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Augsburg: Ärger um "Dirtpark": So geht es mit dem Rad-Parcours weiter

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Ärger um "Dirtpark": So geht es mit dem Rad-Parcours weiter

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    Forstamtsleiter Jürgen Kircher (Dritter von links) und Finanzreferent Roland Bart (daneben) erklärten, warum die Fahrradstrecke im Gögginger Wäldchen weichen musste.
    Forstamtsleiter Jürgen Kircher (Dritter von links) und Finanzreferent Roland Bart (daneben) erklärten, warum die Fahrradstrecke im Gögginger Wäldchen weichen musste. Foto: Fridtjof Atterdal

    Kaum ein Handeln der Augsburger Verwaltung der letzten Zeit hat derart heftige Reaktionen in der Bevölkerung hervorgerufen wie die Beseitigung des Kinder-Radparcours im Gögginger Wäldchen. Aus diesem Grund trafen sich am Donnerstag Mitglieder des Finanzausschusses des Augsburger Stadtrats mit Finanzreferent Roland Barth und Mitarbeitern der Stadtverwaltung vor Ort, um sich die Gründe für die Maßnahme erläutern zu lassen, auf die Kritik aus der Bevölkerung einzugehen und um mögliche Lösungen zu besprechen. Der Augsburger Forst liegt in der Verantwortung des Finanzreferats. Kann es einen Ersatz für den Parcours geben?

    Ein mit blauer Farbe auf einen Baumstamm gesprühtes "Schade" ließ keinen Zweifel offen, was manche Gögginger noch immer von der Aktion halten. Wie berichtet, hatte die Forstverwaltung einen seit Jahrzehnten vor allem von Kindern genutzten wilden Fahrradparcours im Gögginger Wäldchen zerstört und mit Baumstämmen blockiert. Vor allem aus der Schafweidsiedlung, die nur wenige hundert Meter von der Bahn entfernt liegt, hatte es starken Protest gegeben. Neben der Beseitigung des Parcours wird dort vor allem der Zustand des Gögginger Wäldchens an dieser Stelle kritisiert, dort sieht es jetzt aus wie nach einem Wirbelsturm. Man predige Kindern Naturschutz und gehe dann selbst so mit der Natur um, hatte es immer wieder geheißen.

    Fehler in der Kommunikation um "Dirtpark" in Göggingen

    Offenbar sei die Kommunikation der Maßnahme nicht adäquat gewesen, sagte Finanzreferent Barth. Man habe die Beseitigung der von der Stadt als "illegaler Dirtpark" betrachteten Bahn über eine Pressemitteilung vorbereitet, dazu gab es einen Artikel in der Augsburger Allgemeinen. Offenbar habe man damit nicht alle Menschen erreicht. "Im Nachhinein würden wir das wohl anders machen", erklärte Barth.

    In der Sache habe die Stadt aber nicht anders handeln können, bekräftigte Barth erneut. Als Verwaltung sei man an Rechtsvorschriften gebunden - Naturschutz- und Waldrecht sowie die Haftungsfragen hätten der Stadt keinen Handlungsspielraum gelassen.

    Eine vor allem von Kindern genutzte Radstrecke im Gögginger Wäldchen ist mit Baumstämmen blockiert worden.
    Eine vor allem von Kindern genutzte Radstrecke im Gögginger Wäldchen ist mit Baumstämmen blockiert worden. Foto: Silvio Wyszengrad

    Auch Forstamtschef Jürgen Kircher legte erneut dar, dass seiner Ansicht nach vor allem die Haftungsfrage der Forstverwaltung keine andere Wahl gelassen habe, als die "baulichen Anlagen", die sich hier gebildet hätten, zu beseitigen. Die Natur des Gögginger Wäldchens als besonders geschützter "Bannwald" habe hier besonders strenge Maßnahmen verlangt.

    Kritik an Bäumen im Rad-Parcours in Göggingen

    Starke Kritik hatte es immer wieder an dem "Baumverhau" gegeben, mit dem die Waldarbeiter den Fahrradpfad unbrauchbar gemacht haben. Dazu sagte der zuständige Revierleiter Christian Rittberger, man hab zunächst versucht, die Sprungschanzen und Mulden einzuebnen, was aber aufgrund des sandigen Untergrundes zu keiner dauerhaften Lösung geführt hatte. "Wir haben auch keine Zeit, alle zwei Wochen nachzusehen, ob jemand neue Veränderungen vorgenommen hat", so der Förster.

    Dieser Fahrradparcours im Gögginger Wäldchen in Augsburg musste verschwinden.
    Dieser Fahrradparcours im Gögginger Wäldchen in Augsburg musste verschwinden. Foto: Stadt Augsburg

    Kircher erklärte, die in dem Bereich abgelegten Bäume würden zu einer Waldverjüngung führen und zu einer größeren Artenvielfalt in den Bereich beitragen. "Sogenanntes Totholz ist nicht tot, sondern dient einer Vielzahl von Tieren und Pflanzen als Lebensraum", erklärte der Forstamtsleiter.

    Unterschiedliche Ansichten gab es über die Frage, wer haftet, falls einem Nutzer des Rad-Parcours etwas passieren würde. Kircher und Barth betonten, dass die Stadt in so einem Fall mit Regressansprüchen zu rechnen hätte. Das zweifelten sowohl Stadtrat Florian Freund (SPD) als auch Lars Vollmer (FDP) an. "Ein Stück weit können wir uns auch zu Tode sichern", sagte Florian Freund am Rande der Veranstaltung. Auch Vollmer bemängelte, zumindest in der aktuellen Corona-Situation hätte die Forstverwaltung ein Auge zudrücken und den Kindern zumindest übergangsweise ihre Bahn lassen können. Wenn die Forstverwaltung die Sprungschanzen beseitigt hätte, wäre sie seiner Meinung nach aus der Haftung heraus - der große Eingriff wäre jetzt nicht nötig gewesen.

    Zwei Projekte sind für Augsburger Jugend in Planung

    Auf mehrfache Nachfrage von Florian Freund, ob es eine Möglichkeit gebe, das Gögginger Wäldchen wieder für Kinder zum Radfahren und Spielen zu öffnen, kam ein klares Nein aus der Verwaltung. Stattdessen wolle man der Jugend neue Anlagen anbieten, auf denen sie im geschützten Raum fahren könnte, hieß es. Sport- und Bäderamts-Chefin Petra Keller berichtete, dass die Stadt schon seit Längerem nach Plätzen für Mountainbiker und andere Radsportler suche. Aktuell seien zwei Projekte in der Planung, von denen eines in Göggingen nur wenige hundert Meter von der geschlossenen Fahrradstrecke entfernt entstehen könnte.

    So machen Sie Ihr Fahrrad fit

    Kette Nach der langen Zeit im Fahrradkeller sollte man die Kette mit einer Bürste säubern, anschließend ölen und nachreiben. Mit einem Kettenprüfer aus dem Radhandel lässt sie sich auf ihren Verschleiß testen. Wenn sie springt, vom Fachmann tauschen lassen.

    Reifen Die Bereifung sollte man auf Risse oder Schnitte überprüfen, kleine Steinchen oder Glasscherben im Profil entfernen. Der ideale Luftdruckbereich steht meist auf den Reifen. Die Sitzposition sollte so gewählt sein, dass man bei leicht durchgestrecktem Bein mit der Ferse gerade die Pedale berühren kannst. Den Sattel immer genau in der Waagerechten montieren.

    Bremsen Wegen kleiner Risse in den Zugaußenhüllen von Bremsen und Schaltung muss man diese nicht gleich austauschen. Vorsicht ist jedoch bei den Bremsbelägen geboten: Sind die Markierungen beziehungsweise Einkerbungen nicht mehr sichtbar, müssen sie ausgewechselt werden.

    Beim Gögginger Projekt handelt es sich um einen "Mehrgenerationen-Parcours" auf dem Erweiterungsgelände des Gögginger Friedhofs. Das Projekt ist laut Barth schon seit längerer Zeit in Planung - Gelder seien im Haushalt 2024/25 eingestellt. Angesichts der Dringlichkeit werde man versuchen, das Projekt im Nachtragshaushalt vorzuziehen, so der Finanzreferent. In Haunstetten gibt es laut Keller ein Gelände hinter der EADS, das außerhalb des Naturschutz- und Trinkwasserschutzgebietes im geschützten Bereich gut geeignet sein könnte. Was dort konkret entstehen soll, müsse erst noch mit den interessierten Gruppen geplant werden.

    Sowohl Keller als auch Kircher betonten, dass Planungen für Fahrradgelände nur in Zusammenarbeit mit Mountainbike-Vereinen und anderen Gruppen möglich seien. Die Stadt hätte nicht die Ressourcen, eine solche Anlage zu betreiben - dazu sei bürgerschaftliches Engagement notwendig, so Petra Keller. Aus diesem Grund gibt es am 8. Juni ein Treffen, zu dem unter anderen auch der Augsburger Mountainbike-Verein und der Deutsche Alpenverein eingeladen wurden. Dabei gehe es um mögliche Gelände und wie die Vereine in das Projekt eingebunden werden können, erklärte Keller.

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