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Anklage in Augsburg: Anleger sollen um Millionen betrogen worden sein

Anklage in Augsburg

Anleger sollen um Millionen betrogen worden sein

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    Die Staatsanwaltschaft Augsburg hat Verantwortliche der "Firmenwelten"-Gruppe angeklagt. Es geht um viel Geld.
    Die Staatsanwaltschaft Augsburg hat Verantwortliche der "Firmenwelten"-Gruppe angeklagt. Es geht um viel Geld. Foto: Daniel Reinhardt, dpa (Symbolbild)

    Seit gut einem halben Jahr sitzen ein 35-jähriger Mann und seine 38-jährige Schwester in Untersuchungshaft. Sie sollen als Geschäftsführer von Unternehmen eines Firmengeflechtes dafür verantwortlich sein, dass hunderte Anleger bundesweit getäuscht und mit hohen Renditeversprechen um einen Millionenbetrag gebracht wurden. Konkret geht es um Unternehmen der „Firmenwelten“-Gruppe aus Bielefeld. Einige der Firmen haben oder hatten ihren Sitz in Augsburg. Die Staatsanwaltschaft Augsburg hat die beiden Geschwister und zwei weitere Verantwortliche nun angeklagt.

    Die Vorwürfe sind umfangreich. Es geht um Betrug, Steuerhinterziehung und Insolvenzdelikte. So listet die Anklageschrift nach Auskunft der Staatsanwaltschaft in Augsburg alleine gegen die 38-Jährige 275 Fälle des gemeinschaftlichen gewerbsmäßigen Betruges auf. Die Schadenssummen, um die es in den Betrugsvorwürfen geht, summieren sich auf über acht Millionen Euro. Zuerst hatte "Finanztest" über den Fall berichtet.

    Die "Firmenwelten"-Gruppe lockte mit hohen Renditen

    Firmen der Gruppe lockten Anleger mit hohen Renditen: Die „Wurstwelten GmbH“ etwa versprach 15 Prozent Zinsen, wenn Kunden sich mit Privatdarlehen beteiligten. „Wurstwerk-Pate“ könne man werden, hieß es auf Homepage. Anleger bekamen anfangs wohl auch noch Beträge ausgezahlt. Später allerdings blieben die Zahlungen aus, wie Anwälte von Anlegern berichten – und die Kündigung der Darlehen gestalteten sich demnach schwierig bis unmöglich. Ermittler der Augsburger Kriminalpolizei gingen bald dem Verdacht nach, dass hinter den Finanzprodukten ein Betrugssystem stecken könnte. Sie durchsuchten auch diverse Gebäude im Bundesgebiet, darunter in Augsburg und Bielefeld, und beschlagnahmten Unterlagen.

    Die Wurstwelten GmbH fungierte zumindest vor Jahren einmal offenbar tatsächlich als Betreiberin von Wurstfilialen im Ruhrgebiet. Sie zog sich den Unmut von Tierrechtlern zu, die dem Unternehmen im Jahr 2012 „Falschaussagen hinsichtlich eines vermeintlich gesunden Lebensmittels“ vorwarfen und gegen die Eröffnung protestierten. Diese Niederlassungen schlossen offenbar schnell, von weiteren ist zumindest nichts bekannt. Dennoch sollen Anlegergelder weiter geflossen sein. In einer Benachrichtigung im Bundesanzeiger heißt es, es gehe in dem Fall um ein Ermittlungsverfahren wegen Betrugs an Anlegern „ab etwa 2012“.

    Im Falle von anderen Firmen der Gruppe ist noch einmal weniger klar, worin ihre Geschäftstätigkeit bestand. Das angebliche „Halbstrom-Konzept“ der Firmengruppe etwa sah vor, Energiespargeräte zu verleasen, die, so die Behauptung, in der Lage sein sollten, Stromkosten zu halbieren. Andere Versprechen von Firmen der Gruppe klangen ähnlich wolkig. Doch viele Anleger glaubten ihnen und investierten, auch aus dem Augsburger Raum. In der Stadt hatte die Gruppe ein Büro im Herrenbachviertel.

    In Augsburg häuften sich zuletzt die Klagen

    An den Zivilkammern liefen in den vergangenen Monaten diverse Verfahren von Anlegern, die teils viel Geld verloren haben, so auch am Landgericht in Augsburg. Zuweilen geht es in den Klagen gegen die Firmen der Gruppe oder einzelne Finanzvermittler um fünfstellige Beträge. Anwälte berichten teils, Mandanten zu vertreten, die sechsstellige Summen investierten und hohe Verluste erlitten. Diverse Firmen der Gruppe sind inzwischen längst insolvent. Ein Geständnis hat bisher offenbar keiner der Angeschuldigten abgelegt; die beiden inhaftierten Geschwister sollen bisher zu den Vorwürfen geschwiegen haben.

    Gegen weitere Beschuldigte laufen noch Ermittlungen. Die Verhandlung soll vor einer Wirtschaftsstrafkammer des Landgerichtes stattfinden. Einen Prozesstermin gibt es bisher noch nicht.

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