Startseite
Icon Pfeil nach unten
Augsburg
Icon Pfeil nach unten

Augsburg: AVV erhöht die Preise: Fahrgäste in Bus und Tram müssen ab Juli mehr zahlen

Augsburg

AVV erhöht die Preise: Fahrgäste in Bus und Tram müssen ab Juli mehr zahlen

    • |
    Die Fahrt mit Straßenbahn, Bus und Regionalzug wird ab 1. Juli teurer.
    Die Fahrt mit Straßenbahn, Bus und Regionalzug wird ab 1. Juli teurer. Foto: Ulrich Wagner

    Fahrgäste von Bus, Straßenbahn und Regionalzügen in Augsburg und der Region müssen ab 1. Juli tiefer in die Tasche greifen: Im Durchschnitt werden die Preise für Fahrkarten um 3,2 Prozent steigen, obwohl es in Augsburg nach wie vor coronabedingt nur einen ausgedünnten Straßenbahntakt gibt. Wie der Augsburger Verkehrs- und Tarifverbund (AVV) am Dienstag bekannt gab, sollen Tickets aus dem Bartarif (Kurzstrecke, Einzelfahrscheine, Streifenkarten) von der Erhöhung ausgenommen sein. Dafür wird es bei den Zeitkarten und Abos teils Steigerungen um etwa fünf Prozent geben.

    AVV-Geschäftsführerin Linda Kisabaka erklärte, dass man die Gelegenheitsfahrer nicht mit höheren Preisen konfrontieren wolle. Dies sei eine Folge aus der Bewertung der Tarifreform vor dreieinhalb Jahren. Wie berichtet gab es damals einen Proteststurm von Fahrgästen, weil sich im Stadtgebiet durch eine veränderte Zoneneinteilung Fahrtkosten im Bartarif teilweise verdoppelten. Zuletzt zeigten sich auch Politiker bei einer Manöverkritik zur Tarifreform nicht übermäßig glücklich darüber.

    Während Corona ging in Augsburg die Zahl der Abos deutlich nach unten

    Zudem werde man als Folge der Corona-Pandemie und des geänderten Mobilitätsverhaltens stärker auf Gelegenheitsfahrer schauen müssen, so Kisabaka. Dass nun Abonnenten als treueste Kunden stärker belastet werden, sei im Umkehrschluss nicht zu vermeiden. Der AVV habe mit dem Fortdauern der Pandemie Abonnenten verloren. Allein zwischen Januar 2020 und Januar 2021 gab es im AVV einen Rückgang von 43.000 auf 38.000 Abos.

    Vor allem läuft das Geschäft mit Neuabschlüssen schleppend. Insgesamt gab es im Januar und Februar um die 30 Prozent weniger Fahrgäste im Vergleich zu den Vergleichsmonaten aus 2020. Das habe aber nicht an Änderungen bei den Preisen gelegen (zuletzt erhöhte der AVV die Tarife im Juli 2020 um knapp fünf Prozent), sondern daran, dass mit den Corona-Beschränkungen und mehr Heimarbeit der Bedarf an Mobilität gesunken sei. „Wir hoffen insgesamt, dass es jetzt wieder aufwärts geht“, so Kisabaka. Grundsätzlich sei die Preiserhöhung unausweichlich, rechnet Kisabaka vor. Das Verkehrsangebot sei im wesentlichen aufrecht erhalten worden, gleichzeitig seien Kosten fürs Personal und für Fahrzeuge gestiegen. Der Preisrückgang beim Diesel im vergangenen Jahr wiege das bei weitem nicht auf. „Die Kosten für die Verkehrsunternehmen waren weiterhin da.“

    Wie wirken sich die teureren AVV-Tickets auf die Mobilitätswende aus?

    Allerdings kommt die Tariferhöhung ausgerechnet jetzt, wo ein Wendepunkt in der Pandemie absehbar ist und die Hoffnung auf mehr Fahrgäste besteht, ein Stück weit zur Unzeit. Die Stadtwerke wollen in den nächsten Monaten ihr neues automatisches Ticketsystem mit automatischer Handyregistrierung und Bestpreis-Abrechnung zum Monatsende starten, insgesamt wird sich der Nahverkehr, der Verlierer der Corona-Krise war, ein Stück weit neu aufstellen müssen. „Wann, wenn nicht jetzt, sollte man überlegen, mehr Geld in Nahverkehr zu stecken? Teils sind die Leute aufs Auto umgestiegen. Wie wollen wir die Mobilitätswende hinbekommen, wenn wir es nicht schaffen, auch preislich attraktive Angebote zu machen?“, fragt Florian Freund, Vorsitzender der Sozialfraktion im Augsburger Rathaus.

    Die Preise im Augsburger Nahverkehr werden teurer.
    Die Preise im Augsburger Nahverkehr werden teurer. Foto: Silvio Wyszengrad

    Immerhin, so Freund, habe man in punkto Bartarife für Gelegenheitsfahrer die richtigen Schlüsse gezogen. Diese seien schon vor Corona über Gebühr belastet worden. Die Stadtwerke, fordert Freund, müssten auch zügig wieder vom 7,5- zum Fünf-Minuten-Takt bei der Straßenbahn übergehen.

    Die Tariferhöhung zu verschieben, wäre zwar eine Möglichkeit gewesen, entgegnet AVV-Chefin Kisabaka, allerdings gewinne man dadurch letztlich nichts. Wie berichtet hatten die Stadt Augsburg und die Landkreise Augsburg, Aichach-Friedberg und Dillingen, die hinter dem AVV stehen, die ursprünglich zum Jahresanfang 2021 vorgesehene Tariferhöhung verschoben, vor allem im Hinblick auf die Corona-Pandemie und um die vergangenes Jahr vorübergehend gesenkte Mehrwertsteuer an die Kunden weiterzugeben. 1,2 Millionen Euro aus Steuergeldern kostet es, die alten Tarife für sechs Monate bis Ende Juni weiterlaufen zu lassen. Würde man die nun anstehende Erhöhung ausfallen lassen, müsste man bei der nächsten Erhöhung doppelt zulangen.

    Die andere Möglichkeit wäre, dass Stadt und Landkreise die aufs ganze Jahr 2021 hochgerechneten 2,4 Millionen Euro Einnahmeverluste ab jetzt jährlich zuschießen. „Inflationsbedingt würde dieser jährliche Betrag aber immer weiter wachsen", so Kisabaka. Vor diesem Hintergrund und weil angesichts der Corona-Krise ohnehin weniger Geld da sei, hätten Stadt und Landkreise diese Möglichkeit zu den Akten gelegt.

    Neue AVV-Preise: Andere Verbünde erproben schon neue Ticketarten

    Zuletzt hatte das bayerische Verkehrsministerium eine Studie vorgestellt, laut der Pendler nach dem Ende der Corona-Pandemie nur zum Teil vorhaben, wieder in den öffentlichen Nahverkehr zurückzukehren. Teils wollen sie nicht mehr zu Stoßzeiten fahren und mehr Abstand in den Fahrzeugen haben, so die Umfrage. Wie die Nach-Corona-Mobilität im AVV aussieht, könne man heute noch nicht sagen, so Kisabaka. Einige andere Verbünde und Stadtwerke haben inzwischen neue Ticketformen entworfen, um Kunden zu halten. In Stuttgart gibt es etwa seit März ein 10er-Tagesticket, das wohl als eine Art Alternative zur Zeitkarte oder dem Abo gedacht ist, wenn sich dieses lockdown-bedingt nicht mehr lohnt.

    Eine entscheidende Frage bei solchen Angeboten ist allerdings, ab wie vielen Einzelfahrten sich ein Abo für den Kunden rentiert. Man beobachte diese Entwicklungen aufmerksam, so Kisabaka. Manche Aussagen zum Mobilitätsverhalten oder der Homeoffice-Nutzung der Zukunft seien aber noch Momentaufnahmen. „Entscheidend ist, wie sich das Fahrgastverhalten mittelfristig ändert. Dann müssen wir Angebote machen, die einen Nutzen bringen.“

    Lesen Sie dazu auch den Kommentar: AVV: Die Preiserhöhung kommt zur Unzeit

    Lesen Sie dazu auch:

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden