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Augsburg: Auf dem Sheridan-Areal werden besondere Baugrundstücke vergeben

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Auf dem Sheridan-Areal werden besondere Baugrundstücke vergeben

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    Auf der westlichen Hälfte des Sheridan-Areals will die Stadt Baugemeinschaften und Genossenschaften das Bauen ermöglichen.
    Auf der westlichen Hälfte des Sheridan-Areals will die Stadt Baugemeinschaften und Genossenschaften das Bauen ermöglichen. Foto: Werner Korschinsky

    Noch wuchern wilde Pflanzen mannshoch auf den nordwestlichen Flächen des Sheridan-Areals, doch in einigen Jahren sollen hier 500 neue Wohnungen stehen. Von außen werden sich die Häuser womöglich nicht groß von den Mehrfamilienhäusern unterscheiden, die auf den benachbarten Baufeldern in den vergangenen Jahren entstanden sind – doch was das soziale Innenleben betrifft, soll es Unterschiede geben. Denn schon in der Planungsphase werden die künftigen Bewohner zusammenkommen, um gemeinsam an den Vorstellungen ihres Hauses zu arbeiten. Das Ziel: Statt eines sonst in Mehrfamilienhäusern üblichen Nebeneinanders rückt das Miteinander in den Vordergrund.

    Augsburger Baugemeinschaft: Eine Wohnanlage mit rund 14 Wohnungen

    Laura Sämmer-Ditsch, 63, hat sich mit fünf anderen Augsburgern zu einer Baugemeinschaft mit dem Namen „ZusammenSein“ zusammengetan, die bis Ende 2023 eine Wohnanlage mit rund 14 Wohnungen bauen will. Sie sagt: „Für mich ist das alles neu: eine Wohnanlage planen, Bauherrin sein und dann ein gemeinsames Leben mit Gleichgesinnten. Aber ich finde es total spannend und freu mich drauf.“

    Der Andrang auf die sechs Baufelder, die die Stadt über ihre Wohnbaugruppe für derartige Projekte anbietet, ist groß. Seit dem Start des Projekts im vergangenen Herbst meldeten sich bisher 26 Interessenten bei der Stadt, die mit einem ersten groben Konzept antreten. Die Stadt will die Grundstücke nicht wie sonst üblich an den Höchstbietenden verkaufen, sondern zum marktüblichen Preis an die Interessenten mit dem überzeugendsten Konzept.

    Man wolle, sagt Baureferent Gerd Merkle (CSU), einen Mehrwert fürs Quartier schaffen, der über zusätzliche Wohnungen hinausgeht. Die Konzepte können sich in ökologischer, architektonischer oder sozialer Hinsicht besonders auszeichnen. Unter anderem sind fürs Sheridan-Areal generationenübergreifende Projekte im Rennen. Auch Genossenschaften, bei denen die Bewohner für monatlich relativ niedrige Nutzungsgebühren wohnen können und die auch einen gemeinschaftlichen Ansatz pflegen, wollen auf dem Sheridan-Areal bauen. Der neu gegründeten Genossenschaft „Wogenau“ beispielsweise schwebt ein Projekt mit etwa 50 Wohnungen vor.

    Sheridan-Areal: Bauen auf eigenes Risiko

    Für Bauherren, die in einer Genossenschaft oder Baugemeinschaft zusammengeschlossen sind, gibt es einen besonderen Effekt. Aufgrund der Konzeptvergabe haben sie bessere Chancen als sonst, beim Grundstückskauf zum Zug zu kommen. Auf dem freien Markt ist Baugrund für sie oft zu teuer. Weil ohne einen Bauträger gebaut wird, sondern künftige Bewohner die Dinge gemeinsam mit einem Architekten selbst in die Hand nehmen, sind diese Wohnungen häufig günstiger.

    Allerdings bauen die Beteiligten auf eigenes Risiko, etwa was Baupreissteigerungen betrifft. Und die Planung ist für den Einzelnen mit mehr Aufwand verbunden als der Kauf einer Wohnung beim Bauträger – man muss sich in einer Baugemeinschaft oft in langen Diskussionen auf gemeinsame Vorstellungen einigen, zu Planungstreffen gehen, die Kalkulation im Blick behalten und und und. Das dürfte nicht für jeden etwas sein.

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    Die Akteure von „ZusammenSein“ schreckt das nicht. Man wolle in den kommenden Monaten noch weiter zusammenwachsen, sagt Sprecher Werner Korschinsky. Alle momentanen Mitglieder sind im Ruhestand oder werden in absehbarer Zeit in Rente gehen – die Frage, wie sie im Alter leben wollen, beschäftigt sie alle. „Das Besondere an unserem Projekt ist für mich der Fokus auf der Gemeinschaftsbildung“, sagt Angelika Schütze. Das bedeute, Raum für sich zu haben, aber sich auch gegenseitig umeinander zu kümmern. Geplant sind in dem Projekt auch Gemeinschaftsräume, eine Dachterrasse und ein Kräutergarten.

    Projekte im Sheridan-Areal und im Prinz-Karl-Viertel

    Begleitet wird die Stadt bei der Vergabe vom Münchner Büro Stattbau. Besonders verbreitet ist das Modell von Baugemeinschaften in Augsburg bisher nicht. Auf dem Sheridan-Areal und im Prinz-Karl-Viertel wurden bereits Projekte hochgezogen, doch dass nun gezielt solche Bauherren über eine Konzeptvergabe angesprochen werden, ist neu. „So ein Wohnprojekt wird nicht für einen anonymen Markt entwickelt, sondern von den Menschen geplant, die dort selber einmal leben“, so Nathalie Schaller von Stattbau. Weil die späteren Bewohner schon den Bau geschultert haben, sei der nachbarschaftliche Zusammenhalt später oft gut. „Und diesen Menschen liegt etwas an ihrem Umfeld, weil sie sich dafür engagiert haben.“

    Noch laufen bei der Stadt die Vorbereitungen zur Grundstücksvergabe. Im November 2020 soll der Stadtrat darüber entscheiden, nach welchen Kriterien die Grundstücke genau vergeben werden. Man gehe davon aus, kurz darauf eine förmliche Ausschreibung starten zu können, sagt Merkle.

    Wann dann Grundstücksverkäufe unter Dach und Fach gebracht werden, sei nicht verlässlich prognostizierbar, so das Baureferat. Unter anderem hänge dies von der Zahl der Bewerbungen und der weiteren Entwicklungen der Corona-Beschränkungen ab.

    Die Stadt wollte ursprünglich im April einen Informationstag für alle Interessierten veranstalten. Auch wer noch Anschluss an eine Initiative sucht, sollte dort Informationen finden. Coronabedingt musste der Tag ausfallen, wobei die Stadt ihren Internetauftritt zum Thema ausgebaut hat. Ob der Tag nachgeholt werden kann, sei aktuell auch im Hinblick auf Corona noch unklar, so das Baureferat.

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