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Augsburg: Angeklagter rastet im Gerichtssaal aus

Augsburg

Angeklagter rastet im Gerichtssaal aus

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    Polizeieinsatz am Augsburger Strafjustizzentrum: Ein Angeklagter hat am Donnerstagmorgen randaliert.
    Polizeieinsatz am Augsburger Strafjustizzentrum: Ein Angeklagter hat am Donnerstagmorgen randaliert. Foto: Silvio Wyszengrad (Archiv- und Symbolbild)

    Schreckensmomente am Donnerstagmorgen in einem Gerichtssaal des Augsburger Strafjustizzentrums: Ein Angeklagter bekommt plötzlich einen stieren Blick, reagiert auf keine Ansprache mehr. Als er zu toben beginnt, müssen ihn vier Vollzugsbeamte festhalten, um ihn zu fesseln. Ein Krankenwagen wird gerufen, die Polizei rückt mit mehreren Streifen an, die Verhandlung wegen Bestechung wird vom Gericht ausgesetzt.

    Der Prozess beginnt bereits mit Verspätung. 15 Minuten zu spät, als schon keiner mehr mit ihm rechnet, erscheint der 34-jährige Tunesier im Gerichtssaal. Einen Rechtsanwalt hat er nicht. Es habe mit der Zugfahrt aus seinem Wohnort in Iffeldorf (Kreis Weilheim-Schongau) Probleme gegeben, entschuldigt er sich für die Verspätung. Amtsrichterin Kerstin Wagner eröffnet die Verhandlung, die Staatsanwältin verliest die Anklageschrift. Dann ist die Reihe am Angeklagten, Stellung zu nehmen zum Vorwurf, er habe einen Justizmitarbeiter im Gefängnis bestochen.

    Der Angeklagte sagt, er leide an epileptischen Anfällen

    Der Angeklagte entschuldigt sich für sein stockendes Deutsch, er leide manchmal an epileptischen Anfällen. Ja, es stimme, sagte er, er habe im Gefängnis in Landsberg, wo er Anfang des Jahres einsaß, einen Justizmitarbeiter darum gebeten, telefonieren zu dürfen – entgegen der Vorschriften. Aber dass er ihm, wie es die Anklageschrift besagt, ein neues Auto - einen Ford Galaxy - und ein Mobiltelefon dafür angeboten habe, das sei so nicht richtig. Dann stockt der Angeklagte beim Sprechen plötzlich, greift sich an den Kopf. Er streckt die Vorladung zum Prozess in der Hand weit von sich, stiert Richtung Staatsanwältin, legt sich bäuchlings auf den Tisch vor sich.

    Richterin Wagner fordert ihn auf, sich wieder hinzusetzen – keine Reaktion. Sie fragt den Angeklagten, ob es ihm schlecht gehe, er eine Pause oder Hilfe brauche, ob er sie verstehen könne. Keine Reaktion. Der Angeklagte scheint die Blätter mit seiner Vorladung in den Mund stecken zu wollen. Hat er wirklich einen Anfall oder führt er ein makabres Spiel auf? Keiner im Saal weiß es.

    Er tobt und schlägt nach einer Justizbeamtin

    Die Richterin ruft per Telefon nach einem Ersthelfer und nach den Justizbeamten. Jetzt kehrt Leben in den Angeklagten zurück. Als man ihn auf den Stuhl zurückbefördern will, wehrt er sich, beginnt zu toben, schlägt nach einer Justizbeamtin. Vier Vollzugsbeamte packen den Mann, der jetzt laut schreit. Sie ringen ihn nieder, bevor sie ihn fesseln können. Dann wird er aus dem Saal geführt, der Rettungsdienst wird gerufen. Das Verfahren gegen den Mann wird erst einmal ausgesetzt, es soll später stattfinden.

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