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9-Euro-Ticket in Augsburg: Wie sich die Stadtwerke vorbereiten

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Die Stadtwerke bereiten sich auf das Neun-Euro-Ticket in Augsburg vor

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    Ab voraussichtlich 1. Juni gilt das Neun-Euro-Ticket. Die Stadtwerke stellen sich auf einen Kundenansturm ein.
    Ab voraussichtlich 1. Juni gilt das Neun-Euro-Ticket. Die Stadtwerke stellen sich auf einen Kundenansturm ein. Foto: Silvio Wyszengrad (Archivbild)

    Drei Wochen vor dem voraussichtlichen Start des Neun-Euro-Monats-Tickets am 1. Juni laufen bei den Stadtwerken die Vorbereitungen auf Hochtouren. Voraussichtlich ab Montag, 23. Mai, soll der Ticketverkauf beginnen. Man werde am 1. Juni alle Straßenbahnen und Busse, die man im Depot stehen hat, auf die Linien schicken, so Stadtwerkesprecher Jürgen Fergg, um etwaige Engpässe möglichst zu vermeiden. Wie viele Fahrgäste das befristete Angebot der Bundesregierung, das es in dieser Form noch nicht gab, bringen wird, lasse sich nicht abschätzen, so Fergg. "Wir sind sehr gespannt."

    Wie berichtet wird der Nahverkehr bundesweit auf Initiative des Bundes von Juni bis einschließlich August für jeweils neun Euro pro Monat nutzbar sein. Das betrifft Busse, Straßenbahnen und Nahverkehrszüge. Die endgültige Entscheidung fällt erst kurz vor dem Angebotsstart - am 20. Mai muss das Thema im Bundesrat verabschiedet werden. "Wir hoffen und erwarten natürlich, dass das Neun-Euro-Ticket nach den Monaten der Pandemie dem Nahverkehr einen ersten Schub gibt", sagt Fergg. Denn nach wie vor liegen die Nutzerzahlen bei den Stadtwerken etwa bei 70 Prozent des Vor-Corona-Niveaus. Man hoffe, Fahrgäste mit diesem Angebot wieder zurückholen zu können. Denn während der Pandemie kehrte ein Teil der Fahrgäste dem Nahverkehr und den Rücken. Aufgrund von mehr Homeoffice-Regelungen werden wohl nicht alle wiederkommen. Darum hoffen die Stadtwerke, neue Kunden zu gewinnen. "Der ÖPNV kann ja ganz einfach mal sehr preiswert ausprobiert werden, um festzustellen, dass die Mobilität mit Bus und Straßenbahn doch ganz komfortabel und einfach ist", so Fergg.

    Wartungsarbeiten für Straßenbahnen und Busse in Augsburg werden verschoben

    Allerdings wäre es dann eine denkbar schlechte Visitenkarte für den Nahverkehr, wenn Kunden vor überfüllten Straßenbahnen und Bussen stehen. Man werde die Situation genau im Auge behalten, so die Stadtwerke, um flexibel reagieren zu können, wenn auf bestimmten Linien zu bestimmten Uhrzeiten viel los ist. Der inzwischen geltende "dynamische Takt" erlaube diese Flexibilität. Zuletzt seien Wartungsarbeiten an Fahrzeugen etwas vorgezogen worden beziehungsweise würden im Juni nach Möglichkeit etwas nach hinten geschoben, um zum 1. Juni alle Fahrzeuge zur Verfügung zu haben.

    Erhältlich wird das Ticket auf allen bekannten Verkaufswegen sein. Die einfachste Möglichkeit sei der Kauf über die Mobil-App, für den keine Anmeldung nötig sein wird. Das soll die Schwelle zum Kauf niedrig halten. In Geschäften und an Automaten wird es das Ticket ebenfalls geben. Sogar im Bus soll die Fahrkarte zu kaufen sein (einige Haltestellen in Augsburg haben keinen Automaten), wobei die Stadtwerke darum bitten, diese Möglichkeit nur im Ausnahmefall zu nutzen, um Wartezeiten an Haltestellen zu vermeiden. Die Neun-Euro-Regelung wird im Juni, Juli und August für alle Abos gelten. Kunden und Kundinnen bezahlen dann automatisch nur neun Euro. Die Regelung gilt ferner für Jobtickets und die Kombi-Angebote aus Nahverkehr, Leihrad und Carsharing (Mobil-Flatrate), bei denen der Nahverkehrs-Anteil dann auf neun Euro pro Monat reduziert wird.

    Zuletzt waren noch mal Diskussionen aufgekommen, was die Kompensation der Kosten für die Nahverkehrsunternehmen durch den Bund betrifft. Man gehe, so die Stadtwerke, davon aus, dass die Bundesregierung, die das Ticket angekündigt hatte, für die Kosten aufkomme. Die Nahverkehrsunternehmen seien von den Folgen der Pandemie ohnehin gebeutelt. Im Übrigen, betonen die Stadtwerke, dass die Frage, wie der Nahverkehr dauerhaft gestärkt werden könnte, um in der Mobilitätswende eine größere Rolle zu spielen, nicht gelöst sei.

    Das künftige Takt-Angebot in Augsburg

    Hier ein Überblick, wie sich das künftige Takt-Angebot, das mit dem aktuellen weitgehend identisch ist, vom Taktangebot der Vor-Corona-Zeit unterscheidet. Der Überblick bezieht sich auf Tage unter der Woche außerhalb der Ferien:

    Zwischen Betriebsbeginn um ca. 5 Uhr und 7 Uhr wird der Takt von 15 über 7,5 auf 6 Minuten verdichtet.

    Im Schülerverkehr ab 7 Uhr gibt es nun bis 8.30 Uhr einen Sechs-Minuten-Takt auf allen Straßenbahnlinien zuzüglich Verstärkerfahrzeugen. Zum Fünf-Minuten-Takt aus den Jahren vor 2020 (zwischen 7 und 8 Uhr) ist der Unterschied im Grundtakt überschaubar.

    Vormittags bleibt es, wie schon vor 2020, beim 7,5-Minuten-Takt bis 12 Uhr.

    Ab 12 Uhr wird die Mittagsspitze, wenn Schulschuss ist, bis 14 Uhr mit einem Sechs-Minuten-Takt plus Verstärkerfahrzeugen bedient. Zwischen 14 und 20.30 Uhr geht es dann - das ist die größte Änderung gegenüber 2019 - in den 7,5-Minuten-Takt (plus Verstärkern z. B. auf der Unilinie). In der Vergangenheit galt zwischen 12 und 18 Uhr ein Fünf-Minuten-Takt, zwischen 18 und 20.30 Uhr ein 7,5-Minuten-Takt. Ab 20.30 gibt es, wie früher auch schon, einen 15-Minuten-Takt.

    Bei den Bussen gilt im Wesentlichen der Fahrplan der Vor-Corona-Zeit (15-Minuten-Takt tagsüber, ab 20.30 Uhr ein 30-Minuten-Takt). In der Vergangenheit gab es auch auf den Linien 32 (Zoo - Uniklinik) und 41 (Königsplatz - Eichleitnerstraße) abends ein Angebot alle Viertelstunde. Dies soll es dauerhaft nicht mehr geben, weil die Fahrgastzahlen dafür aus Sicht der Stadtwerke nicht ausreichen.

    Überlegungen für ein 365-Euro-Ticket in Augsburg gibt es seit Jahren. Allerdings wäre dies mit deutlichen Mehrkosten für die Stadtwerke verbunden, die darauf hinweisen, dass der Nahverkehr ohnehin schon mit jährlich 40 Millionen Euro aus den Erträgen der Energiesparte quersubventioniert werden muss. Auch die Stadt winkt ab, wenn es darum geht, kommunales Geld in die Subvention günstigerer Tickets zu stecken.

    Fahrkarten und Tickets im ÖPNV: Der Preissprung zum Abo in Augsburg ist groß

    Auch schon in der kurzfristigen Perspektive ist unklar, wie es ab September weitergeht, wenn es darum geht, Rückkehrer und Neukunden bei der Stange zu halten. Im AVV gibt es Überlegungen für ein Ticket, das dem gestiegenen Homeoffice-Anteil Rechnung trägt. Inwieweit es weitere Anschlussangebote ans Neun-Euro-Ticket geben wird, muss laut Stadtwerken ebenfalls im Tarifverbund besprochen werden. Denn der Preissprung zum normalen Abo wird dann eklatant sein: In Preisstufe 2 kostet eine Monatskarte aktuell 74,10 Euro, das Abo für die Zonen 10 und 20 schlägt mit 57,50 Euro pro Monat zu Buche.

    Seitens des Fahrgastverbands Pro Bahn heißt es, dass das Neun-Euro-Ticket eine Diskussion anstoßen müsse, was der öffentliche Nahverkehr brauche, um attraktiver zu werden. Das Ticket und die damit verbundene Fahrgastzahlen-Steigerung würden womöglich den Fokus auf einige Punkte richten, die der Fahrgastverband schon länger anspreche. So sei die Frage, wie der aktuell weggefallene Fünf-Minuten-Takt bei den Straßenbahnen sich mit höheren Fahrgastzahlen vertrage. Auch beim Fugger-Express werde es interessant, ob dieser zu Stoßzeiten Richtung München weitere Passagiere aufnehmen könne. Gleichwohl sei das Ticket eine Möglichkeit, mal in den öffentlichen Nahverkehr hineinzuschnuppern.

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