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Augsburg: Acht Jahre nach Baubeginn: Hauptbahnhof-Tunnel nimmt Form an

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Acht Jahre nach Baubeginn: Hauptbahnhof-Tunnel nimmt Form an

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    Aktuell laufen die letzten Arbeiten an der Bodenplatte des Tunnels direkt am Bahnhofsgebäude. Betonmischer schaffen den Beton heran, der mit einer Pumpe verteilt wird.
    Aktuell laufen die letzten Arbeiten an der Bodenplatte des Tunnels direkt am Bahnhofsgebäude. Betonmischer schaffen den Beton heran, der mit einer Pumpe verteilt wird. Foto: Silvio Wyszengrad

    Zwei Jahre vor der geplanten Inbetriebnahme des Bahnhofstunnels am 2. August 2023 werden die Stadtwerke in Kürze damit beginnen, die ersten Weichen und Gleise in der Röhre zu verlegen. Die Rohbauarbeiten sind inzwischen bis auf einige Reste abgeschlossen – damit ist der 400 Meter lange Tunnel acht Jahre nach Beginn der Bauarbeiten durchgängig begehbar. Inzwischen ist einigermaßen vorstellbar, wie der zweistöckige Tunnel mit der unterirdischen Straßenbahnhaltestelle und der Unterführung für Fußgänger bis ins Thelottviertel aussehen wird.

    Man habe ein gutes Stück der Wegstrecke geschafft, so Dietmar Orwat, Technischer Leiter der Stadtwerke-Projektgesellschaft. In den kommenden eineinhalb Jahren, bis der Tunnel für technische Abnahmen und die Schulung der Trambahn-Fahrer in den Probebetrieb geht, müssen noch etwa 500 Kilometer Elektrokabel, Brandmeldeanlagen und Gleise eingebaut werden.

    Bahnhofstunnel in Augsburg liegt im Zeit- und Kostenrahmen

    Nach derzeitigem Stand, so Orwat, wird der Tunnel im Zeit- und Kostenrahmen fertig. Die Stadtwerke hatten 2018, nachdem es schon in der Vergangenheit Mehrkosten und Verzögerungen gegeben hatte (die zu einem erfolglosen Bürgerbegehren führten), die Kalkulation bei den Investitionskosten von damals 181 Millionen Euro auf einen Rahmen zwischen 230 und 250 Millionen Euro angehoben. Hintergrund waren die gestiegenen Baupreise, die sich beim Tunnelrohbau, der nur von wenigen Spezialfirmen übernommen werden konnte, bemerkbar machten. Inzwischen ist auch ein Großteil des technischen Innenlebens ausgeschrieben worden. Dazu zählen Aufzüge, Rolltreppen, Beleuchtung, Fahrtechnik für die Straßenbahn und Brandmelde- und Entrauchungsanlagen. Diese Positionen galten auch als Unsicherheitsfaktor, was die Kosten betrifft. Man habe, sagt Orwat, immerhin für so gut wie alle Aufträge Angebote bekommen, was angesichts des aktuellen Baubooms nicht selbstverständlich sei. Und auch bei den Kosten sehe es gut aus.

    Ein Blick von oben auf die Baustelle: Auf dem Bahnsteig B an den Gleisen 2 und 3 sind die Bauarbeiter zugange, um die Auf- und Abgänge zum Tunnel fertig zu stellen.
    Ein Blick von oben auf die Baustelle: Auf dem Bahnsteig B an den Gleisen 2 und 3 sind die Bauarbeiter zugange, um die Auf- und Abgänge zum Tunnel fertig zu stellen. Foto: Silvio Wyszengrad

    Aktuell sind die Bauarbeiten noch unter den Gleisen 1 bis 3 im Bereich des Personenbahnhofs zugange. Bis Ende September wird der Bahnsteig B dann wieder für den Eisenbahnverkehr freigegeben werden. Im Bereich des Bahnsteigs direkt am Bahnhofsgebäude stehen noch bis April Restarbeiten an. Dann sind die Arbeiten im Personenbahnhof, die immer wieder monatelange Sperrungen einzelner aber wie berichtet vom Tisch.

    Sicherheit im Tramtunnel: Versuch mit Kunstrauch

    Der nächste Meilenstein, nachdem der Rohbau in absehbarer Zeit abgeschlossen sein wird, wird die schrittweise Inbetriebnahme ab Ende 2022 sein. Dann muss unter anderem getestet werden, ob bei einem Feueralarm Aufzüge, Rolltreppen, Brandschutztüren, Straßenbahnsignalisierung und automatische Ansagen das tun, was sie sollen. Mit Kunstrauch wird auch ausprobiert, ob die Entrauchungsanlage funktioniert. Fünf riesige Ventilatoren in einem Technikgebäude würden im Falle eines Feueralarms den Brandqualm aus dem Tunnel saugen und in den Güterbahnhof blasen. Auch die technische Inbetriebnahme werde noch eine Herausforderung, sagt Orwat. Bei 500 Kilometern Kabeln, die in Leerrohre in den Betondecken eingezogen werden, müsse jede Leitung an der geplanten Stelle herauskommen.

    Mit dem Bahnhofstunnel sollen der Augsburger Nahverkehr und die Bahn enger verknüpft werden. Vor allem für Berufspendler und -pendlerinnen soll der Umstieg auf den öffentlichen Verkehr so attraktiver werden, weil komfortabel zwischen Umland- und Stadtverkehr gewechselt werden kann. Dazu erhält der Bahnhofstunnel etwa 13 Meter unter den Bahnsteigen der Bahn eine unterirdische Straßenbahnhaltestelle. Das Geschoss darüber, die sogenannte Verteilerebene, ersetzt die alte Fußgängerunterführung zu den Bahnsteigen. Dieser Zugang wird deutlich verbreitert und mit Rolltreppen und Aufzügen barrierefrei gestaltet. Zudem wird der Fußgängertunnel ins Thelottviertel durchgestochen, wo er gemeinsam mit der Straßenbahn am neuen Bahnhofsvorplatz West ans Tageslicht kommt. Dort soll auch ein großes Fahrradparkhaus entstehen. Der Tunnel selbst ist für Fahrräder nicht freigegeben, weil der Platz nicht ausreichen würde und der Tunnel auf der Innenstadt-Seite über Treppen/Rolltreppen in die Empfangshalle des Bahnhofsgebäudes führt. Eine Rampenlösung auf den Bahnhofsvorplatz hatte die Bahn abgelehnt, um den eingemieteten Geschäften im Bahnhofsgebäude weiter hohe Kundenfrequenz zu ermöglichen.

    Ein Blick in die so genannte Verteilerebene unter den Bahnsteigen (sie bekommt durch Lichthöfe Tageslicht von oben): Hier werden künftig Reisende vom Bahnhofsgebäude zum Zug laufen können. Ein Stockwerk darunter befindet sich die unterirdische Straßenbahnhaltestelle.
    Ein Blick in die so genannte Verteilerebene unter den Bahnsteigen (sie bekommt durch Lichthöfe Tageslicht von oben): Hier werden künftig Reisende vom Bahnhofsgebäude zum Zug laufen können. Ein Stockwerk darunter befindet sich die unterirdische Straßenbahnhaltestelle. Foto: Silvio Wyszengrad

    Wie berichtet wird allerdings zur Inbetriebnahme des Tunnels 2023 noch keine Straßenbahn komplett durch den Tunnel fahren können, weil sich der westliche Gleisanschluss verzögert. Die Linie 3 nach Stadtbergen verkehrt somit vorläufig weiter durch die Pferseer Unterführung. Die Linie 4 und 6 fahren aber die unterirdische Haltestelle an und kehren in einer an den Tunnel angebauten Wendeschleife um.

    Umbau des Hauptbahnhofs: Geschäfte ziehen 2023 ein

    Bis zum Jahr 2023 werden die Bauarbeiter den Innenstadt-Bahnhofsvorplatz noch in Beschlag nehmen. Er wird als Lagerfläche für die ganzen Technikeinbauten benötigt. Auch die aus der Bahnhofshalle ausgelagerten Geschäfte, die momentan in Containern auf dem Vorplatz untergekommen sind, werden wohl erst 2023 ins Bahnhofsgebäude zurückkehren können.

    Hier der Blick vom Thelottviertel in den Tunnel: Links werden die Straßenbahnen fahren. Die Rampe rechts ist für Fußgänger gedacht und führt zur Verteilerebene unter den Bahnsteigen.
    Hier der Blick vom Thelottviertel in den Tunnel: Links werden die Straßenbahnen fahren. Die Rampe rechts ist für Fußgänger gedacht und führt zur Verteilerebene unter den Bahnsteigen. Foto: Silvio Wyszengrad

    Info: Die Stadtwerke bieten am Sonntag, 22. August, zwischen 12 und 18 Uhr erstmals Führungen durch den gesamten Tunnelrohbau an. Die Führungen starten alle 15 Minuten mit jeweils maximal 15 Personen. Anmeldung ist nötig unter: www.swa.to/erleben.

    Was wird am Augsburger Hauptbahnhof gebaut? Welche Vorteile sollen Reisende bald haben? Und wie viel kostet das Mega-Projekt "Bahnhofstunnel"? Unser Video zeigt, wie die Bauarbeiten am

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