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Aichach-Friedberg: So kommt der Glühwein auf den Weihnachtsmarkt

Aichach-Friedberg

So kommt der Glühwein auf den Weihnachtsmarkt

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    Auch weißer Glühwein wird in Dasing, in Deutschlands ältester Glühweinkellerei, hergestellt. Der Klassiker aber ist und bleibt rot.
    Auch weißer Glühwein wird in Dasing, in Deutschlands ältester Glühweinkellerei, hergestellt. Der Klassiker aber ist und bleibt rot. Foto: Sebastian Richly

    Weihnachtszeit ist Glühweinzeit. Kein Weihnachtsmarkt kommt ohne das süße Heißgetränk aus. Auch im Supermarkt springen einen die Flaschen förmlich an. In einen Topf geben, erhitzen und schon ist das wärmende Getränk fertig. So einfach war es nicht immer. Ein Familienunternehmen aus der Region hat die Trinkgewohnheiten revolutioniert: Die Kunzmanns betreiben in Dasing die älteste Glühweinkellerei Deutschlands.

    Firmengründer Rudolf Kunzmann stellte 1956 in Augsburg erstmals fertigen Glühwein her. Dazu versetzte er den Rotwein mit Zucker und den typischen Gewürzen wie Sternanis, Nelken oder Vanille. Zuvor war

    Zucker im Wein war bis in die 60er Jahre verboten

    Kunzmanns Idee kam so gut an, dass bald auch andere Weinhändler bei ihm Glühwein abfüllen ließen. Es dauerte aber nicht lange, bis das Ordnungsamt darauf aufmerksam wurde: Wein mit Zucker zu versetzen war verboten – und so musste der Augsburger eine Geldbuße zahlen. Er gab aber nicht auf – bis Anfang der 1960er Jahre das Weingesetz geändert wurde: Zur Glühweinherstellung darf Wein seitdem gezuckert werden.

    So gelangte der fertige Glühwein in die Gaststätten. Aufgrund der vereinfachten Zubereitung dauerte es nicht lange, bis Kunzmanns Erfindung die Weihnachtsmärkte eroberte und schließlich über die Supermärkte den Weg in die Haushalte fand. „Mein Vater war sich der Tragweite seiner Erfindung anfangs gar nicht bewusst. Er wollte die Herstellung nur vereinfachen. Ohne es zu wissen, hat er die Trinkgewohnheiten revolutioniert“, sagt Sohn Jürgen Kunzmann, der seit 1996 die Firma leitet.

    Obwohl das Unternehmen seit 1980 in Dasing im Landkreis Aichach-Friedberg sitzt, ziert das Augsburger Stadtwappen mit der Aufschrift „Augsburger Christkindlesmarkt“ die Flasche. Die Familie ist auf ihre Wurzeln besonders stolz: „Wir liefern unseren Glühwein in alle Teile Deutschlands, aber in der Region Augsburg sind wir beheimatet.“ Deshalb unterstütze das Unternehmen auch verschiedene Projekte: „Insbesondere die lokalen Vereine liegen uns am Herzen. Wir wollen mit Spenden etwas zurückgeben.“

    Augsburger Glühwein gibt es auch auf kanadischen Skihütten

    Nicht nur auf den Weihnachtsmärkten der Region gibt es den Glühwein „made in Augsburg“. Sogar in den USA wird er verkauft: „Für manche ist unser Glühwein ein Stück Heimat.“ Auch den Nordamerikanern schmeckt der Augsburger Glühwein. „Ich habe eine Tasse Gühwein auf einer Skihütte in Kanada getrunken. Der Geschmack kam mir bekannt vor, also habe ich nachgefragt.“ Wenig später kam die Bedienung mit einer nur allzu bekannten Flasche zurück. Auch am Rockefeller Center in New York wird Glühwein aus Dasing ausgeschenkt: „Das ist natürlich eine besondere Wertschätzung“, sagt Kunzmann und fügt hinzu: „Wichtiger ist aber, dass er den Menschen in und um Augsburg schmeckt.“

    Das tut er seit vielen Jahren. Die Gewürzmischung ist bis heute dieselbe – und ein streng gehütetes Familiengeheimnis. Nur der Wein hat sich verändert. „Schon im September stellen die Supermärkte die Flaschen in die Regale. Deshalb brauchen wir frühe Rebsorten“, sagt der 51-Jährige, der zusammen mit seiner Frau Natalie das Unternehmen führt. Im „Augsburger Christkindlesmarkt“-Glühwein wird deshalb ein Sangiovese aus Süditalien verwendet. Im Lauf der Jahre sind viele Sorten dazugekommen. Bio-Glühwein, Punsch, aber auch der weiße Glühwein: „Auch den haben wir erfunden. Der unterschiedliche Geschmack kommt vom jeweiligen Grundwein“, erzählt Jürgen Kunzmann stolz.

    Ständig experimentiert der Weinkenner mit neuen Rebsorten. Nicht immer mit Erfolg: „Nicht aus jedem Wein kann man Glühwein machen. Er muss schon mit den Gewürzen zusammenpassen.“ Riesling funktioniere überhaupt nicht. „Der ist zu bitter, ein solches Produkt würde niemand kaufen“, erklärt sein Frau Natalie. Auf den Weihnachtsmärkten ist nach wie vor der Klassiker am beliebtesten. Die Standbetreiber bekommen den Glühwein aber nicht in Flaschen, sondern gleich in Zehn-Liter-Kanistern – der Andrang ist einfach zu groß.

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