Auf den ersten Blick ist am Samstag alles wie in den Jahren zuvor: Menschen laufen mit großen Einkaufstüten durch die Straßen, in der Hand den einen oder anderen Snack, manch einer verweilt sogar am Schaufenster. Auf den zweiten Blick machen sich schließlich die Unterschiede schnell bemerkbar. Die Passanten tragen Maske, Gastrobetriebe haben geschlossen oder bieten höchstens einen Verkauf zum Mitnehmen an und vor vielen Geschäften haben sich lange Schlangen von Menschen gebildet, die darauf warten, Eintreten zu dürfen. So auch bei der City-Galerie, wo sich die Reihe der wartenden Personen über den gesamten Willy-Brandt-Platz erstreckt. Da sich nach den verschärften Corona-Maßnahmen nur noch eine Person pro 20 Quadratmeter in dem Einkaufscenter aufhalten darf, müssen die Menschen warten, bis sie das Sicherheitspersonal hereinwinkt. Dazu braucht es vor allem eins: Geduld.
„Ich warte jetzt schon 20 Minuten“, so Stefanie Besendorfer, die erst in der Mitte der Schlange steht. „Dabei brauche ich ja nur Druckerpatronen für die Arbeit.“ Dass so viel los ist, habe sie nicht gedacht. Gern gehe die 44-Jährige momentan nicht in die Stadt, da helfe auch Weihnachtsdeko nicht. „Es ist einfach kein Genuss. Es kommt auch keine gute Stimmung in der Stadt auf“, findet Besendorfer. Man könne sich nirgendwo hinsetzten und auch die Maske verhindere den Einkaufsgenuss. Hier vor der City-Galerie in einer Schlange zu stehen empfindet sie außerdem als wenig „sinnführend“, da der nötige Abstand nicht immer eingehalten werde.
City-Galerie: 30 Minuten Anstehen und noch nicht am Ziel
Schon fast 30 Minuten wartet eine junge Frau auf ihren Einlass. Sie möchte Geschenke kaufen. „Die, die jetzt in die Stadt kommen, versuchen eben, die lokalen Händler zu unterstützen, das mache ich auch“, sagt sie. „Aber man geht dieses Jahr zielgerichtet einkaufen, das gemütliche Bummeln fällt weg.“ Wer es in das Einkaufszentrum geschafft hat, muss dort teilweise auch noch vor den einzelnen Geschäften anstehen. „Mir macht das nichts aus“, sagt Florian Huber. Der 19-Jährige empfinde es sogar als angenehm, da man dieses Jahr wenigstens ohne Gedränge durch das Einkaufscenter laufen könne.
„Die Beschränkung der Fläche schmerzt, zumal wir ja vorher schon ein sehr gutes Hygienekonzept hatten“, sagt Axel Haug, Center-Manager der City-Galerie. „Eine Person pro 20 Quadratmeter - das bedeutet, dass jeder einen Abstand von fünf Metern zu seinen Mitmenschen hat“, erklärt Haug. Das erscheine ihm "recht übertrieben". Der Handel sei in diesem Jahr ohnehin stark gebeutelt. Umso glücklicher mache es den Center-Manager, dass die Bürger so viel Verständnis zeigten und sich bereitwillig in den Warteschlangen einreihten. „Die Menschen nehmen die Maßnahmen gut an“, findet er. Der Nachteil sei nur, dass sich die Kunden nach dem Anstehen länger in der City-Galerie aufhielten als sonst, was wiederum noch längere Wartezeiten für die anderen Personen bedeute. Am Ausgang der City-Galerie werden kleine Schokoladentäfelchen verteilt, ein kleiner Trost für das Warten.
Einkaufen: Vielen Kunden fehle die weihnachtliche Stimmung
Im Vergleich zu den Adventwochenenden in den vergangenen Jahren sei die Anzahl der Kunden deutlich reduziert, bestätigen Händler in der Innenstadt. Simone Nerdinger, Chefin der Confiserie Joh´s Becker am Judenberg, vermisst viele Kunden aus dem Umland. „Es kommen zwar Stammkunden, aber lange nicht so viele wie im letzten Jahr“, so Nerdinger. Die Menschen hätten Angst, vermutet sie.
Es sei zwar mehr los als an den vergangenen Wochenenden, aber bislang würden die Kunden weniger Weihnachtsgeschenke kaufen, als viel mehr Süßwaren für den Eigenbedarf, um sich das erste Adventswochenende zu „versüßen“. Simone Nerdinger habe schon einige Gespräche mit Kunden geführt, die vor allem bemängelten, dass in der Stadt keine weihnachtliche Stimmung aufkäme. „Viele vermissen auch den Glühweinausschank, was ihrer Meinung nach einfach zum Weihnachtsbummel dazugehöre.“
Händler in Augsburg hofft auf den Dezember
Auch der Perlenmarkt in der Wintergasse hat es dieses Jahr nicht leicht. „Wenn es gut läuft, haben wir diesen November 40 Prozent vom Vorjahresumsatz und das wäre toll. Viele Kollegen trifft es aber noch härter“, sagt Inhaber Jochen Schwab. Dennoch scheint der Geschäftsmann zuversichtlich. „Wir sind immer das Geschenk in letzter Minute. Bei uns kommt es auf die Woche vor Weihnachten an“, sagt Schwab, der nun Hoffnungen in den Dezember steckt. Die Stimmung der Kunden, die in den Laden kommen, empfindet er als entspannt. „Man darf sich eben die Laune nicht verderben lassen.“
Lesen Sie dazu den Kommentar: Weihnachtseinkäufe: Der Kunde hat es in der Hand
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