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Augsburg: Ärger über Parksituation am Hermanfriedhof: "Wir lösen das Grab auf"

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Ärger über Parksituation am Hermanfriedhof: "Wir lösen das Grab auf"

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    Rund 30 Parkplätze sind in der Hermanstraße wegen des neuen Fahrradstreifens weggefallen. Vor allem die Besucherinnen und Besucher des Hermanfriedhofs kritisieren die aktuelle Situation.
    Rund 30 Parkplätze sind in der Hermanstraße wegen des neuen Fahrradstreifens weggefallen. Vor allem die Besucherinnen und Besucher des Hermanfriedhofs kritisieren die aktuelle Situation. Foto: Peter Fastl

    Ulrich und Maria Ziegler sind mit einem Rechen und einem Sack mit Abfällen bepackt. Sie haben gerade das Grab auf dem Hermanfriedhof für Allerheiligen hergerichtet. Ein- bis zweimal kommt das Ehepaar extra aus Langweid in die Augsburger Innenstadt, um die Gedenkstätte zu besuchen und zu pflegen. Doch seitdem die Parkplätze in der Hermanstraße dem neuen Radweg gewichen sind, finden sie die Zustände dort nicht länger tragbar. Ulrich Ziegler hat die Nase von der angespannten Parksituation inzwischen so voll, dass er das Grab seiner Eltern zum nächstmöglichen Termin auflösen will. Der 73-Jährige und seine drei Jahre jüngere Frau sind nicht die Einzigen, die Kritik an der Stadt wegen der neuen Verkehrslage üben.

    Allerheiligen ist einer der Feiertage, an denen Gräber am häufigsten besucht werden. Die Menschen wollen der Verstorbenen gedenken. Am Wochenende ist auch auf Augsburgs Friedhöfen viel los, dabei wird die Anfahrt zum Hermanfriedhof für etliche Besucherinnen und Besucher einmal mehr zum Ärgernis. Seitdem im Sommer die Parkplätze versuchsweise für den beidseitigen Fahrradweg ersatzlos gestrichen wurden, haben Friedhofsbesucher Probleme, einen Platz für ihr Auto zu finden. Mehr als 30 Park- und Ladeplätze sind weggefallen.

    Manche halten trotzdem schnell auf dem Fahrradstreifen

    Zwar hat die Stadt Augsburg extra für Allerheiligen in der angrenzenden Ladehofstraße auf der Nordseite eine Kurzzeitparkzone eingerichtet, aber diese gilt eben nur für das Feiertagswochenende. Allein Samstagmittag ist hier alles voll, wie auch der kleine Parkplatz am Friedhof selbst. Autofahrer fahren auf und ab in der Hoffnung, dass bald was frei wird. In der Hermannstraße hält der ein oder andere verbotenerweise kurz am Straßenrand, um zumindest die Familie rasch abzusetzen. Dass sie den neuen Fahrradstreifen dabei blockieren, nehmen sie in Kauf. Nicht nur jetzt an Allerheiligen, sondern auch an gewöhnlichen Wochentagen sei die Parksituation schwierig, sagt Günter Meitinger.

    In der Ladehofstraße waren die Parkplätze Samstagmittag meist belegt.
    In der Ladehofstraße waren die Parkplätze Samstagmittag meist belegt. Foto: Peter Fastl

    Der 81-Jährige aus dem Landkreis Dillingen fährt ein- bis zweimal die Woche nach Augsburg, um das Grab seiner Angehörigen auf dem Hermanfriedhof zu besuchen. Manchmal hat er Erde, Pflanzen und Werkzeug dabei, um das Grab schön zu halten. Dann steht er meist vor einem Problem. "Vor fünf oder sechs Jahren konnte man wenigstens noch kurz in den Friedhof reinfahren, um Sachen abzuladen", sagt Meitinger. Jetzt könne man noch nicht einmal mehr auf der Straße davor parken. "Ich finde es von der Stadt rigoros zu sagen, sucht euch was anderes. Da macht sie es sich sehr einfach", kritisiert der Rentner. Ihm bleibe oft nichts anderes übrig, als sein Auto im Parkhaus in der Halderstraße abzustellen. Wenn es blöd läuft, muss er von dort manches Grabzubehör zum Hermanfriedhof tragen. Im Beethovenviertel, das gegenüber dem Hermanfriedhof liegt, dürfe man nicht offiziell parken, merkt er an. Es sei schon ein russisches Roulette, in dem Wohnviertel zu parken und einen Strafzettel zu riskieren. "Der Radweg wurde auf Kosten vieler Menschen durchgesetzt", findet der 81-Jährige.

    Für ältere Menschen, wie sie, sei die Situation wirklich schwierig geworden, konstatiert auch Cecilia Gumpp. Die 74-Jährige ist regelmäßig auf dem Hermanfriedhof am Grab ihres Mannes und der Eltern. Dafür kommt sie jedes Mal aus Gersthofen nach Augsburg. Sie verstehe zwar, sagt Gumpp, dass auch Radfahrer ihren Raum brauchen. Aber sie finde es schade, dass es kaum noch Parkmöglichkeiten gibt. "Es gibt so viele Menschen, die auf ein Gehwägelchen oder auf einen Rollstuhl angewiesen sind."

    Unmut unter Besuchern des Hermanfriedhofs in Augsburg

    Die Stadt habe einfach nicht mitgedacht, sagen Bettina und Adolf Kring aus Augsburg, die am Samstag zum Grab ihres Sohnes gehen. Das 78 und 83 Jahre alte Ehepaar ist sichtlich verärgert über die weggefallenen Parkplätze. Der Unmut mancher Friedhofsgänger am Allerheiligen-Wochenende fällt Wilhelm Hagenbusch immer wieder auf. Er hat am Samstag seinen persönlichen Platz gefunden, nämlich auf einer Bank in der Sonne vor dem Haupteingang des Hermanfriedhofs. Vor sich auf dem Gehweg hat der Gärtner Blumengestecke, Nelken, Rosen und Chrysanthemen ausgebreitet, die er an die Friedhofsbesucher verkauft. Er könne den Ärger der Leute verstehen, sagt der 72-Jährige. Auch für ihn habe der Wegfall der Parkplätze Auswirkungen.

    Cecilia Gumpp kauft vor dem Hermanfriedhof bei Wilhelm Hagenbusch Blumen fürs Grab. Nicht nur sie kritisiert, dass in der Hermanstraße die Parkplätze einem Fahrradstreifen hätten weichen mussten.
    Cecilia Gumpp kauft vor dem Hermanfriedhof bei Wilhelm Hagenbusch Blumen fürs Grab. Nicht nur sie kritisiert, dass in der Hermanstraße die Parkplätze einem Fahrradstreifen hätten weichen mussten. Foto: Peter Fastl

    "Normalerweise wären wir um diese Uhrzeit schon ausverkauft. Die Leute hatten immer schnell an der Straße gehalten, um Blumen zu holen." Für ihn selbst sei es nicht einfach gewesen, die Blumen anzuliefern. Als er am Freitag zum Ausladen in der Hermanstraße kurz am Fahrbahnrand und damit auf dem Fahrradstreifen gehalten habe, sei sofort die Polizei gekommen. Hagenbusch nimmt es gelassen. "Künftig halte ich auf der Straße mit der Warnblinkanlage, das ist zwar für den Verkehr nicht gut. Aber zumindest darf ich das." Bei Ulrich und Maria Ziegler aus Langweid ist die Gelassenheit längst vorbei. Es falle ihm zwar schwer, meint Ulrich Ziegler, aber er sehe keine andere Möglichkeit mehr, als das Grab seiner Eltern aufzulösen.

    "Ich kann nicht die Blumenschale oder die Graberde vom Parkhaus in der Halderstraße aus zum Friedhof tragen." Seine Frau bemängelt, dass nicht mal auf einer Straßenseite die Parkmöglichkeiten erhalten worden seien. Beide verstehen die Verkehrspolitik der Stadt inzwischen nicht mehr. "Man will Augsburg beleben, aber zeitgleich fallen immer mehr Parkplätze weg." Inzwischen kämen sie nur noch nach Augsburg, wenn es nicht anders gehe. "Selbst unsere Ärzte haben wir uns im Umland gesucht."

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