Zwei Jahre nach dem Abriss der ehemaligen Ladehöfe unmittelbar am Hauptbahnhof ist jetzt ein Baustart auf dem 5,4 Hektar großen Areal absehbar: Voraussichtlich im kommenden Jahr soll mit dem Bau von etwa 300 Wohnungen und einem Geschäftsgebäude auf dem Gelände zwischen Bahnhof und Hermanstraße begonnen werden.
Die Firma Aurelis, die das Projekt entwickelte, hat die einzelnen Grundstücke inzwischen verkauft. Auf der dreieckigen Fläche zwischen Bahngleisen, Hermanstraße und -friedhof sollen rund 310 Wohnungen entstehen. Eigentümer ist dort inzwischen die Firma Instone. Zum genauen Zeitplan äußert sich das Unternehmen nicht, weil man noch auf eine Baugenehmigung der Stadt warte. Auf der Internetseite gibt das Unternehmen inzwischen 2020 als Baubeginn an. Günstig dürften die Wohnungen nicht werden – dem Vernehmen nach sollen die Bodenpreise relativ hoch gewesen sein. Die Bahnhofsnähe macht die Wohnungen jedoch auch für München-Pendler attraktiv, die aus der Landeshauptstadt ganz andere Preise gewohnt sind.
Mehrere sechsstöckige Gebäude entstehen am Bahnhof in Augsburg
Direkt an der Bahnlinie sind mehrere sechsstöckige Wohngebäude vorgesehen. Die Aufenthaltsräume werden zur bahnabgewandten Seite hin geplant. Die Gebäude sollen mit haushohen Glaswänden verbunden werden, um das Quartier dahinter vom Bahnlärm abzuschirmen. Derartige Konstruktionen gibt es bereits auf Höhe Bismarckviertel zu sehen. Dahinter sind sieben fünfstöckige Mehrfamilienhäuser geplant. Von der Stadt gewünscht war auch eine Kita auf dem Areal.
Direkt am Bahnhofsstellwerk ist ein fünfstöckiger Gewerbebau geplant. Bauherren sind die CV Real Estate AG aus München und die Kanam Grund Group aus Frankfurt. Die Investoren bauen eine große Gewerbeimmobilie, die ein Hotel mit Boarding-House, Gastronomie, Läden und möglicherweise Büros beherbergen wird. Beauftragt ist das Architektenbüro Auer Weber, das unter anderem für das Empfangsgebäude des Münchner Hauptbahnhofs zuständig ist. Gerade laufen Gespräche mit potenziellen Mietern. „Wir planen das Gebäude von innen nach außen“, erklärt Christian Vogrincic, Vorstand der CV Real Estate. Unklar sei noch, wie das Gebäude von außen aussehen soll.
Mit dem Baustart wird im Sommer 2020 gerechnet. Die Bauzeit werde mindestens 18 bis 20 Monate betragen, so der Investor. Mit der Umsetzung der Pläne gehen jahrzehntelange Überlegungen zu Ende. Seit den 1990er-Jahren war klar, dass die Bahn die Hallen für die Stückgutabfertigung nicht mehr benötigt, weil der Güterverkehr auf die Straße abwanderte oder via Container abgewickelt wird. Entlang der Halderstraße, wo heute Aktienbank und Ibis-Hotel stehen, wurden vor 30 Jahren die ersten Hallen abgebrochen. Anfang der 2000er-Jahre geisterte die Idee durch die Stadtpolitik, auf dem demnächst zu bebauenden Areal eine Eishockey-Arena und Büros zu bauen. 2006 zerschlugen sich die Überlegungen.
Auch ein Supermarkt soll an der Gögginger Brücke einziehen
Schon fast abgeschlossen ist die Entwicklung inzwischen im Bereich des äußeren Ladehofs südlich der Gögginger Brücke. Hier entstanden vor mehr als fünf Jahren um die 150 Wohnungen in Nachbarschaft zu Bismarck- und Beethovenviertel. Die letzten Arbeiten an dem Bürogebäude des Ulrichswerks – der Bauträger des Bistums Augsburg –, das optisch an einen Schiffsbug erinnert, laufen aktuell noch. Hauptmieter wird die Verwaltung der Katholischen Jugendfürsorge sein. Das Sozialunternehmen residiert aktuell in der Schaezlerstraße und betreibt unter anderem das Kinderkrankenhaus Josefinum. Einzug soll im November sein. Im Erdgeschoss ist ein Edeka-Supermarkt geplant. Er soll im Dezember eröffnen, so das St. Ulrichswerk.
Neben den Ladehöfen wird das Areal rund um den Hauptbahnhof in den kommenden Jahren ein Schwerpunkt im Städtebau sein. Die Stadt will den Bahnhofsvorplatz neu gestalten, sobald die Stadtwerke ihn nicht mehr als Lagerfläche für die Bahnhofstunnel-Baustelle benötigen. Die Stadt würde gerne zeitgleich mit der Tunneleröffnung im August 2023 den Bahnhofsvorplatz fertig haben. Geplant ist, den Platz neu zu pflastern. An den Rändern entstehen 34 Kurzzeitparkplätze und 650 Abstellplätze für Räder.
Vor dem Bahnhofsgebäude werden einige Taxistellplätze entstehen. Die seitlichen Baumgruppen müssen neu angelegt werden. Zurückkehren wird auch der Brunnen, der vorübergehend abgebaut wurde. Im Zuge der Bahnhofsplatz-Sanierung wird auch überlegt, die Bahnhofstraße umzugestalten. Sie soll zwischen Viktoria- und Hübnerstraße (Höhe Salewahaus beziehungsweise Viktoria-Passage) zur Fußgängerzone ohne eigene Bürgersteige gemacht werden. Die Stadt möchte langfristig auch den Rest der Bahnhofstraße verändern, um diese Achse fit für die Zukunft zu machen.
Nicht mehr zurückkehren werden auf den Bahnhofsvorplatz die Regionalbusse, die über Jahrzehnte von dort ins Umland starteten. Sie bekommen ein neues Terminal hinter dem Bohus-Center beim Stellwerk. Baubeginn soll 2021 sein. Der Entwurf sieht ein durchgezogenes Bahnsteigdach in klassischer Form vor, unter dem Fahrgäste trockenen Fußes zur südlichen Bahnhofsunterführung gelangen. Vorgesehen ist ein Bussteig mit schräg versetzten Haltebuchten. Von dort werden die etwa 300 Regionalbus-Verbindungen, die es an einem durchschnittlichen Werktag gibt, abgefertigt. Seit 2017 sind die Endhaltestellen der Busse baustellenbedingt über die Innenstadt verteilt. "
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