Startseite
Icon Pfeil nach unten
Augsburg
Icon Pfeil nach unten

Augsburg: Altenpflege in Augsburg: Arbeitgeber hoffen auf mehr Impfbereitschaft

Augsburg

Altenpflege in Augsburg: Arbeitgeber hoffen auf mehr Impfbereitschaft

    • |
    Längst nicht alle Pflegekräfte sind gegen das  Coronavirus geimpft. Die Arbeitgeber versuchen, mit Appellen, Briefen und Aufklärung die Impfbereitschaft zu erhöhen.
    Längst nicht alle Pflegekräfte sind gegen das Coronavirus geimpft. Die Arbeitgeber versuchen, mit Appellen, Briefen und Aufklärung die Impfbereitschaft zu erhöhen. Foto: Alexander Kaya (Symbol)

    Mit über 60 Jahren zählt sie selbst zur Risikogruppe, noch dazu arbeitet sie als examinierte Altenpflegerin in einem Seniorenheim - und damit mit besonders gefährdeten Menschen. Dennoch ist die Frau, die anonym bleiben will, bis heute nicht gegen das Coronavirus geimpft. "Ich bin keine Impfgegnerin, traue aber dem mRNA-Impfstoff nicht", sagt sie. Sie wolle noch so lange mit dem Piks warten, bis in Deutschland ein sogenannter Totimpfstoff zugelassen werde.

    Die Frau steht mit ihrer Meinung nicht alleine da. Bei den Beschäftigten in den Augsburger Pflegeheimen gibt es Impflücken, wie eine Nachfrage bei verschiedenen Trägern ergab. Mit fünf Einrichtungen und rund 750 Mitarbeitenden in Pflege, Hauswirtschaft, Betreuung, Küche, Hauswirtschaft und Verwaltung zählt die städtische Altenhilfe zu den großen Arbeitgebern in diesem Bereich. Laut Werkleiterin Susanne Greger schwankt die Impfquote je nach Einrichtung zwischen 65 und 95 Prozent. Sie hat deswegen einen guten Überblick, weil die Beschäftigten ihren Impfpass beziehungsweise Genesenen-Nachweis vorlegen oder sich testen lassen müssen. Aufgrund der regionalen Hotspot-Regelung würden seit Kurzem auch die Geimpften mindestens zweimal wöchentlich vor Dienstantritt einen Schnelltest machen.

    Wunsch nach Impf-Beratungsgesprächen für Beschäftigte in der Pflege

    Beim Thema Impfpflicht für besondere Berufsgruppen wie etwa Pflegekräfte wägt Greger ihre Worte sorgfältig ab. "Natürlich hoffen wir auf mehr freiwillige Impfbereitschaft", sagt sie. "Gut wäre etwa, wenn wir wie in Österreich verpflichtende Beratungsgespräche zur Impfung für Mitarbeitende anbieten könnten." Greger glaubt, dass damit Zweifel von zögernden Beschäftigten - gerade was die Skepsis gegenüber der vergleichsweise neuen Technologie der mRNA-Impfstoffe anbelangt - ausgeräumt würden und die

    Aktuell wird viel über eine Impfpflicht diskutiert - für alle Menschen oder für bestimmte Berufsgruppen wie Pflegekräfte.
    Aktuell wird viel über eine Impfpflicht diskutiert - für alle Menschen oder für bestimmte Berufsgruppen wie Pflegekräfte. Foto: Silvio Wyszengrad (Symbolbild)

    Die Folgen einer - derzeit viel und kontrovers diskutierten - Impfpflicht sind nach Einschätzung der Werkleiterin nicht kalkulierbar. In Frankreich und Italien seien dadurch die Erstimpfungen innerhalb von rund zwei Wochen verdoppelt worden, weiß sie. "Dennoch bedeutet eine Impfpflicht einen starken Eingriff in die Grundrechte der Pflegekräfte." Im Übrigen würde es wohl bei den Pflegekräften besser ankommen, wenn im Falle einer Impfpflicht alle im Heim tätigen Berufsgruppen und nicht nur sie davon betroffen wären, glaubt Greger.

    Sorge vor Kündigungen wegen einer Impfpflicht

    Nicht nur im Krankenhaus, sondern auch in den Senioreneinrichtungen ist Personal ein knappes Gut. Bei Trägern geht deshalb die Sorge um, dass Maßnahmen wie eine Impfpflicht zu vermehrten Kündigungen führen würden. "Wenn wir zu viel Druck machen, könnten einige Kräfte abspringen. Wir können aber nicht noch mehr verlieren, weil sonst unter Umständen Bereiche stillgelegt werden müssten", befürchtet Fritz Graßmann. Er ist Theologischer Vorstand des Diakonischen Werks Augsburg, das in der Region fünf Pflegeheime betreibt. Nach seiner Hochrechnung sind in diesen Häusern etwa 25 Prozent der Beschäftigten (noch) nicht geimpft - darunter wohl mehr hauswirtschaftliche als pflegende Kräfte.

    Graßmann sagt, man könne eigentlich nicht in der Pflege arbeiten, wenn man nicht geimpft sei. Schließlich könnten die Ungeimpften das Virus in die Einrichtung tragen und dadurch die älteren Menschen gefährden. Deshalb wünscht sich der Diakoniechef, dass sich noch weitere Beschäftigte einen Ruck geben. "Wir setzen aufs Überzeugen und hoffen auf Lerneffekte."

    Die CAB als Betriebsträgerin der Caritas-Altenheime will ihren Beschäftigten das Impfen so leicht wie möglich machen mit mobilen Teams direkt in den Einrichtungen - in den fünf Augsburger Pflegeheimen arbeiten aktuell knapp 600 Menschen. "Wir halten die Impfung für sinnvoll, wichtig und lebensrettend", sagt Michaela Weber, die Pandemiebeauftragte der CAB. Man wolle aber als Arbeitgeber niemanden zwingen und keinen Druck ausüben, auch aus Sorge, Beschäftigte zu verlieren. Aus Sicht der CAB-Geschäftsführerin Brigitta Hofmann ist es zu respektieren, wenn jemand für sich persönlich eine andere Haltung einnimmt. Man werde andere Maßnahmen treffen, um den Schutz der Bewohnerschaft sowie der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sicherzu- stellen, betont sie.

    Auch geimpfte Pflegekräfte werden positiv getestet

    Dazu zählt neben dem Appell, Kontakte zu reduzieren, eine tägliche Testung vor Arbeitsantritt. Sie betrifft allerdings alle Beschäftigten, egal ob vollständig immunisiert, genesen oder nicht geimpft. Unter den positiv Getesteten seien immer wieder Geimpfte. Es stimme also nicht, dass allein die ungeimpften Mitarbeiter die Pandemie vorantreiben, betont Weber. Der große Unterschied sei jedoch, dass die Nichtgeimpften viel stärker erkrankten und teilweise ins Krankenhaus müssten.

    Die zu Beginn des Artikels zitierte ungeimpfte Pflegekraft eines Augsburger Heims ist bislang ohne Corona-Erkrankung durch die Pandemie gekommen. Dass sich angesichts der hohen Infektionszahlen und der zahlreichen Einschränkungen für Ungeimpfte derzeit viele Zögerliche doch noch die Spritze verabreichen lassen, ist der langjährigen Altenpflegerin bewusst. Dennoch will sie ihre Haltung vorerst nicht ändern. "Mir machen die vielen Tests nichts aus. Ich will weiterhin auf den Totimpfstoff warten und hoffe, dass er so schnell wie möglich auf den Markt kommt", sagt sie.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden