Bus und Tram im AVV werden wohl knapp zehn Prozent teurer
Nach dem Auslaufen des Neun-Euro-Tickets sieht es nach einer eiskalten Dusche für Fahrgäste in der Region Augsburg aus. Endgültig beschlossen ist das noch nicht.
Die steigenden Energiepreise werden auch Nutzer und Nutzerinnen des Nahverkehrs im Raum Augsburg treffen: Nach dem Auslaufen des Neun-Euro-Tickets Ende August (allein die Stadtwerke verkauften 235.000 Tickets im dreimonatigen Aktionszeitraum) kommt zum Jahreswechsel wohl eine eiskalte Dusche. Gemäß der Indexberechnung, die unter anderem Energiepreise und Personalkosten berücksichtigt und auf deren Grundlage die Tarife angepasst werden, würden die Tickets im Augsburger Verkehrs- und Tarifverbund (AVV) um 9,9 Prozent teurer werden. Endgültig beschlossen ist das noch nicht, allerdings zeichnet sich dieser Schritt ab.
Eine Erhöhung um knapp zehn Prozent wäre eine Verteuerung in noch nicht gekanntem Ausmaß, nachdem in den vergangenen Jahren Steigerungen um maximal fünf Prozent angesagt waren. In manchen Jahren gab es auch gar keine Preiserhöhung. Die Verteuerung ist formal noch nicht abgesegnet und soll in der Gesellschafterversammlung Anfang Oktober besprochen werden.
Nahverkehr in Augsburg: Auch eine Staffelung wurde diskutiert
Aus dem Landkreis Aichach-Friedberg kam im Sommer noch der Vorschlag, die Preiserhöhung zu staffeln – fünf Prozent im Januar, weitere fünf Prozent im Juli 2023. Die dortigen Grünen hätten am liebsten ganz auf die Erhöhung verzichtet. Über die gestaffelte Erhöhung wurde zwischen den beteiligten Landkreisen (Augsburg, Aichach-Friedberg und Dillingen) und der Stadt Augsburg diskutiert – allerdings scheitert sie wohl am Geld. 1,45 Millionen Euro hätten Stadt und Landkreise aufbringen müssen, um die Mindereinnahmen durch die gestaffelte Erhöhung im ersten Halbjahr auszugleichen. Ganz einheitlich scheinen die Meinungen nicht gewesen zu sein, allerdings sitzt das Geld bei allen Beteiligten momentan knapp. Weil Beschlüsse im AVV ohnehin einstimmig gefällt werden müssen, ist die Staffelung absehbar vom Tisch. Das Modell, eine Tariferhöhung zu verschieben, war schon im Januar 2020 einmal angewendet worden. Damals wurde auf Geheiß der Politik die eigentlich fällige Tariferhöhung um ein halbes Jahr nach hinten verschoben. Was sich die Fahrgäste in diesen sechs Monaten sparten, musste durch Steuergeld (gedacht war der staatliche Zuschuss für Innovationen im Nahverkehr) aufgefangen werden.
Nicht nur im AVV werden die Tarife erhöht
Auch in anderen deutschen Städten sind Preissteigerungen absehbar. In München wird eine Erhöhung um sieben Prozent diskutiert, in Nürnberg wird sie bei drei Prozent liegen. Allerdings spielt bei der Höhe der Preissteigerungen auch eine Rolle, zu welchem Zeitpunkt die Tarifanpassungen berechnet wurden und wie stark die Auswirkungen des Ukraine-Kriegs schon die Berechnungsgrundlagen beeinflussten.
Abgemildert könnte die bittere Pille womöglich durch einen Nachfolger fürs Neun-Euro-Ticket, über den Bund und Länder am Montag beraten. Im Gespräch ist ein Preis zwischen 49 und 69 Euro. Für Pendler und Pendlerinnen, die nur im Stadtgebiet unterwegs sind und auch keine Fahrten mit der Bahn unternehmen wollen, ist dies nur unter bestimmten Umständen attraktiv (ein Innenraum-Abo in Augsburg für Zonen 10 und 20 kostet aktuell 57,50 Euro). Wer aus dem Umland pendelt, könnte in stärkerem Maß davon profitieren.
In Arbeit hat der AVV seit einigen Monaten ein "Homeoffice-Ticket", das der Tatsache Rechnung tragen soll, dass der Kauf eines Abos für Pendler und Pendlerinnen, die tageweise zu Hause arbeiten, nicht mehr rentabel ist. Das Modell sieht ein "Rumpf-Abo" fürs Wochenende und am Abend vor. Wer unter der Woche tagsüber fahren will, kann einzelne Fahrten dazukaufen, die mit steigender Zahl günstiger werden. Ob dieses Ticket zum Jahreswechsel kommen wird, ist offen.
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