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Augsburg: AfD-Kommentar über Lisa McQueen entsetzt Augsburger Stadträte

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AfD-Kommentar über Lisa McQueen entsetzt Augsburger Stadträte

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    Stadträtin Lisa McQueen wird in einem Kommentar auf Facebook von der AfD angegriffen. Ihre Qualifikation als OB-Kandidatin sei ihre Hautfarbe und ihr Geschlecht gewesen, heißt es darin.
    Stadträtin Lisa McQueen wird in einem Kommentar auf Facebook von der AfD angegriffen. Ihre Qualifikation als OB-Kandidatin sei ihre Hautfarbe und ihr Geschlecht gewesen, heißt es darin. Foto: Silvio Wyszengrad

    Lisa McQueen, Stadträtin der Satire-Partei "Die Partei", ist via Facebook von der Augsburger AfD als Politikerin bezeichnet worden, deren einzige Qualifikation ihre dunkle Hautfarbe und ihr Geschlecht sei. McQueen sei "maximalpigmentiert" und inhaltlich gesehen ein "dünnes Brett", heißt es in einem Kommentar, der vom AfD-Kreisverband Augsburg im Zusammenhang mit den Debatten um das Klimacamp gepostet wurde.

    Die "Partei" machte den Eintrag, der inzwischen offenbar wieder gelöscht worden ist, am Donnerstag mit Screenshots selbst öffentlich. Es handle sich um eine "in den 1940er Jahren zurückgebliebene, rassistische und sexistische Antwort", heißt es in einer Stellungnahme. Die AfD zeige auf Facebook ihr wahres Gesicht. Lisa McQueen passe wohl nicht ins Weltbild der AfD, das Frauen eher am Herd sehe.

    Augsburgs Oberbürgermeisterin Eva Weber bietet Unterstützung an

    In der Stadtratssitzung am Donnerstag sprach Augsburgs Oberbürgermeisterin Eva Weber (CSU) den Vorgang an. Sie sei angesichts des Facebook-Kommentars "sprachlos" und wolle McQueen ihre Unterstützung anbieten, wenn es etwa um die Herstellung eines Kontakts zur Anti-Diskriminierungsstelle gehe. McQueen dankte Weber dafür, öffentlich Stellung genommen zu haben. Es gab fraktionsübergreifend Applaus.

    Stadtrat Frederik Hintermayr (Sozialfraktion; Linke) sprach von "ekelhafter, rassistischer Hetze". Der Stadtrat sei gemeinsam gefordert, sich darüber Gedanken zu machen, wie man mit derartigen Äußerungen umgehen solle. Der Eintrag habe auch eine andere Qualität als das Verhalten von AfD-Stadtrat Andreas Jurca vor kurzem im Klimacamp. Die Polizei hatte Jurcawie berichtet einen Platzverweis ausgesprochen, nachdem eine Diskussion mit Aktivisten des Klimacamps im Sande verlaufen war und diese ihn formal von der Versammlung ausschlossen. Strittig ist aber, ob Jurca sich überhaupt im Bereich der Kundgebung aufhielt.

    Jurca erklärte im Stadtrat daraufhin, dass er sich von Hintermayr nicht diffamieren lassen wolle. Der Linken-Stadtrat hatte Jurca vorgeworfen, am Klimacamp "herumgepöbelt" zu haben. Über den Facebook-Eintrag seiner Partei zu Lisa McQueen war Jurca offenbar nicht im Bilde. Ein sichtlich aufgebrachter SPD-Stadtrat Dirk Wurm entgegnete, Jurca solle die Facebook-Aktivitäten seiner Partei besser im Blick behalten, wenn es ums Thema diffamieren gehe.

    Stadträtin Margarete Heinrich (parteilos) schreibt auf ihrer Facebook-Seite zu dem Vorfall: "Die AfD ist das primitive Grauen." Sie wolle dem etwas positives entgegensetzen, erklärt Heinrich - und formuliert deshalb einen Brief an Lisa McQueen. Darin heißt es unter anderem: "Du bist eine ausgesprochen pfiffige und sympathische Stadtratskollegin. Dein Humor, dein Esprit, dein Charme und deine Ideen sind in der politischen Arbeit innerhalb des Stadtratsgremiums bereichernd und inspirierend."

    Das sagt die Augsburger AfD zu dem Facebook-Kommentar

    Der Augsburger AfD-Vorsitzende Steffen Müller erklärte am Donnerstagabend hingegen auf Anfrage, dass McQueen im Wahlkampf ihre Hautfarbe mit dem Slogan "Schwärzer als die CSU" selbst zum Thema gemacht habe. Er sei der Auffassung, dass die Hautfarbe von Kandidaten generell kein Thema im Wahlkampf sein solle. Inhaltlich sei McQueen bisher eher durch "Politclownerie" denn durch Satire oder gar ernsthafte Politik aufgefallen. Mit Plakatslogans wie "Hier könnte eine Kartoffel hängen", bei der "Kartoffel" als diskriminierende Bezeichnung von Deutschen gemeint sei, müsse sich die "Partei" selbst den Vorwurf des Rassismus gefallen lassen.

    Es ist nicht das erste Mal, dass ein Facebook-Eintrag der Augsburger AfD für Ärger sorgt. Kurz nach der Gewalttat von Hanau im Februar 2020, als ein Attentäter mit offenbar rassistischem Hintergrund mehrere Menschen mit Migrationshintergrund in und vor Shishabars erschoss, überschrieb die AfD einen verlinkten Medienbericht auf Facebook mit den Worten "Deutschland auf dem Weg zum Multikulti-Drecksloch". Damals distanzierte sich die Führungsspitze der Partei in Augsburg von dem Eintrag. Auf Anfrage unserer Redaktion teilte die AfD damals mit, dem verantwortlichen Redakteur seien sofort die Berechtigungen auf der Facebook-Seite entzogen worden.

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