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Augsburg: Christkindlesmarkt-Aus: "Komplettabsage tut einfach nur weh"

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Christkindlesmarkt-Aus: "Komplettabsage tut einfach nur weh"

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    Der Augsburger Christkindlesmarkt ist abgesagt. Oberbürgermeisterin Eva Weber sprach am Freitagmittag mit den enttäuschten Händlerinnen und Händlern.
    Der Augsburger Christkindlesmarkt ist abgesagt. Oberbürgermeisterin Eva Weber sprach am Freitagmittag mit den enttäuschten Händlerinnen und Händlern. Foto: Silvio Wyszengrad

    Die Nachricht der Absage sprach sich wie ein Lauffeuer unter den Händlerinnen und Händlern herum. Kurz nach 13 Uhr verkündete Ministerpräsident Markus Söder den "De-facto-Lockdown für Ungeimpfte". Es ging um Weihnachtsmärkte in Bayern. Söder sprach ein generelles Verbot aus. Dies bedeutet das Aus für den Christkindlesmarkt auf dem Augsburger Rathausplatz, der am Montag hätte beginnen sollen. Bis zuletzt hatte die Stadt Augsburg an der Austragung festgehalten. Bereits im Vorjahr musste der Markt wegen Corona ausfallen. Wie geht es jetzt weiter?

    Elfriede Jelinek ist am Freitagmittag den Tränen nahe. Sie habe bis zum Schluss gehofft, dass der Markt unter verschärften Hygiene- und Sicherheitsbedingungen stattfinden könne. Bereits kurz nachdem sie die Meldung der Absage erreicht hat, beginnt sie damit, ihre Waren wieder im Transporter zu verstauen. "Ich bin jetzt das zweite Jahr komplett ohne Einnahmen." Elfriede Jelinek, die ihre Töpferwaren normalerweise auf entsprechenden Märkten oder eben auf dem Augsburger Christkindlesmarkt vertreibt, spricht von einer "unternehmerischen Vollkatastrophe".

    Elfriede Jelinek baut ihren Stand auf dem Augsburger Christkindlesmarkt wieder ab.
    Elfriede Jelinek baut ihren Stand auf dem Augsburger Christkindlesmarkt wieder ab. Foto: Johannes Kapfer

    Ein paar Meter entfernt davon stehen Harry Winderl und Maximilian Held an ihrem Glühweinstand. Die Enttäuschung sei groß, sagen sie: "Der Stecker ist gezogen. Die Komplettabsage tut einfach nur weh." Auch Paul Müller, der einen Crêpe-Stand betreibt, hat die Nachricht wie ein Blitz getroffen. Seine bereits gelieferten Waren könne er nicht mehr an den Großhändler zurückgeben, sagt er. Ihm bleibe nun nichts anderes übrig, als die verderblichen Waren zu verschenken oder im schlimmsten Fall zu entsorgen: "Die Leidtragenden sind die kleinen Familienbetriebe. Ich befürchte, dass diese Absage von oben für einige von ihnen den Konkurs bedeutet."

    Christkindlesmarkt abgesagt: OB Eva Weber spricht mit den Händlern

    Am Freitagmittag ist auch Oberbürgermeisterin Eva Weber auf den Rathausplatz gekommen. Sie spricht mit den Kaufleuten. Sie hätte mit Alkoholverboten und einer strengen Zugangsbeschränkung gerechnet, sagt sie im Gespräch. Eine Absage, die tagelang wie ein Damoklesschwert über dem Markt hing, hielt auch sie bis zuletzt für unwahrscheinlich, fügt sie an. Sie sichert den Standbetreibern umfassende Entschädigungen zu, schließlich stünden Existenzen auf dem Spiel. Wie diese Hilfen konkret aussehen, bleibt aber zunächst unbeantwortet. "Nun ist es an Bund und Land, die existenziellen Härten auszugleichen und damit den Grundstein zu legen, dass hoffentlich nächstes Jahr nach Beendigung der Pandemie die Marktkaufleute rund um den Christbaum für uns alle die Adventszeit bereichern", sagte Weber.

    Die Enttäuschung über die Absage steht den Händlern des Christkindlesmarkts ins Gesicht geschrieben.
    Die Enttäuschung über die Absage steht den Händlern des Christkindlesmarkts ins Gesicht geschrieben. Foto: Silvio Wyszengrad

    Wirtschaftsreferent Wolfgang Hübschle, der sich in den zurückliegenden Wochen vehement für die Austragung eingesetzt hatte, meldete sich ebenfalls zu Wort: "Die jetzt vom Freistaat vorgestellten Beschränkungen in zahlreichen Bereichen des öffentlichen Lebens zur Verringerung von Kontakten gehen über die isolierten Maßnahmen weit hinaus. Die Schließung von Bars, Klubs und Diskotheken, aber auch eine Sperrstunde ab 22 Uhr für die Gastronomie sind entscheidende Schritte in der Pandemiebekämpfung." Damit müsse die Stadt mit Bedauern den Christkindlesmarkt absagen.

    Auch im Augsburger Handel gibt es Einschränkungen

    Für Andreas Gärtner, den Chef des schwäbischen Einzelhandelsverbands, ist das Aus des Christkindlesmarkts ebenfalls bedauerlich. Er sagt aber auch: "Angesichts der explodierenden Pandemielage ist die Absage verständlich, auch wenn es sehr, sehr schade ist." Der Christkindlesmarkt wäre auch in abgespeckter Form ein Besuchermagnet geworden: "Der Handel wird die Absage in der Kundenfrequenz in den nächsten Wochen spüren." Dass es im Handel Einschränkungen gibt, überrascht Gärtner nicht: "Es war klar, dass es bei so weitreichenden Beschlüssen der Staatsregierung auch Maßnahmen für den Handel geben wird." Die Regelung, dass zunächst auf zehn Quadratmetern Fläche nur noch ein Kunde zugewiesen wird, sei verständlich und umsetzbar. Man habe im Handel damit bereits Erfahrungen während der Corona-Pandemie gemacht.

    Die Absage des Christkindlesmarkt macht sich auch in einem anderen Bereich finanziell bemerkbar. Die Großveranstaltung war in früheren Jahren stets eine Attraktion für auswärtige Besucher. Götz Beck, Chef der Regio Augsburg Tourismus, sagt: "Wir nehmen mit Bedauern zur Kenntnis, dass der Augsburger Christkindlesmarkt nicht stattfindet." Man werde jetzt unverzüglich die zahlreichen Reisegruppen über die aktuelle Situation informieren. Beck: "Wir werden mit einer großzügigen Stornoregelung dafür sorgen, dass wir die Reiseveranstalter und deren Gäste entweder auch ohne Markt oder zu einem späteren Zeitpunkt in Augsburg und Region begrüßen können."

    Der Betrieb im Winterland an der City-Galerie läuft noch am Wochenende

    Das Aus für den Christkindlesmarkt kam vor der Eröffnung. Am Donnerstag startete das Hütten-Winterland vor der City-Galerie. Ein paar Tage darf es noch geöffnet bleiben. Wahrscheinlich ist am Dienstag nächster Woche Schluss. Dies hängt damit zusammen, dass die von Söder verkündeten Regelungen erst noch zu vollziehen sind. Das dauert etwas. Winterland-Betreiber Helmut Wiedemann ist entsprechend sauer: "Wenn ich Anfang dieser Woche gewusst hätte, dass nach wenigen Tagen das Winterland wieder geschlossen werden muss, hätte ich gar nicht erst eröffnet." Besonders bedauerlich findet er es, dass seine Helferinnen und Helfer und Angestellten, die sich auf die sichere Arbeit während der Wintersaison eingestellt hatten, nun mit leeren Händen dastünden. Dass seine Lager bis zum Rand mit verderblichen Waren gefüllt seien, würde ihn persönlich schmerzen.

    Hören Sie dazu auch unseren Podcast mit Gastronom Harry Winderl:

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