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Baustelle im Wald? Naturschützer protestieren gegen geplantes Lechkraftwerk
![Diese Betonschwelle im Lech im Stadtwald soll im Zuge der Renaturierung in eine Steinrampe umgebaut werden. Der Energiekonzern Uniper will ein Kraftwerk integrieren. Diese Betonschwelle im Lech im Stadtwald soll im Zuge der Renaturierung in eine Steinrampe umgebaut werden. Der Energiekonzern Uniper will ein Kraftwerk integrieren.](https://www.augsburger-allgemeine.de/resources/1715674144167-1/ver1-0/img/placeholder/16x9.png)
Die Lechallianz will klagen, sollte der Energiekonzern Uniper im Augsburger Stadtwald bauen dürfen. Das geplante Kraftwerk unterlaufe die Renaturierung, heißt es.
![Baustelle im Wald? Naturschützer protestieren gegen geplantes Lechkraftwerk](https://www.augsburger-allgemeine.de/img/incoming/crop50009446/6873056877-cv1_1-w40-owebp/Krog?t=.jpg)
Die Pläne des Energiekonzerns Uniper, am Lech im Augsburger Stadtwald auf Höhe von Kissing ein Wasserkraftwerk zu bauen, stoßen bei Naturschutzverbänden auf erbitterten Widerstand. Sollte Uniper an den Überlegungen festhalten und das Projekt genehmigt werden, werde man klagen, so Günther Groß, Sprecher der Lechallianz. Wie berichtet hatte Uniper zuletzt erklärt, im Rahmen des Flussrenaturierungsprojekts "Licca liber" den Bau eines umweltverträglichen Kraftwerks zu prüfen. Nachdem sich bereits die Augsburger Grünen-Landtagsabgeordneten gegen das Projekt ausgesprochen haben, legt die Lechallianz jetzt via Pressemitteilung nach.
"Das geplante Kraftwerk würde die Zielsetzung des Sanierungsprozesses konterkarieren", ist Groß überzeugt. Wesentliche Zielsetzungen von Licca liber – vor allem Verbesserungen für Fische – könnten so nicht erreicht werden. Uniper hält die Pläne hingegen für ökologisch unbedenklich. Die angedachte Kraftwerksanlage stehe im Einklang und nicht im Gegensatz zu "Licca liber", so Sprecher Theodoros Reumschüssel.
Kraftwerk am Augsburger Lech: Strom für 5000 Haushalte
Uniper hat grundsätzlich die Möglichkeit, am Lech zwischen Mandichosee und Hochablass ein weiteres Kraftwerk zu bauen. Diese Möglichkeit hat der Freistaat dem Unternehmen eingeräumt, als 1950 ein Konzessionsvertrag geschlossen wurde. Überlegungen für eine Anlage (damals noch vom Vorgängerkonzern Eon) sorgten Anfang der 2000er-Jahre für Widerstand seitens Umweltschützern. Als die Planungen für "Licca liber" 2013 starteten, entschloss sich Uniper, das Projekt zurückzustellen. Nun werden die Pläne in modifizierter Form wieder aus der Schublade geholt.
Im Rahmen von "Licca liber" – einem Projekt des Freistaats – will das Wasserwirtschaftsamt die Sohlschwelle im Stadtwald, ein mehrere Meter hoher Betonabsturz, in eine naturnahe, mehrere Hundert Meter lange Steinrampe umbauen. Uniper beruft sich auf seine Konzession und erwägt, seitlich an die Rampe ein kleines Kraftwerk zu bauen, das Strom für etwa 5000 Haushalte erzeugen würde. Bis Ende des Jahres will das Unternehmen eine Entscheidung treffen, ob das Projekt weiterverfolgt wird. Will Uniper bauen, müsste ein Antrag gestellt werden. Bei der Abwägung müssten die Behörden auch berücksichtigen, dass der Kraftwerksstandort in einem Naturschutzgebiet liegt.
Augsburger Lechallianz: "Nur noch ein optisches Trugbild"
Die Lechallianz sieht grundsätzlich keine Möglichkeit, ein Kraftwerk in das Projekt "Licca liber" zu integrieren. Das Projekt sieht auf den elf Kilometern Fließstrecke eine teils deutliche Aufweitung des Flussbettes mit Kiesbänken und Auwäldern vor, die regelmäßig überschwemmt werden. Das Kraftwerk schaffe inmitten der Fließstrecke wieder einen technisch bestimmten Abschnitt, zumal bei Normalwasserstand bis zu drei Viertel der Wassermenge durchs Kraftwerk und ein Viertel über die Rampe fließen würden. "Bei der geringen Wassermenge würde die entscheidende Funktion dieser Rampe, nämlich einen durchgängigen Fluss zu ermöglichen, zu einem nur noch optisch wirkenden Trugbild verkommen", so Groß. Man habe jetzt die einmalige Chance, dem Lech mit Millionenaufwand zumindest einen Teil seines ökologischen Werts wiederzugeben. Das Kraftwerk zerstöre diese Möglichkeit. Für Strömungsfische wie den Huchen, der wandern will, sei ein Kraftwerk eine Barriere, weil die Strömung aus den Turbinenauslässen sie an die falsche Stelle im Fluss lockt. Flussabwärts würden die Turbinen zur Todesfalle.
Seitens Uniper sieht man hingegen keine Probleme. Die Turbinen seien fischverträglich, für die Wanderungen flussaufwärts gebe es zusätzlich zur Rampe eine Aufstiegshilfe, an die die Fische mit einer Lockströmung herangeführt werden sollen. "Was jetzt herausgekommen ist als Planung, ist keine Störung des Projekts, sondern es ist das Ergebnis des bisherigen Prozesses bei 'Licca liber'", sagt Uniper-Sprecher Reumschüssel. Am möglichen Kraftwerksstandort werde es gelingen, die Bedürfnisse der Natur und der Wasserkraftnutzung unter einen Hut zu bekommen, weil es ökologische Verbesserungen gebe. Uniper betont, dass die Rampe zum Abbau des Höhenunterschieds am Lech nicht wegen des Kraftwerks kommen wird, sondern ohnehin nötig ist. Dies wolle man zur Energieerzeugung nutzen.
Wasserwirtschaftsamt: Rampe im Lech muss kommen
In der Tat sagt das Wasserwirtschaftsamt, dass möglichst viele der bestehenden sechs Wehre wegmüssen. Sie wurden gebaut, um die Fließgeschwindigkeit des vor über 100 Jahren begradigten Lechs zu zähmen – ansonsten hätte sich der Fluss immer tiefer in den Boden gegraben. Vier Schwellen können verschwinden, an zwei Stellen (unter anderem am vorgesehenen Kraftwerksstandort Höhe Lindenau) ist aber weiterhin eine Befestigung nötig, künftig aber in Form einer Rampe (vergleichbar mit der Rampe an der Wertach nach dem Abbruch des Goggeles-Wehrs vor rund 15 Jahren).
Uniper verweist auch darauf, dass Wasserkraftwerke für die Energiewende als Grundlast-Erzeugungsquellen, die unabhängig von Sonne und Wind arbeiten, unabdingbar seien. Auch die Energiemenge von 5000 Haushalten könne ein Baustein sein. Die Lechallianz forderte Uniper hingegen auf, die bestehenden Kraftwerke mit moderner Technik so zu ertüchtigen, dass sie mehr Strom liefern können. Für die bestehenden Lechkraftwerke wird die Nutzungskonzession an Uniper in den kommenden Jahrzehnten auslaufen. Der Freistaat als "Eigentümer" der Flüsse kann Nutzungsrechte an Kraftwerksbetreiber vergeben und bekommt dafür Geld – für den Abschnitt zwischen Mandichosee und Hochablass ist Uniper der Konzessionsinhaber und somit der Einzige, der dort bauen dürfte.
![Welche Fischarten in Bayern am größten werden Der Schuppenkarpfen etwa kann bis zu 1,30 Meter lang, bis zu 30 Kilo schwer und bis zu 80 Jahre alt werden. Er schwimmt in der Donau, aber auch in Seen.](https://www.augsburger-allgemeine.de/resources/1715674144167-1/ver1-0/img/placeholder/16x9.png)
Wie berichtet erwägt der Freistaat, die Lech-Kraftwerke künftig wieder selbst zu betreiben. Nach und nach werden die vertraglich auf 90 Jahre festgesetzten Nutzungsrechte zwischen 2032 und 2073 auslaufen und gehen dann an den Freistaat zurück oder müssen neu vergeben werden. Laut dem Vertrag aus dem Jahr 1950 beginnt die 90-Jahres-Frist für jede Staustufe gesondert mit der Inbetriebnahme (die Lechstaustufe 23 bei Merching wurde etwa 1978 in Betrieb genommen). Dies würde auch für ein neues Kraftwerk Lindenau gelten, sodass dieses Kraftwerk von der Konzessions-Diskussion in den kommenden Jahrzehnten nicht betroffen wäre. Uniper erklärte, dass man unternehmensseitig keine Herauslösung der Wasserkraftsparte aus dem Konzern wolle. Ziel sei, wieder an die Kapitalmärkte zurückzukehren, nachdem der Bund Uniper im Zuge der Gaskrise stützen musste. Die Wasserkraft könne bei der Erreichung dieses Ziels helfen.
Die Diskussion ist geschlossen.
grüner Strom muss nur aus der Steckdose kommen - woher er wirklich ist, spielt keine Rolle. Diesse Kraftwerk hört sich allerdings wirklich nach grün an
Das wird erst lustig, wenn die Grünen und ihre Helfer aus den Medien die CSU zur hektarweisen Abholzung von Wäldern für Windkraftwerke gebracht haben. Man nimmt ja gerne die Gesamtfläche Bayern als Maßstab des Windkraftausbaus und verschweigt die enormen 35% Flächenanteil des Waldes.
An einer vorhandenen Betonschwelle (die aktuell keinen Strom erzeugt) ein Kleinwasserkraftwerk mit der gleichen Höhendifferenz für die CO2-neutrale Stromversorgung von 5000 Haushalten zu bauen inkl. Fischtreppe und fischschonender Turbinen - also viel umweltfreundlicher geht's nimmer. Über den Großkonzern Uniper kann man streiten. Es spärche aber ja nichts dagegen, viel mehr solcher Projekte im Rahmen von kommunalen Energiegenossenschaften etc. umzusetzen und die Bürgern daran zu beteiligen. Würde mich mal interessieren, welchem politischen Lager die Ablehner dieses Projektes mehrheitlich zuzuordnen sind.
Mit etwas Phantasie und weniger Fundamentalismus sollten sich sowohl das Kraftwerk als auch die Lechquerung als positive Elemente in das Projekt integrieren lassen. Die Akzeptanz für die begrüßenswerte aber sehr aufwändige Umgestaltung des Flusses könnte damit sicherlich deutlich erhöht werden, auch wenn vom einseitigem "Freiheitsbestreben" zugunsten von Energieeffizienz abgewichen wird (Wasserkraft, Fahrradverkehr).
Aus dem Lech wird mit noch soviel Kiesaufschüttungen und Baggerei (übrigens unter massivsten CO2-Ausstoß der Maschinen) nie wieder ein "natürlicher Fluss". Romantische Spinnereien von Leuten deren Strom aus der Steckdose kommt...
Ich will grünen Strom; ich will grünen Strom! Ach was, dazu braucht man ein Kraftwerk? Nein, das aber nicht!
Vergleichbar mit dem Sprichwort "Wasch mir den Pelz aber mach mich nicht nass!"
Ist genauso idiotisch wie die Blockade des BMW-Werks in den Betriebsferien durch die Klimakleber!