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Augsburg: 15-Millionen-Paket: So soll die Luft in Augsburg sauberer werden

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15-Millionen-Paket: So soll die Luft in Augsburg sauberer werden

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    Trambahnen, Carsharing, Elektroräder: Die Verwaltung hat ihre Ideen konkretisiert, wie die Stickoxidbelastung in Augsburg gesenkt werden soll.
    Trambahnen, Carsharing, Elektroräder: Die Verwaltung hat ihre Ideen konkretisiert, wie die Stickoxidbelastung in Augsburg gesenkt werden soll. Foto: Silvio Wyszengrad

    Eine neue Mobilitäts-App , ein Park-/ Verkehrsleitsystem, elektronische Fahrausweise und eine App, um sich Autofahrten zu teilen: Die Pläne der Stadt, wie sie angesichts der zu hohen Stickoxidbelastung den Verkehr umgestalten will, werden konkreter. Inzwischen liegt eine Liste mit 18 Vorhaben vor. Die Projekte sind etwa 15 Millionen Euro schwer, wovon rund die Hälfte aus dem Diesel-Topf von Bund und Autoindustrie gefördert werden dürfte. Hinzu kommen weitere Überlegungen, etwa der Bau von Parkdecks an den Park-and-ride-Plätzen in Haunstetten-West und Augsburg-West sowie Radwege, was weitere 13 Millionen Euro kosten dürfte.

    Die ersten Maßnahmen könnten schon im ersten Halbjahr 2019 umgesetzt werden, so Stefan Klein vom Umweltamt. Der Stadtrat wird das Projektpaket am Donnerstag zur Entscheidung vorgelegt bekommen. Allerdings handelt es sich bei den Maßnahmen nicht durchweg um Projekte, die große Öffentlichkeitswirkung haben. Ein Bestandteil ist beispielsweise, Elektroautos für den städtischen Fuhrpark anzuschaffen.

    Förderantrag für intelligente Ampeln wurden gestellt

    Andere Projekte haben mehr Breitenwirkung: Für kommendes Jahr geplant ist die Installation von „intelligenten Ampeln“ an der Haunstetter Straße, über die seit längerem diskutiert wird. Durch an den Verkehrsfluss angepasste Schaltprogramme soll der Verkehr flüssiger gemacht werden. Ebenfalls ein Förderantrag gestellt wurde für eine intelligente Ampel zwischen Neuburger und Karlstraße im Osten der Stadt. Gleichzeitig, so Umweltreferent Reiner Erben (Grüne), müsse man zusehen, dass der Autoverkehr durch die verringerte Reisezeit nicht attraktiver werde – das bringe keine Umweltentlastung. Nötig sei die Stärkung von Alternativen. Alle Ausfallstraßen der Stadt auszustatten, dürfte rund sechs Millionen Euro kosten und würde fünf Jahre dauern.

    Der Zeitplan ist ohnehin ein Problem: Damit Geld aus dem Diesel-Topf von Bundesregierung und Autoindustrie fließt, müssen die bezuschussbaren Maßnahmen bis Ende 2020 abgeschlossen sein. Manches sei innerhalb von zwei Jahren nicht machbar, so die Stadt – zu wenig Geld, um den Eigenanteil zu stemmen, und zu wenig Personal in der Bauverwaltung. Darum habe man eine Auswahl von 18 Projekten getroffen, die machbar scheinen. Unklar ist, ob der Bund eine zeitliche Verlängerung vorsieht.

    ÖPNV, Carsharing, Leihrad: SWA bündelt die Angebote in einer neuen App

    Ein wichtiger Punkt wird die Digitalisierung des Verkehrs sein. Die Stadtwerke entwickeln eine neue App, in der die bisherigen Angebote Nahverkehr, Carsharing und Leihrad gebündelt werden. Andere Städte haben solche Angebote bereits, in Augsburg könnte die App ab April 2019 laufen. Zusätzlich wird darüber nachgedacht, den Nutzern Informationen über die Parkplatzsituation zur Verfügung zu stellen. Am sinnvollsten sei es, ein Angebot zum Thema Mobilität aus einer Hand zu bieten, sagt Stadtsprecher Richard Goerlich.

    Bei den Stadtwerken wird daran gearbeitet, die Handy-App so zu erweitern, dass das Smartphone erkennt, wenn man Bus oder Tram nutzt. Damit wird gleichzeitig ein elektronisches Ticket über die automatisch registrierte Fahrtstrecke gelöst. Dieses System könnte im April 2020 starten. Ein Best-Price-Ticketing, wodurch der Fahrgast am Monatsende die für ihn günstigste Abrechnung seiner Fahrten präsentiert bekommt, wird es so schnell wohl nicht geben – ein solches Modell müsste im ganzen Verkehrsverbund eingeführt werden, was wegen der vielen Partner komplizierter ist.

    Die Straßenbahn in Augsburg

    Zahlen und Fakten zur Straßenbahn in Augsburg:

    Die Augsburger Stadtwerke haben 2011 mit Bussen und Straßenbahnen rund 56 Millionen Passagiere befördert.

    Die Zahl der Fahrgäste ist damit seit 1990 um 25 Prozent gestiegen.

    Das Straßenbahnnetz in der Stadt ist rund 45 Kilometer lang.

    Eröffnet wurde die Augsburger Straßenbahn im Jahr 1881, damals noch als Pferdebahn. Sie fuhr auf der Strecke Perlach - Hauptbahnhof.

    1998 wurde die Straßenbahn in Augsburg auf Strom umgestellt.

    In Augsburg sind heute rund 100 Straßenbahnen verschiedenen Typs im Einsatz.

    Hinzu kommen 92 Gelenk- und Standardbusse.

    1997 wurde die Linie 3 (Universität) neu eröffnet, 2010 kam die Linie 6 hinzu.

    Größtes Neubauprojekte sind der Umbau des Königsplatzes als zentraler Umsteigepunkt und die Anbindung an den Hauptbahnhof.

    Augsburg testet autonom fahrende E-Busse

    Eher als Experiment ist der Aufbau eines Ride-Sharing-Systems zu sehen, also einer Art elektronischer Mitfahrzentrale. Vor allem abends, wenn Bus und Tram selten fahren, soll es zum Einsatz kommen. Wer wohin muss, kann via Handy Start- und Zielort angeben. Eine App bringt den Kunden und Fahrzeuge, die mit demselben Ziel unterwegs sind (in dem Versuch handelt es sich um Carsharing-Autos der Stadtwerke) zusammen. Das System könnte 2020 starten. Ebenfalls als Test ist der Einsatz eines autonom fahrenden Elektrobusses im Innovationspark ab 2020 zu sehen. Die Stadtwerke erhoffen sich so Erkenntnisse, wie künftige Angebote zur Überbrückung der „letzten Meile“ zwischen Tramhaltestelle und Haustür aussehen könnten. Zusätzlich denkt die Stadt über unkonventionelle Lösungen nach.

    Nach wie vor im Gespräch sind City-Trees – Mooswände, die Schadstoffe aus der Luft filtern. Rückmeldungen aus Kommunen, die das System testen, sind unterschiedlich. Auch mit einer Firma, die Luftwäscher auf Basis von Entengrütze entwickelt, ist man im Gespräch. Eine Reihe von Start-up-Unternehmen stellte sich am Donnerstag den Fragen von Fachleuten aus der Verwaltung.

    Lesen Sie hierzu den Kommentar: Der Wandel in Augsburgs Mobilität muss kommen

    Und das steckt im Maßnahmenpaket:

    • Elektroautos Grünamt und Stadtwerke wollen mehrere Fahrzeuge kaufen
    • Intelligente Ampeln in der Haunstetter Straße und zwischen Neuburger und Karlstraße
    • Mobilitäts-App der Stadtwerke
    • Dauerzählstellen für den Radverkehr
    • Verkehrs- und Parkleitsystem
    • Verkehrsmodell soll um Rad- und Wirtschaftsverkehr erweitert werden
    • Verkehrsdaten-Netzwerk der Stadt (Verkehrsmessungen, Kameras) soll ertüchtigt werden
    • Automatisch abrechnende Nahverkehrs-Tickets auf dem Handy
    • Schnelleres WLAN in Bus und Tram
    • Touch-Screens an neuen Tramhaltestellen (Fahrpläne etc. gibt es nur noch am Bildschirm)
    • Bessere Fahrgastinformation an Haltestellen und in Straßenbahnen
    • Elektronische Mitfahrzentrale via App (Ride-Sharing-System)
    • Modernisierung Vorrangschaltungen an Ampeln für Bus und Straßenbahn
    • Autonomer Bus im Innovationspark
    • Zusätzlich denkbar: Einführung E-Carsharing durch Stadtwerke, mehr Leihräder und Leih-Lastenräder durch Stadtwerke, Ausbau von Park-and-ride mit Parkdecks in der Inninger Straße und in Augsburg-West, Neuorganisation des Lieferverkehrs z. B. mit Drop-Shops.
    • Radverkehr Dafür hat die Stadt weiterhin zwei Millionen Euro pro Jahr vorgesehen. Möglicherweise ist eine Teilförderung aus dem Diesel-Fond möglich.
    • Elektromobilität Unabhängig vom Förderpaket hat die Stadt ein Konzept zur Elektromobilität erstellt, das unter anderem neue Ladestationen vorsieht.
    • City-Zone Ebenfalls in der Planung ist der kostenlose Nahverkehr in der Kern-Innenstadt (City-Zone) durch die Stadtwerke ab dem Jahresende 2019.

    Um das Thema Mobilität geht es auch in dieser Folge unseres Podcasts. Jetzt Reinhören:

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