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Augsburg: Am ersten Lockdown-Wochenende herrscht in Augsburg gereizte Stimmung

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Am ersten Lockdown-Wochenende herrscht in Augsburg gereizte Stimmung

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    Wie sollen die verschärften Corona-Regeln in Augsburg eingehalten werden? Diese Frage stellten sich Händler auf dem Wochenmarkt am Plärrergelände.
    Wie sollen die verschärften Corona-Regeln in Augsburg eingehalten werden? Diese Frage stellten sich Händler auf dem Wochenmarkt am Plärrergelände. Foto: Bernd Hohlen

    Auf dem Wochenmarkt am Plärrergelände liegen bei einigen Händlern die Nerven blank. Eigentlich müssten sie die neuen verschärften Corona-Regelungen einhalten. Doch die meisten Kunden kümmert das wenig. Zwischen Ständen mit Obst, Gemüse und Kräutern stehen die Käufer am Samstagvormittag dicht gedrängt. Auch wenn die allermeisten ihre Schutzmasken tragen, kann von Mindestabstand keine Rede sein. Als der AZ-Fotograf ein Bild von der Menge machen will, drohen mehrere Händler, die Polizei zu rufen. Auch an anderen Stellen in der Stadt sorgt der vorgezogene Teil-Lockdown in Augsburg für gereizte Stimmung in der Bevölkerung.

    Auf den Augsburger Friedhöfen hieß es an Allerheiligen – Abstand halten.
    Auf den Augsburger Friedhöfen hieß es an Allerheiligen – Abstand halten. Foto: Bernd Hohlen

    In Augsburg sind die Covid-Infektionszahlen besonders hoch. Am Samstag stieg der Sieben-Tage-Wert weiter auf 259,4 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner. Bereits am Freitagabend war in der Stadt vorzeitig der neue Lockdown verhängt worden, der bayernweit erst am Montag in Kraft tritt. Dazu gehört etwa, dass die Gastronomie, Theater, Kinos und weitere Freizeiteinrichtungen bis auf Weiteres geschlossen bleiben müssen. Die Pflicht, an öffentlichen Straßen und Plätzen einen Mund-Nasen-Schutz zu tragen, wurde räumlich stark ausgeweitet. Geschäfte dürfen offen bleiben, müssen aber am Eingang Desinfektionsmittel bereitstellen.

    Die neuen Vorschriften sind am ersten Lockdown-Wochenende noch nicht überall angekommen. Am Wochenmarkt beim Plärrer hängen zwar Schilder, die auf den vorgeschriebenen Mindestabstand hinweisen. Dass es auch klappt, kümmert aber offenbar niemanden. Ein Händler sagt, es gebe einen Ordner. Doch der ist am Vormittag nicht zu sehen, während gleichzeitig großer Einkaufstrubel herrscht. Anders geht es auf einem kleinen Viktualienmarkt beim alten Telegrafenamt am Gesundbrunnen zu. Dort gibt es einen Spender mit Desinfektionsmittel am Eingang. Wenn Besucher zu dicht stehen, ruft der Marktleiter freundlich: Stopp, bitte Abstand halten. Er sagt, "die Leute verstehen vieles noch nicht".

    Eltern vermissen Infos an Spielplätzen

    Damit könnte er Recht haben, auch wenn es an anderen Stellen in der Stadt an diesem Tag sehr diszipliniert zugeht. Am Spielplatz im Wittelsbacher Park tragen am Samstagmittag fast alle Eltern Schutzmasken. Die Kinder halten brav Abstand zu möglichen Spielkameraden. Vater Alexander Schlosser ist mit seinem Sohn David da. Er vermisst eine Infotafel der Stadt zu den aktuellen Lockdown-Regeln. Gut findet der Augsburger, dass die Spielplätze in der Stadt diesmal offen bleiben. "Beim Lockdown im Frühjahr war es schwieriger, da konnte ich mit meinen beiden Jungs nirgends hingehen, weil alles gesperrt war."

    Elena Fodor und Doris Wiedemann (von links) von der Destille auf dem Stadtmarkt tragen die Coronaregeln mit und hoffen dadurch auf sinkende Infektionszahlen.
    Elena Fodor und Doris Wiedemann (von links) von der Destille auf dem Stadtmarkt tragen die Coronaregeln mit und hoffen dadurch auf sinkende Infektionszahlen. Foto: Bernd Hohlen

    Viel Kopfschütteln löst am Wochenende eine neue Anordnung der Stadt aus, die am späten Sonntagabend wieder gekippt wird. Danach mussten zunächst auch Spaziergänger an Lech und Wertach einen Mund-Nasen-Schutz tragen. Karin Heil und Peter Mangold sind an der Wertach unterwegs und haben ihre Masken vorschriftsmäßig auf. Trotzdem sind sie sauer. "Hallo, wir sind an der frischen Luft, diese Regel ist komplett sinnfrei." Aus ihrer Sicht machen die Corona-Masken an belebten Plätzen Sinn, in freier Natur seien sie aber "blinder Aktionismus".

    Kritik an der Maskenpflicht in freier Natur

    Ähnlich sieht es der Betreiber der Kulperhütte an der Wertach. Oliver Hüttenmüller ist mit dem Teil-Lockdown zwar prinzipiell einverstanden. "Es ist wichtig, jetzt mal auf die Bremse zu treten, wenn es danach besser ist." Hüttenmüller trägt auch seinen Teil dazu bei. Vor der Hütte hat er weiß-rote Absperrbänder angebracht, damit sich Kunden im Straßenverkauf nicht am Weg hinsetzen und Brotzeit machen. Trotzdem meint auch er, die städtisch verordnete Maskenpflicht an Lech und Wertach sei überzogen, weil sich die Spaziergänger fast überall gut verteilen. Lediglich an Engstellen wie am Hochablass sei der Schutz sinnvoll. Am Sonntagabend reagierte die Stadt: Die Maskenpflicht wurde an Teilen von Lech und Wertach zurückgenommen.

    Karin Heil und Peter Mangold: Sie kritisierten am Wochenende die Maskenpflicht an der Wertach.
    Karin Heil und Peter Mangold: Sie kritisierten am Wochenende die Maskenpflicht an der Wertach. Foto: Bernd Hohlen

    Auch auf dem Stadtmarkt gehen die Meinungen über die neuen Lockdown-Regeln auseinander. Doris Wiedemann von der Destille sagt, sie sei am Samstag die ersten beiden Stunden nur damit beschäftigt gewesen, Besuchern zu erklären, dass sie sich nicht mehr zum Verzehr niederlassen dürfen. "Ich wurde teilweise angepöbelt." Etliche Menschen seien gereizter als beim ersten Lockdown im Frühjahr. Wiedemann selber findet die Entscheidung der Politiker richtig. "Irgendwo müssen die Infektionszahlen herkommen und ich will gesund bleiben." Zwar breche nun der Umsatz beim Ausschank fast komplett weg. "Aber ich bin froh, dass ich den Verkauf noch habe."

    Alexander Schlosser mit seinem Sohn David: Der Spielplatz am Wittelsbacher Park ist geöffnet, aber es müssen Masken getragen werden.,
    Alexander Schlosser mit seinem Sohn David: Der Spielplatz am Wittelsbacher Park ist geöffnet, aber es müssen Masken getragen werden., Foto: Bernd Hohlen

    Ganz anders denkt die Augsburgerin Barbara Lukatz. "Ich finde die Regelungen für die Gastronomie und die Kulturszene komplett überzogen." Lukatz sagt, sie gehe regelmäßig zum Kaffeetrinken auf den Stadtmarkt, zum Essen ins Restaurant und ins Theater. "Das alles geht mir jetzt furchtbar ab."

    Auch auf Augsburger Friedhöfen herrschen Corona-Regeln

    Der traditionelle Friedhofsbesuch an Allerheiligen lief am Sonntag ebenfalls unter Corona-Bedingungen ab. Die Stadt hatte dazu aufgerufen, keine größeren Menschenansammlungen zu bilden. Am Westfriedhof war der Parkplatz aber schon am Mittag voll. Viele Besucher waren in kleineren Gruppen zu den Gräbern unterwegs, um ihrer verstorbenen Angehörigen zu gedenken. Der starke Regen trug jedoch dazu bei, dass der nötige Abstand wohl in den meisten Fällen gewahrt blieb. Dafür sorgten allein schon die Regenschirme. (mit hobe)

    Alle Neuigkeiten zum Coronavirus in Augsburg lesen Sie in unserem News-Blog.

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