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Augsburg: Anwohner haben Angst vor neuem Jugendtreff in Haunstetten

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Anwohner haben Angst vor neuem Jugendtreff in Haunstetten

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    Auf diesem Grundstück des Bayerischen Roten Kreuzes soll der neue Jugendtreff Südstern entstehen.
    Auf diesem Grundstück des Bayerischen Roten Kreuzes soll der neue Jugendtreff Südstern entstehen. Foto: Peter Fastl

    Dass junge Menschen einen Platz brauchen, wo sie sich treffen und aufhalten können, dürfte gesellschaftlicher Konsens sein. Doch wenn ein neuer Jugendtreff oder auch nur ein Regenunterstand für Jugendliche entstehen soll, gehen sofort die Nachbarn auf die Barrikaden. Zuletzt mussten sich Sozialbürgermeister Stefan Kiefer und Mitarbeiter von Jugendamt und Stadtjugendring bei einer Informationsveranstaltung zum geplanten Ersatz für den Jugendtreff Südstern in Haunstetten mit wütenden Anwohnern beschäftigen, die sich in der Versammlung zu teilweise recht unschönen Aussagen hinreißen ließen.

    Seit rund einem Jahr ist der Südstern in Haunstetten geschlossen. Rund 20 Objekte hatte sich die Stadt angeschaut und wieder verworfen – oft, weil die Eigentümer keine Jugendlichen im Haus haben wollten, wie Kiefer sagte. Weil die Jugendlichen dringend wieder einen Treffpunkt brauchen, will die Stadt jetzt in Nachbarschaft der Johann-Strauß-Grundschule einen Treff in Modulbaulösung realisieren. Eigentlich sollten die Nachbarn über das Konzept des im Stadtrat beschlossenen Treffs informiert werden – doch die Veranstaltung artete in eine Grundsatzdiskussion aus.

    Jugendliche brauchen dringen einen Treffpunkt

    Zunächst kam aus Reihen der Besucher die Behauptung auf, die Jugendlichen hätten die Umgebung beim alten Südstern total vermüllt. Dem Hinweis von Stadtjugendring-Regionalleiter Robert Mailer, dass rund um die Jugendtreffs auf Ordnung geachtet werde und sich dort auch andere Menschen aufhalten, wurde kein Glauben geschenkt. Bezüglich des neuen Standorts äußerten mehrere Anwohner die Angst vor Lärm – vor allem nach Schließung des Südsterns gegen 20 Uhr unter der Woche beziehungsweise 21 Uhr am Samstag. Weil auch der nahe Sportplatz Lärm produziere, käme man dann am Wochenende den ganzen Tag nicht zur Ruhe. Robert Mailer betonte, dass am Abend die Jugendlichen keinen Grund hätten, nach Schließung dort noch „herumzuhängen“ – der Container hat nicht einmal ein Überdach.

    Wenn sich junge Leute treffen, kann es auch einmal lauter werden. In Haunstetten kritisieren die Anwohner den neuen Standort des Jugendtreffs Südstern. Sie haben Angst, dass die Jugendlichen dort lärmen oder Dreck machen.
    Wenn sich junge Leute treffen, kann es auch einmal lauter werden. In Haunstetten kritisieren die Anwohner den neuen Standort des Jugendtreffs Südstern. Sie haben Angst, dass die Jugendlichen dort lärmen oder Dreck machen. Foto: Adobe Stock

    Es wurde deutlich, dass Anwohner fürchten, durch den Treff würden nachts Jugendliche angezogen, die dann dort für Zoff und Dreck sorgten. Mit Blick auf Probleme in der Innenstadt sprach eine Anwohnerin von „marodierenden Migrantenbanden“, die in der Stadt Anwohner terrorisieren würden. „Sie sagen denen, dass sie niemanden totschlagen dürfen?“, rief eine andere Anwohnerin Stefan Kiefer zu.

    Die aggressive Stimmung bewog anwesende Jugendliche aus dem Südstern dazu, aufzustehen und für ihre Sache einzutreten. „Man kann doch nicht alle Jugendlichen in einen Topf werfen“, ereiferte sich die 19-jährige Amy. „Ich finde es nicht in Ordnung zu behaupten, Jugendliche schlagen Leute tot“, fügte sie hinzu. Eine Freundin sagte, dass solche Jugendliche gerade nichts im Jugendtreff zu suchen hätten – und durch den Treff unsoziales Verhalten gerade verhindert werde.

    Jugendtreffs: Polizei sieht keinen Grund zur Sorge

    Die Ängste, die hier angesprochen wurden, seien im Umfeld von Jugendtreffs und -häusern unbegründet, heißt es von der Polizei. Nach Rücksprache mit allen Dienststellen gebe es nur positive Reaktionen, so Polizeisprecherin Maria Enslin. Die Treffs hätten auch engen Kontakt zu den Jugendbeamten der Polizei – sie würden ausdrücklich begrüßt. „Probleme gibt es eher an Orten ohne Jugendtreff“, so Enslin. Auch beim Ordnungsdienst gibt es keine Beschwerden aus dem Umfeld von Jugendtreffs, sagt Ordnungsreferent Dirk Wurm. Sollten, wie in der Vergangenheit, Probleme mit Jugendgruppen beispielsweise auf Plätzen in der Innenstadt auftreten, kümmerten sich seit dem vergangenen Sommer die neuen Nachtmanager darum.

    Auch die Zahl der Streetworker wurde im vergangenen Jahr aufgestockt, sagt Sozialreferent Kiefer. 11,5 Stellen gibt es dazu jetzt beim Stadtjugendring und der Katholischen Jugendfürsorge. „Streetwork ist aber kein Ordnungsinstrument und nicht geeignet, Jugendliche zu disziplinieren oder von Plätzen zu vertreiben“, betont er. Streetworker leisteten an der Schnittstelle zwischen Jugend- und Jugendsozialarbeit wertvolle Arbeit und erreichten Jugendliche, die von anderen Angeboten nicht erreicht werden können. „Letztlich können nur durch Angebote, Orte der Begegnung, Streetwork sowie sinnvolle altersgerechte Beschäftigung präventiv Belästigungen auffälliger Jugendlicher reduziert oder ganz vermieden werden. Deswegen sei der deutliche Ausbau von Jugendangeboten wie die Neueröffnung des H2O in Oberhausen, die Youfarm in Pfersee, das neue Café Unfug in Lechhausen, das JuKi im Hochfeld und demnächst die Alte Schule in Hochzoll, die Einbeziehung des Jugendtreffs der evangelischen Jugend an der Friedrich-Ebert-Straße in Göggingen in die Offene Jugendarbeit der Stadt, die Sanierung der „Fabrik“ in Lechhausen und der „Linie 3“ in Pfersee die beste Gewähr dafür, dass viele Jugendliche eine gute Heimat fänden.

    Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Den Jugendlichen mehr vertrauen schenken

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