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Augsburg: Am Herrenbach müssen deutlich weniger Bäume weg

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Am Herrenbach müssen deutlich weniger Bäume weg

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    Die Baumfällungen am Herrenbach sind umstritten. Laut einer neuen Lösung müssen deutlich weniger Bäume weg.
    Die Baumfällungen am Herrenbach sind umstritten. Laut einer neuen Lösung müssen deutlich weniger Bäume weg. Foto: Silvio Wyszengrad (Archiv)

    Von Eva Maria Knab Viele haben das neue Gutachten der Stadt zum Herrenbach mit Spannung erwartet, am Montag wurde es vorgestellt. Die externen Experten kommen zu dem Ergebnis, dass der Hochwasserschutz am Kanal mit weniger als der Hälfte der bislang geplanten Fällungen sichergestellt werden kann. Nach Angaben von Umweltreferent Reiner Erben (Grüne) müssen aber in diesem und nächsten Jahr noch 20 weitere Bäume weg. Mit den bereits entfernten sind es dann insgesamt 47 Bäume, die fallen. Erben sagt: „Ich bin froh, dass das wir die

    Schutz vor Überschwemmungen

    Die für Hochwasserschutz zuständigen Fachleute der Stadt hatten bislang darauf bestanden, dass bis Ende kommenden Jahres 96 große alte Bäume weichen müssen, um den Kanal im Bereich zwischen Reichenberger und Friedberger Straße sicherer vor Überschwemmungen zu machen und Anwohner in tiefer gelegenen Wohngebieten zu schützen. In Teilen der Bevölkerung gibt es massive Widerstände gegen die Eingriffe ins Grün. Einige Anwohner haben die Fällungen aber auch öffentlich befürwortet. Am 29. Mai und 4. Juni hatte die Stadt zunächst 27 Bäume am Kanal beseitigen lassen. Argument: Von diesen Bäumen sei die größte Gefahr ausgegangen, da sie auf oder an der Uferwand standen. Fachleute im städtischen Tiefbauamt befürchteten, dass bei Starkwind Bäume umfallen und die Kanalwand beschädigen könnten, so dass Überschwemmungen in umliegenden Bereichen drohen. Nach Bürgerprotesten gegen die Abholzaktion sollte das weitere Vorgehen der Stadt von einem neuen Gutachten abhängen. Umweltreferent Erben gab es im Sommer bei zwei auswärtigen Fachleuten in Auftrag.

    Es müssen noch 20 Bäume weg

    Ein Wasserbauingenieur der Firma Ringler in Landsberg und Baumsachverständiger Andreas Detter haben sich alle betroffenen Bäume und den Kanal genau angeschaut. Sie ermittelten, wie viel Erdreich nötig ist, um die Uferwand stabil zu halten. Sie zeigten kritische Bäume für das Gerinne auf und schlugen Maßnahmen vor. Ergebnis: Jetzt müssen nur noch 20 Bäume im unmittelbaren Bereich des Dammes weg. 17 Bäume sollen Erben zufolge in diesem Jahr gefällt werden, weitere zwei Bäume in der Nähe der Uferwand im kommenden Jahr. Dann soll auch noch ein Baum mit starken Schäden fallen. Weitere 22 Bäume werden zurückgeschnitten. Als Zeitfenster für die Fällung ist die erste Dezemberwoche vorgesehen, falls das Wetter zu schlecht sein sollte, die letzte Januarwoche 2019. Der Sachverständige für Bäume bestätigte, die bisherigen Fällungen im Dammbereich des Herrenbachs seien notwendig gewesen. Auch ein Gestaltungskonzept für die langfristige Entwicklung der Grünanlage am Herrenbach mit neuen geeigneteren Bäumen wie Hainbuche, Vogelkirsche, Mehlbeere oder Winterlinde wurde geliefert. Baureferent Gerd Merkle sagte, das Wasserwirtschaftsamt habe als technische Aufsichtsbehörde der neuen Lösung bereits zugestimmt.

    Neue Lösung ist teurer

    „Die Kritik aus der Bevölkerung nehmen wir ernst“, so Merkle. Es sei aber auch erforderlich, die nötige Sicherheit für Anwohner zu schaffen. Die neue Lösung gilt als deutlich teurer als die ursprünglich geplante umfangreiche Abholzaktion. Denn am Herrenbach müssen jetzt die großen Bäume, die stehen bleiben dürfen, regelmäßig vom Amt für Grünordnung kontrolliert und gepflegt werden. Genau beziffert sind die Kosten noch nicht. Alle bislang erstellten Gutachten zum Herrenbach haben nach Angaben des Grünamtes 50 000 Euro gekostet. Warum wurde das neue Gutachten nicht früher in Auftrag gegeben? Erben sagte, zunächst habe die Stadt nach Alternativen im Wasserbau gesucht. Dann habe man sich doch entschlossen, erst einmal einen Teil der Bäume zu entfernen. In der Ausnahmeerlaubnis für die Fällung machte die Regierung von Schwaben aber zur Auflage, dass sie von Experten für Artenschutz begleitet werden müsse. Diese kamen zu dem Ergebnis, dass eine umfangreiche Abholzaktion die Biotopbrücke entlang des Herrenbachs zerstören würde. Die Regierung forderte von der Stadt außerdem vor weiteren Fällungen am Herrenbach einen detaillierteren Nachweis, ob es keine Alternativen gibt.

    Stadträte begrüßen neue Pläne

    Im Umweltausschuss begrüßten viele Stadträte am Montag das neue Gutachten. Nun gebe es zum ersten Mal „plausible fachliche Argumente“, so die ÖDP. „Wir hätten uns schon im März eine differenziertere Betrachtung gewünscht“, hieß es bei den Grünen. Die CSU forderte zügige Nachpflanzungen für die Bäume, die bereits gefallen sind. Vehemente Kritiker der Baumfällaktion sind Bürger der „Baumallianz“ und Stadtrat Volker Schafitel (Freie Wähler). Schafitel sagte auf Anfrage: „Wenn die Baumallianz nicht so Druck gemacht hätte, wären alle Bäume weg.“ Dass es nun neue Ergebnisse gebe, sei nur dem Bürgerengagement zu verdanken. Susanne Altmann von der Initiative kritisierte, das Gutachten werde als Erfolg verkauft. Tatsächlich sei von der Stadt aber kein ernsthafter Wille da, Alternativen zur Fällung zu finden. „Von unserer Idylle bleibt fast nichts übrig.“ Das Gutachten wurde am Montagabend auch bei einer Bürgerinfomation im Pfarrsaal Don Bosco vorgestellt. Es wird auch auf die städtische Internetseite gestellt.

    Lesen Sie auch den Kommentar: Bäume: Kampf der Bürger hat sich gelohnt

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