Draußen hängen noch die Schilder ehemaliger Mieter: der Zoll, eine Außenstelle des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF), die „Kantine für Jedermann“ und noch einige mehr. Wer allerdings im beeindruckend großen Gebäude in der Stadtjägerstraße 10 noch allzu viel Leben vermutet, wird aktuell enttäuscht. In den Innenhof gelangt man nicht, ein Bauzaun versperrt den Weg. Daran hängt ein Hinweis auf den Umzug und neue Adressen der umgezogenen Ämter. Das frühere „Telegraphen- und Fernsprechbezirksgebäude der Reichspost“ und spätere Fernmeldeamt, das mit seinen Flügeln bis zur Blumenstraße reicht, steht leer.
Leere Gebäude nahe des Augsburger Plärrers
Es ist ein Schicksal, das die Immobilie mit einem weiteren auffälligen Bau in unmittelbarer Nähe teilt, einem gelben Gebäude direkt am Plärrergelände. Es gibt weitere Gemeinsamkeiten. Beim Gebäude am Plärrer handelt sich um das „ehemalige Telegraphenamt“, wie es in der Denkmalliste heißt, beide Bauten entstanden in den 1920er-Jahren, und auch in der Langenmantelstraße war einer der letzten verbliebenen Mieter der Zoll. Dort sieht man ab und an Bauarbeiter, die Materialien abladen, es scheint also etwas zu passieren.
Geht man das Gebiet ab oder schaut es sich über Google-Maps von oben an, erkennt man die Dimensionen: Mit dem Haus in der Langenmantelstraße, jenem in der Stadtjägerstraße und dem dazwischen liegenden Parkplatz gibt es ein beachtliches Areal ehemaliger Liegenschaften der Bundespost, das derzeit weitgehend ungenutzt wird. Warum? Und was passiert dort jeweils?
Es laufen Gespräche mit Investoren
Immerhin handelt es sich um attraktive Gebiete: zentrumsnahe Lage, gute Verkehrsanbindung. Das nahe Post-Gebäude in der Holzbachstraße könnte man dazu nennen, auch wenn der ebenfalls nicht gerade kleine Komplex gut vermietet wirkt; hier hat unter anderem ein Fitnessstudio seinen Platz. Offenbar ist es aber jeweils eine komplizierte Angelegenheit. Wer bei der Stadt nachfragt, erfährt aus dem Baureferat, dass bezüglich aller drei Gebäude bereits seit über einem Jahr Gespräche zwischen den Eigentümern und der Bauverwaltung stattfinden, wird ansonsten aber nicht viel schlauer. Man habe, teilt die Stadt mit, Vertraulichkeit mit den jeweiligen Eigentümern vereinbart und könne aktuell keine näheren Auskünfte erteilen.
Bei dem großen Gelände, das zuletzt vor allem als Parkplatz während des Plärrers genutzt wurde, bewegt sich jedenfalls seit Längerem nichts. Früher war es der Standort eines Gaswerkes, der Boden ist durch Schadstoffe belastet. Bereits vor vier Jahren berichtete unsere Zeitung über Pläne, das Areal zu bebauen, passiert ist seither nichts. Es gibt noch nicht einmal ein Baurecht für das Gelände des Parkplatzes, aber dafür laufende Abstimmung zwischen den Grundstückseigentümern und der Stadt Augsburg, wie die Immobilienfirma Corpus Sireo auf Anfrage mitteilt, die das Gebiet im Auftrag der Telekom verwaltet. Das hört sich nicht unbedingt an, als würde sich alsbald etwas tun, aber man weiß ja nie.
Rund 100 Wohnungen sind am Plärrer in Augsburg geplant
Immerhin scheinen die Pläne für die zwei markanten Gebäude im Stadtjägerviertel konkreter zu sein. So gehört das Gelände in der Stadtjägerstraße dem Bau-Unternehmen Klaus-Bau, wie deren Geschäftsführer Manfred Ruhdorfer auf Anfrage unserer Redaktion bestätigt. Das Unternehmen will das ehemalige Postareal an der Stadtjägerstraße umbauen, es geht um individuelle Wohnformen wie City-Apartments, Loft- und Atriumwohnungen, Townhouses und Atelier-Häuser auf 12500 Quadratmeter. Rund 100 Einheiten sollen entstehen, sagt Ruhdorfer.
Ein Großprojekt also, das sich eher an Gutverdiener richten dürfte, und wohl auch deshalb ziemlich komplex ist, weil das ehemalige Telegrafenamt denkmalgeschützt ist. Eine Baugenehmigung gibt es aber noch nicht, auch muss wohl der aktuelle Bebauungsplan noch geändert werden. Ruhdorfer sagt aber auch: „Wir gehen davon aus, dass wir spätestens Anfang 2021 mit der Umsetzung der Baumaßnahme beginnen.“
Beim früheren Telekom-Gebäude in der Langenmantelstraße ist die Informationslage allerdings eher dürftig. Wem es gehört? Jedenfalls nicht mehr der Telekom, so viel ist klar. Über die Internetseite der „Strabag Property and Facility Services (PFS)“ wird das Haus zur Miete angeboten. Strabag PFS, entstanden aus der Liegenschafts- und Bauverwaltung der ehemaligen Deutschen Bundespost, ist eine Tochter des österreichischen Immobilienkonzerns Strabag und hat das Gebäude lediglich im Vermietungsportal, ist also nicht Eigentümerin.
Aus der Anzeige im Portal wird klar, was im viergeschossigen Bau einmal Platz finden könnte: Büros und Praxen sollen im „repräsentativen Altbau in sehr guter Lage in Augsburg“ auf insgesamt 6000 Quadratmeter unterkommen. Gut möglich als, dass in die beiden Baudenkmäler im Stadtjägerviertel demnächst wieder Leben einzieht. "
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