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Augsburg: Akku von E-Roller löste wohl Brand in Karolinenstraße aus - wie groß ist die Gefahr?

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Akku von E-Roller löste wohl Brand in Karolinenstraße aus - wie groß ist die Gefahr?

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    Von dem einstigen Haus in der Karolinenstraße ist nicht mehr viel übrig.
    Von dem einstigen Haus in der Karolinenstraße ist nicht mehr viel übrig. Foto: Berufsfeuerwehr Augsburg

    Als das Feuer am Freitagabend im Haus Nummer 15 in der Karolinenstraße ausbricht, halten sich zum Glück nur wenige Menschen dort auf. Denn es muss schnell gehen. Rauch und Flammen breiten sich rasch aus in dem historischen Haus aus, in dem vier Wohngemeinschaften auf verschiedenen Stockwerken leben. Die Bewohnerinnen und Bewohner haben keine Zeit, noch irgendetwas mitzunehmen. Sie fliehen mit dem, was sie am Leib tragen. Bei einem ist es nur die Unterhose. Schnell macht die Vermutung die Runde, dass ein Akku eines E-Rollers in Brand geraten sei. "Irgendjemand schrie, dass oben ein E-Scooter wie ein Feuerwerk explodiert ist", schildert einer der Betroffenen unserer Redaktion. Die Kripo geht diesem Verdacht nach und befragt derzeit Zeugen. Noch kann sie die Brandursache nicht abschließend bestätigen. Es wäre allerdings nichts das erste Mal, dass ein Brand durch einen Akku ausgelöst wird.

    Ende Juni bricht im Donauwörther Stadtteil in Riedlingen in der Holzhütte eines Anwesens ein Feuer aus. Die Flammen drohen auf einen Garagenbau überzugreifen, der mit zwei Häusern verbunden ist. Ein Akku eines Winkelschleifers soll das Feuer verursacht haben, das Gerät lagerte in der Hütte. Schaden: rund 100.000 Euro. Im Mai explodiert in einem Mehrparteienhaus in Wolnzach im Kreis Oberpfaffenhofen ein Lithium-Ionen-Akku, der gerade geladen wird . Der Brand zerstört Möbel und das Zimmer, zwei Menschen kommen vorsorglich ins Krankenhaus. Schaden: rund 15.000 Euro. Als Brandursache wird ein technischer Defekt am Akku vermutet.

    Ein Großaufgebot der Feuerwehr verhinderte im Donauwörther Stadtteil Riedlingen noch größeren Schaden durch ein Feuer, das wohl durch einen Akku ausgelöst wurde.
    Ein Großaufgebot der Feuerwehr verhinderte im Donauwörther Stadtteil Riedlingen noch größeren Schaden durch ein Feuer, das wohl durch einen Akku ausgelöst wurde. Foto: Widemann (Archivbild)

    Viel Glück haben die Bewohner eines Mehrfamilienhauses in München im April. In einer Wohnung explodiert ein E-Roller. Fast das gesamte Stockwerk brennt ab. Zwei junge Frauen können sich gerade noch retten. Wieder ist ein Akkubrand schuld.

    Brand in Augsburg: Feuerwehr appelliert zu richtigem Umgang mit Akkus

    "In der Vergangenheit gab es immer wieder mal Brandfälle in Zusammenhang mit E-Bikes", sagt ein Sprecher des Augsburger Polizeipräsidiums. Dabei könne es sich um eine normale Brandentwicklung handeln, um eine Verpuffung oder eine Art Explosion. Eine Statistik wird darüber bislang nicht geführt. Daher sagt der Sprecher: "Eine Häufigkeit ist schwer zu benennen." Die Augsburger Berufsfeuerwehr appelliert zu einem richtigen Umgang mit Akkus. "Im normalen Zustand geht von einem Akku keine Gefahr aus", sagt Augsburgs stellvertretender Feuerwehrchef Michael Vester. Gefährlich könne es aber werden, wenn der kompakte Stromspeicher mechanisch stark beansprucht werde. "Etwa wenn er aus einer großen Höhe herunterfällt", benennt er ein Beispiel.

    Generell gelte es, behutsam mit einem Akku umzugehen, ihn nicht zu strapazieren. Dazu zähle auch, ihn nicht komplett zu entladen. "Ein Akku sollte sich zwischen 20 und 80 Prozent bewegen." Auch extreme Temperaturen seien nicht gut. "Der Klassiker ist, wenn das E-Bike im Winter im kalten Keller steht", sagt Vester. Dann sollte der Akku lieber entnommen und an anderer Stelle verwahrt werden. Der stellvertretende Feuerwehrchef rät, einen Akku nie unbeaufsichtigt zu laden. Zudem gebe es für sie spezielle Taschen, die aus einer Art Löschdecke angefertigt sind. Akkus sollten auch nur so lange in Ladegeräten bleiben, bis sie aufgeladen sind. Der ADAC rät immer Originalzubehör zu verwenden und Bedienungsanleitungen vorab zu lesen. "Verbraucher sollten darauf achten, den Akku beim Laden in der Wohnung auf einen nicht brennbaren Untergrund zu legen und den Akku auch nicht unbeaufsichtigt zu laden, wie etwa über Nacht", sagt auch ADAC-Sprecherin Katja Legner. Es geschehe nicht häufig, dass Akkus explodierten oder in Brand gerieten, aber wenn, dann sei das natürlich spektakulär und gefährlich.

    Kommt die Versicherung für den Brand in der Karolinenstraße auf?

    Wie hoch der Schaden für die Betroffenen in der Karolinenstraße ausfällt, kann derzeit noch nicht beziffert werden. Für Hauseigentümer und Bewohnerinnen und Bewohner steht viel Arbeit und Kommunikation mit den Versicherungen an. Im Vordergrund steht dabei die Schuldfrage, die es zu klären gilt. Sascha Straub von der Verbraucherzentrale Bayern erklärt, welche Versicherungen wann greifen und auf was es in diesem Fall ankommt. Das durch den Brand zerstörte Wohn- und Geschäftshaus ist demnach ein Fall für die Wohngebäudeversicherung des Hauseigentümers. Sie schütze den Hauseigentümer und komme für den Schaden auf.

    Dabei prüft sie aber die Ursache des Brandes und nimmt auch, wenn denn der E-Roller oder der Akku ursächlich war, dessen Halter in den Fokus, erklärt der Versicherungsexperte. "Es geht schließlich darum, wer den Schaden zu verantworten hat. Theoretisch kann es sein, dass der Besitzer mit dem Akku oder dem Roller nicht sachgemäß umgegangen ist."

    Aufladen eines Akkus? Mieter müssen auf die Hausordnung achten

    Freilich könne man in den eigenen vier Wänden einen Akku aufladen, betont Straub. Als Mieter oder Mieterin müsse man aber auf die Regelung durch die Hausordnung achten. Zu Bränden durch E-Roller-Akkus gebe es bislang noch keine hinreichende Rechtsprechung, meint der Experte. Dafür allerdings bei E-Autos, bei denen es hin und wieder zu Akku-Bränden komme. "Wenn der Ladevorgang eines solchen Akkus ordnungsgemäß durchgeführt wird, greift in so einem Fall dem Bundesgerichtshof und Europäischen Gerichtshof zufolge die Kfz-Haftpflicht." Ein Vorfall mit einem E-Scooter sei vergleichbar, da das Gefährt in Deutschland auch versicherungspflichtig sei. Beim Besitzer des Gefährts greife also diese Versicherung oder die private Haftpflichtversicherung.

    Und was bekommen die Bewohnerinnen und Bewohner des abgebrannten Hauses ersetzt? "Das übernimmt die Hausratsversicherung", sagt Straub. Habe ein Betroffener keine Versicherung, könne man sich auch an die Haftpflicht des Brandverursachers wenden." Für den sogenannten Schädiger, wie der Verantwortliche im Juristendeutsch genannt wird, könne so ein Fall unter Umständen existenziell werden, sagt der Versicherungsexperte. "Wenn er nicht versichert sein sollte, was nicht die Regel ist, und allen Ansprüchen gegenübersteht, dann kann sogar eine Privatinsolvenz drohen."

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