Auf der Freilichtbühne versetzt die Spider Murphy Gang "Augschburg in Ekstase"
Die Spider Murphy Gang reißt das Publikum in der ausverkauften Freilichtbühne von den Sitzen. Das härteste Geschoss der Band wird im zweiten Teil abgefeuert.
"Augschburg in Ekstase", schreit Günther Sigl ins Mikrofon. Warum der Frontmann der Spider Murphy Gang so ins Schwärmen kommt, verrät er gleich mit dem nächsten Satz: "Ich habe oben bei den Zuschauern einen gesehen, der hat mit dem Fuß gewippt." Nun durchaus möglich, dass der Augsburger und die Augsburgerin das Geschehen zunächst etwas leidenschaftslos betrachten, aber wenn sie dann in Fahrt kommen, sind sie nicht mehr zu halten. So auch auf der Freilichtbühne.
Die Münchner Band benötigt nicht lange, um "Augschburg" aus der Reserve zu locken. Das eher gesetzte Publikum in der mit über 2000 Zuschauern vollen Arena hält es auch nicht mehr lange auf den Sitzen. Die beiden Spider-Urgesteine Sigl und Barny Murphy haben noch weitere fünf erstklassige Musiker bei ihrem "Unplugged"-Konzert zu bieten. Wie zum Beispiel Otto Staniloi, der einen auffallend langen Bart trägt und sowohl Saxofon und Tuba als auch Flöte spielt. Oder Schlagzeuger Andreas Keller, der die Zuschauer mit einem überragenden Solo in die Pause schickt. Seinen Gitarristen Willie Duncan kündigt Sigl an "als einzigen Schotten, der bayrisch singt".
Auch die Vorbilder der Spider Murphy Gang kommen zu Ehren
Sigl ist an diesem Abend Sänger, Bassist und Entertainer in einer Person. "Applaus ermutigt uns junge Künstler", grinst der mittlerweile 76-Jährige ins Publikum. Klar, älter geworden ist er, der Sigl. Wo früher seine Elvis-Tolle war, ist heute nur noch dünnes Haar. Aber musikalisch ist Sigl immer noch ein Pfund. Neben den eigenen Songs der Spiders kommen natürlich auch immer wieder die Vorbilder der Band zu Ehren. Bill Haley, Chubby Checker oder eben Elvis. Aus dessen Song "Jailhouse Rock" stammt ja der Bandname Spider Murphy. Und wenn Sigl "That's All Right Mama" singt, trifft er den Tonfall des Kings.
Dass am Anfang "nur einer mit dem Fuß wippt", lag vielleicht auch daran, dass der Einstiegstitel "Überdosis Rock 'n' Roll" nicht die beste Wahl war. Der Song kam schon ein paar Jahre nach dem großen Hype der Band in den frühen 1980er-Jahren heraus. Aber wie gesagt, die Stimmung ist schnell gestiegen. "Rock 'n' Roll Schuah", "Vis a vis" und "Rosmarie" werden zum Gute-Laune-Dosenöffner. Mit "Sommer in der Stadt", "Pfüati Gott Elisabeth" und "Wer wird denn woana" schicken die Münchner die Leute in die Pause. Nicht ohne den wichtigen Hinweis von Sigl, dass es einen Stand gibt, an dem man "Devotionalien" von Spider Murphy kaufen kann. Auch T-Shirts von small bis "gwambed".
Schrammel-Folklore, die Spaß macht
Der zweite Teil beginnt mit einem Solo des Keyboarders Ludwig Seuss, der auch immer wieder mit der Ziehharmonika in Erscheinung tritt. Eine gute Figur gibt auch Barny Murphy auf der Bühne ab. Das filigrane Gitarrenspiel des 69-Jährigen ist beeindruckend. Er lässt es sich auch nicht nehmen, dass er sich immer wieder mal eine Zigarette anzündet, während für den Rest ein absolutes Rauchverbot gilt. Ein Spätwerk (1997), aber für viele immer noch einer der besten Spider-Songs - "Renate (du konnst mi gern ham)" wird ebenfalls im zweiten Teil präsentiert. Klingt ein bisschen nach Haindling, ein bisschen nach Zillertaler, ein bisschen nach Spider Murphy und ist Schrammel-Folklore, die Spaß macht.
Zu Deutschlands bekanntester Telefonnummer 32168 wird mitgegrölt, dass sich die Balken biegen. "Der Skandal im Sperrbezirk" ist nach wie vor das härteste Geschoss für alle Fans. Mit "Herzklopfen" und "Mir san a bayrische Band" beenden die Spiders ihr Programm. Auch der "Augschburger" ist am Ende der Ekstase, aber schee wars. Am Montagabend spielt Spider Murphy erneut auf der Freilichtbühne.
Die Diskussion ist geschlossen.