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Augsburg: 365-Euro-Ticket auch in Augsburg? So wird der Plan aufgenommen

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365-Euro-Ticket auch in Augsburg? So wird der Plan aufgenommen

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    Ein Euro pro Tag, um den Nahverkehr zu nutzen: Das soll in Augsburg in Zukunft Realität werden – und dem Vorbild Wien folgen. Dort gibt es ein ähnliches Konzept bereits seit 2012.
    Ein Euro pro Tag, um den Nahverkehr zu nutzen: Das soll in Augsburg in Zukunft Realität werden – und dem Vorbild Wien folgen. Dort gibt es ein ähnliches Konzept bereits seit 2012. Foto: Bernd Hohlen (Symbolbild)

    Im Großraum Augsburg sollen Fahrgäste in Zukunft mit einem Jahresabo für einen Euro am Tag den Nahverkehr nutzen dürfen. Ministerpräsident Markus Söder (CSU) kündigte jetzt an, dass es in fünf großen bayerischen Städten – darunter entsprechende Angebote nach Wiener Vorbild geben solle. Dort gibt es seit 2012 ein 365-Euro-Jahresabo. Die Zahl der Fahrgäste hat sich in der österreichischen Hauptstadt seitdem deutlich erhöht. Ab 2020 wolle man in die Umsetzung gehen, spätestens 2030 solle das Angebot in den fünf Modellstädten eingeführt sein, so Söder. Auch Einpendler aus dem Umland sollen von dem Angebot, das der Luftreinhaltung dient, profitieren.

    Bei den Stadtwerken begrüßt man den Vorstoß Söders. Ein solches Modell könne den Nahverkehr weiter attraktivieren und zusätzliche Fahrgäste anziehen, sagt Sprecher Jürgen Fergg. Für den Raum Augsburg lässt sich schon einigermaßen beziffern, was es kosten würde, ein 365-Euro-Jahresabo ohne Sperrzeit einzuführen: die Einnahmeausfälle im AVV-Gebiet werden mit rund 12,5 Millionen Euro beziffert. Sollte es dann tatsächlich gelingen, dadurch noch weitere Fahrgäste anzuziehen, würde das aber weitere Kosten nach sich ziehen.

    Möglicherweise müssten Haltestellen vergrößert werden

    Vermutlich müssten mehr Busse und Trams in den Stoßzeiten eingesetzt werden, im Extremfall sogar Haltestellen vergrößert werden, damit Verspätungen und übervolle Fahrzeuge nicht an der Tagesordnung stehen. Das bedeutet Investitionen und Personalkosten. „Nur den Ticketpreis zu bezuschussen, ist zu kurz gesprungen. Auch mit günstigen Fahrpreisen muss die Attraktivität und die Qualität erhalten bleiben“, sagt Fergg. Allerdings beträfe der Vorstoß nicht nur die Stadtwerke, sondern im Verkehrsverbund AVV auch die Eisenbahnunternehmen. Die verweisen schon länger darauf, dass die Züge und Triebwagen zu den Spitzenzeiten schon heute knallvoll sind.

    Neu ist die Idee eines 365-Euro-Jahresabos in Augsburg freilich nicht: Im Vorfeld und Nachgang der umstrittenen Tarifreform zum vergangenen Jahreswechsel wurde ein solches Ticket gefordert (unter anderem von SPD und Grünen). Mit Verweis auf die Kosten, die damals noch nicht vom Staat getragen worden wären, kam es aber nie zu einem entsprechenden Beschluss.

    Stattdessen senkten die Stadtwerke den Preis für ihr 9-Uhr-Abo auf 360 Euro im Jahr. Berufstätigen bringt das meist nichts, weil sie Bus und Tram erst ab 9 Uhr benutzen dürfen, die Zahlen gingen in den ersten zwei Monaten trotzdem um 23 Prozent nach oben. Dazu muss man aber bemerken, dass viele frühere Gelegenheitsfahrer aufgrund der Tarifumstrukturierung „zwangsweise“ zu Abo-Kunden wurden und auch das frühere Senioren-Abo in die Steigerungsrate mit eingeht.

    In Wien stieg die Zahl der Fahrgäste

    Wie groß die Fahrgastzuwächse durch ein „echtes“ 365-Euro-Abo wären, lässt sich aus dem Stand schwierig abschätzen. Der Preis, sagte der frühere Münchner Nahverkehrschef und gebürtige Augsburger Herbert König im Frühjahr unserer Redaktion, sei nicht das wichtigste Kriterium für Fahrgäste. Auch das Angebot müsse stimmen.

    In Wien hat sich die Zahl der Fahrgäste seit Einführung des neuen Tickets von 875 auf 960 Millionen erhöht, also um etwa zehn Prozent. Das hört sich beachtlich an, aber es gab auch noch andere Faktoren, die zum Fahrgastzuwachs beigetragen haben: ein Einwohnerzuwachs in ähnlicher Größenordnung und ein Ausbau des Liniennetzes.

    Konkrete Angaben, wann in Augsburg ein 365-Euro-Jahresticket kommen wird, gibt es noch nicht. Einstweilen laufen die Bemühungen, die Wellen nach den Protesten anlässlich der Tarifreform weiter zu glätten. Eine Arbeitsgruppe beim AVV ist nach wie vor damit beschäftigt, mehrere Änderungsvorschläge (Regelung zum Zustempeln für Abonnenten mit Preisstufe 1, Wiedereinführung Wochenkarte und stadtteilbezogene Verlängerung der Kurzstrecke) zu konkretisieren. Auch der Vorstoß der Stadtwerke, den Nahverkehr im Kern der Innenstadt ab Ende 2019 kostenlos zu machen („City-Zone“), muss noch mit der AVV-Struktur abgeglichen werden. Stadtwerke-Chef Walter Casazza hatte angekündigt, sich für die Einnahmeausfälle von geschätzt 500.000 Euro pro Jahr um Zuschüsse zu bemühen. Offen ist nun freilich, ob der Freistaat angesichts der 365-Euro-Ankündigung für so etwas noch Geld lockermachen würde. Ab Oktober wollen die Stadtwerke zudem eine „Mobilitäts-Flatrate“ für ausgewählte Testkunden anbieten. Für 75 Euro haben sie freie Fahrt mit Tram, Bus, Car-Sharing und Leihfahrrad (die beiden letzteren Verkehrsmittel allerdings mit Beschränkung).

    Um den Verkehr in Augsburg und Region geht es auch in unserem Podcast. Hier können Sie reinhören.

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