Am vergangenen Freitag, der immer als Stichtag für die kommende Woche herangezogen wird, lag der Wert laut Robert-Koch-Institut bei 92. Gleichwohl haben inzwischen Eltern ihre Kinder vom Unterricht befreien lassen. An den Grund- und Mittelschulen, so die Einschätzung von Bildungsreferentin Martina Wild (Grüne), gehe es bisher aber eher um Einzelfälle.

    Ab der kommenden Woche sind Osterferien, danach will die Staatsregierung bei einer Inzidenz über 100 weitgehend auf Distanzunterricht setzen. Für Schüler aus Abschlussklassen, der Q11 an Gymnasien und Oberschulen sowie Viertklässler, die im teilweisen Präsenzunterricht bleiben sollen, würden dann bei einer Inzidenz über 100 die Tests vor einem Schulbesuch verpflichtend werden. Genaue Bestimmungen vom Freistaat dazu sind bei den Kommunen aber noch nicht angekommen. Sinkt die Inzidenz unter 100, gäbe es wieder Wechselunterricht mit einem freiwilligen Testangebot für Schüler.

    Einwilligungsformulare für Schnelltests verschickt

    Inzwischen wurden die entsprechenden Einwilligungsformulare an die Eltern geschickt. Demnach sollen sich die Schüler unter Aufsicht von Lehrern im Klassenzimmer zweimal die Woche selbst mit einem Abstrichstäbchen testen. Wie hoch die Teilnahmebereitschaft von Eltern für Tests – sei es in der Schule oder zu Hause – überhaupt ist, ist momentan noch unklar, weil es noch kaum einen Rücklauf der Einverständniserklärungen gibt.

    Wie eine Elternbeirätin einer Augsburger Grundschule gegenüber unserer Redaktion berichtete, seien kürzlich bei einer Sitzung wegen dieses Themas die Emotionen hochgekocht. Dabei seien Bemerkungen gefallen wie: „Solange Menschen in einen Flieger nach Mallorca steigen können, sehe ich nicht ein, dass sich mein Kind zweimal die Woche ein Stäbchen in die Nase schieben lassen muss.“ Auch wenn manche Eltern die Tests prinzipiell befürworteten, vermissten sie Informationen zum Ablauf, wie mit positiven Ergebnissen umgegangen werden soll und ob eine Möglichkeit besteht, dafür Fachpersonal an die Schulen kommen zu lassen.

    Die Sorgen um die Gesundheit ist bei den Lehrern groß – viele sind nicht geimpft

    Am Holbein-Gymnasium, das mit mehr als 100 Lehrkräften und gut 1100 Schüler zu den großen Schulen zählt, sorgt das Thema Tests laut Leiter Dieter Fiedler für Unmut unter der Lehrerschaft. Da der Großteil der Lehrer noch nicht geimpft sei, sei bei Testungen an der Schule die Sorge um die eigene Gesundheit groß. „Viele Lehrer fänden es auch in Hinblick auf mögliche positive Ergebnisse besser, wenn die Tests zuhause in den Familien stattfänden.“ Was das Thema Impfen anbelangt, hat sich Fiedler ans Gesundheitsreferat gewandt. „Wir wollen keinen Druck machen, wünschen uns aber doch eine Prognose, wann wir als Vertreter der Priorität 3 an der Reihe sind.“

    Augsburger Kitas und Corona: Kommen Lutschtests?

    Aktuell versucht die Stadt, ein Pilotprojekt für Schnelltests von Kita-Kindern beim Freistaat in Gang zu bekommen. Man wolle nun Möglichkeiten ausprobieren, wie Kita-Kinder mit Lutschtests auf eine Infektion kontrolliert werden können, so Wild. Zuletzt hatten auch Eltern eine Strategie eingefordert. „In den Kitas sitzen die kleinen Kinder ohne Maske“, so Familienvater Schahin Seyed-Mahdavi Ruiz vor Kurzem im Bürgerbeirat der Stadt zum Thema Corona. Ein Testangebot für Kleinkinder am Messezentrum zu machen, gehe ins Leere, weil dieses Angebot von vielen Eltern wohl nicht angenommen werde. Ruiz forderte die Stadt auch dazu auf, mehr Raumluftfilter für Kitas und Schulen zu beschaffen. Denn sobald es wärmer werde und es kein großes Temperaturgefälle zwischen drinnen und draußen gibt, finde auch bei offenen Fenstern kein Luftaustausch mehr statt. „Wir müssen die Kinder besser schützen“, so Ruiz.

    Laut Wild hat die Stadt 35 solcher etwa gefrierschrankgroßen Geräte mit staatlicher Förderung beschafft. Sie stehen in Räumen, die sich nicht belüften lassen. Man habe das Thema intensiv geprüft, es gebe aber nach wie vor widersprüchliche Studienergebnisse zum Wert solcher Anlagen. Wild sagt, man setze nach wie vor aufs Lüften, das nach Vorgaben des Freistaats mindestens alle 45 Minuten für fünf Minuten erfolgen muss. Dafür gebe es auch 1400 CO2-Ampeln in den Klassenzimmern der 70 öffentlichen Schulen.

    Auch im benachbarten Kreis Aichach-Friedberg beobachtet man ein zunehmendes Infektionsgeschehen an Schulen, auch weil sich die gefährlichere britische Variante ausbreitet. So sind aktuell alle positiv getesteten Schüler in Aichach-Friedberg mit der britischen Virusvariante infiziert. Sie sehe diese Entwicklungen mit Sorge, sagt Dr. Kirsten Höper vom Gesundheitsamt. (mit kru)

    Lesen Sie auch den Kommentar: Die Schulöffnung vor Ostern war ein Fehler

    Das könnte Sie auch interessieren:

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden