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Augsburg: Ärger um Kanzlerin: Hochschule schreibt Brandbrief an Minister

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Ärger um Kanzlerin: Hochschule schreibt Brandbrief an Minister

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    An der Hochschule Augsburg brodelt es hinter den Kulissen. Grund ist die Hochschulkanzlerin, die mit ihrem Arbeitsstil viel Kritik auf sich zieht.
    An der Hochschule Augsburg brodelt es hinter den Kulissen. Grund ist die Hochschulkanzlerin, die mit ihrem Arbeitsstil viel Kritik auf sich zieht. Foto: Klaus Rainer Krieger

    Vor Weihnachten erreichte Bayerns Wissenschaftsminister Bernd Sibler (CSU) ein Brandbrief aus Augsburg. Unterschrieben hatten ihn zwölf Verantwortliche aus allen wesentlichen Entscheidungsgremien der Hochschule für angewandte Wissenschaften - angefangen beim Präsidenten bis hin zum Vorsitzenden des Hochschulrates. Sie alle baten den Minister geradezu flehentlich um eine Entscheidung in einem Streitfall, der sich dramatisch zuspitzt. Es geht um die Ablösung von Hochschulkanzlerin Tatjana Dörfler. Ihre Arbeit als Leiterin der Verwaltung ist schon länger umstritten. Jetzt gerät auch das Wissenschaftsministerium in die Kritik.

    An der Augsburger Hochschule (früher Fachhochschule) studieren rund 6700 Menschen, es gibt mehrere hundert Mitarbeiter. Dörflers Führungsstil ist seit Jahren umstritten. Kritiker werfen ihr unter anderem Mängel im Personalmanagement und eine zeitliche Verschleppung wichtiger Entscheidungen in zahlreichen Fällen vor. Dies gehe so weit, dass die weitere Entwicklung der Hochschule beeinträchtigt sei, sagen sie.

    Kanzlerin der Hochschule sei "weder fachlich noch persönlich geeignet"

    Der jüngste Brandbrief nach München ist nicht der erste in dieser brisanten Personalangelegenheit. Man habe dem Ministerium ausführlich dargelegt, dass die Kanzlerin weder fachlich noch persönlich geeignet sei, die Anforderungen zufriedenstellend zu erfüllen, heißt es in dem Schreiben.

    Kanzlerin Tatjana Dörfler wehrt sich gegen die Vorwürfe.
    Kanzlerin Tatjana Dörfler wehrt sich gegen die Vorwürfe. Foto: Bernd Hohlen (Archivfoto)

    Das Vertrauensverhältnis sei zerstört, mit der Hochschulreform gebe es große neue Herausforderungen. "Wir bauchen deshalb unbedingt und schnellstmöglich eine Neubesetzung an der Verwaltungsspitze der Hochschule Augsburg" , appellieren die Unterzeichner an Minister Sibler. Kritisiert wird darüber hinaus, dass die Kanzlerin seit rund fünf Monaten nicht zur Verfügung stehe. Sie sei krank geschrieben, gleichzeitig sei sie unter anderem als ehrenamtliche SPD-Stadträtin in Augsburg aktiv. Das werfe Fragen nach dem Arbeitsverständnis der hoch besoldeten Beamtin auf. Die Kanzlerin hat eine sogenannte B2-Stelle. Positionen dieser Art sind üblicherweise mit knapp 8000 Euro brutto im Monat dotiert.

    Dörfler selbst kann die Kritik an ihrer Arbeit an der Hochschule und ihren sonstigen Tätigkeiten nicht nachvollziehen. Auf Anfrage teilt sie mit: "Meine ehrenamtlichen Aufgaben im Stadtrat nehme ich wahr und tue natürlich alles, um schnellstmöglich wieder im Hauptamt voll dienstfähig zu sein". Alle Aktivitäten seien mit den zuständigen Stellen abgestimmt. Sie sei auch nach wie vor überzeugt, dass es auf Basis der langjährigen guten Zusammenarbeit eine gemeinsame Lösung geben werde. "Dazu war und bleibe ich stets bereit." Schon vor einigen Wochen hatte die Juristin auf ihre bisherigen Leistungen verwiesen: Sie arbeite seit über 13 Jahren für die Hochschule als Kanzlerin. Die in dieser Zeit amtierenden Präsidenten hätten ihre Arbeit durchgängig und ausnahmslos mit Spitzennoten beurteilt, insbesondere auch ihr Führungsverhalten.

    Eine neue Stelle für Dörfler ist schwer zu finden

    Ein Stellenwechsel zählt für Dörfler zu den denkbaren Lösungswegen, wie sie sagt. Auch hier sei sie auf eigene Initiative aktiv tätig. Das Ministerium sei über ihre Schritte transparent informiert. Offenbar besteht Dörfler jedoch bei einer Ablösung auf einer adäquaten Position. Hier liegt ein großes Problem: An der Hochschule Augsburg gibt es derzeit keine andere angemessene Stelle für die hoch dotierte Beamtin auf Lebenszeit. Möglich wäre damit wohl nur ein Wechsel an eine andere Behörde des Landes. Ein geplanter Wechsel Dörflers zur Regierung von Schwaben ist allerdings kürzlich gescheitert. Deshalb kam es wohl zu dem erneuten Hilferuf ans Ministerium.

    Im Wissenschaftsministerium will man sich zu der umstrittenen Personalie nicht öffentlich äußern. Man wollte auch keine Fragen unserer Redaktion zu möglichen hausinternen Abstimmungsproblemen beantworten. Die Pressestelle verweist lediglich darauf, dass der Hochschulpräsident Dienstvorgesetzter der Kanzlerin sei.

    Kritik am Wissenschaftsministerium

    Juristisch ist es aber auch so, dass die Hochschule nicht selbst über eine Ablösung der Kanzlerin und eine Neubesetzung dieser Schlüsselstelle entscheiden kann. Dabei muss das Ministerium mitmachen. Deshalb geraten jetzt die Ministerialen selbst in die Kritik.

    In Reihen der Hochschule fragt man sich, warum aus München seit Monaten keine Unterstützung komme, um die problematische Hängepartie zu beenden. Präsident Gordon Thomas Rohrmair habe sich seit dem Sommer intensiv um eine Lösung bemüht. Er hatte in den vergangenen Monaten wohl über hundert Gespräche oder Kontakte mit dem Ministerium in dieser Angelegenheit. Offenbar vergeblich. Rohrmair selbst war wegen seines Weihnachtsurlaubs am Mittwoch nicht erreichbar. Von anderer Seite ist zu hören, dass man sich in München nicht zu einer einheitlichen Linie beim Thema Dörfler durchringen könne. Die Vermutungen gehen dahin, dass man im Wissenschaftsministerium keinen Präzedenzfall schaffen will. Auch an anderen Hochschulen sind Probleme mit deren Kanzlern bekannt. "Dem Ministerium geht es wohl mehr darum, die eigenen Leute zu schützen, als dafür zu sorgen, dass die Hochschule Augsburg funktioniert", sagen Kritiker.

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