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Landrat Sailer fordert Verzicht auf alle Weihnachtsmärkte in der Region
![Der Weihnachtsmarkt in Oberschönenfeld gilt als einer der schönsten im Landkreis Augsburg. Für dieses Jahr ist er wegen Corona gestrichen. Der Weihnachtsmarkt in Oberschönenfeld gilt als einer der schönsten im Landkreis Augsburg. Für dieses Jahr ist er wegen Corona gestrichen.](https://www.augsburger-allgemeine.de/resources/1715673836705-1/ver1-0/img/placeholder/16x9.png)
Die Corona-Zahlen im Augsburger Land explodieren und der Landrat will die Reißleine ziehen. In den Krankenhäusern der Region drohen derweil dramatische Szenen.
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Auf dem Gersthofer Rathausplatz waren am Donnerstag die Helfer eifrig am Werk: Hüttenbau für den Weihnachtsmarkt. Doch findet die Veranstaltung angesichts der sich zuspitzenden Corona-Situation tatsächlich statt? Etliche Märkte im Augsburger Land sind schon abgesagt, andere wackeln – und am jetzt spricht sich Landrat Martin Sailer für einen Verzicht auf alle Weihnachtsmärkte aus.
Der Landkreischef beließ es nicht bei bloßen Appellen. In seiner Funktion als Präsident des Bezirkstages hat er den beliebten Weihnachtsmarkt in Oberschönenfeld bereits gestrichen. Sailer sagte auf Anfrage unserer Redaktion: "Angesichts der momentanen Pandemielage und der drohenden Überlastung unseres Gesundheitswesens sollten Weihnachtsmärkte, so sehr wir uns alle darauf gefreut hätten, unbedingt abgesagt werden."
Die Intensivstationen in der Region Augsburg sind voll
In den Krankenhäusern der Region sind die Intensivstationen nahezu ausgelastet. Dort droht nach Sailers Worten die Triage. Ärzte müssen entscheiden, welche Patienten in lebensbedrohlichen Situationen behandelt werden und wer nicht mehr, weil die medizinischen Mittel nicht für alle reichen. Sailer sagte in einem am Mittwochabend von seiner Behörde veröffentlichten Videobeitrag: "Es ist das Szenario eingetreten, in dem es brenzlig für diejenigen werden könnte, die beispielsweise nach einem Verkehrsunfall als Schwerstverletzte Intensivbetreuung bräuchten, aber alle Betten ausgelastet sind." Schon jetzt müssten aus Schwaben Patienten verlegt werden, weil es keine freien Betten mehr gibt.
In dieser Situation sind in den Augen des Landkreischefs drei Dinge nötig: Die Menschen müssten ihre Kontakte wieder einschränken, es muss kostenlose Test-Möglichkeiten für alle geben und das Impf-Tempo müsse steigen. Dieses hat im Augsburger Land bislang nur schleppend angezogen, wie eine Analyse der Daten zeigt. Im Gegensatz zum Nachbarlandkreis Donau-Ries, wo wieder beide Impfzentren hochgefahren werden, ist eine Wiedereröffnung des Zentrums in Gablingen derzeit kein Thema.
Martin Sailer zu Booster-Impfungen: "Könnten viel zügiger agieren"
Man setze derzeit eher auf die mobilen Teams, weil damit die Menschen besser für eine Impfung zu gewinnen seien, sagte Sailer. Die Regierung von Schwaben habe inzwischen eine personelle Aufstockung dieser Teams zugesagt, die zuletzt mehr als 600 Menschen in der Woche impften. Insgesamt erhielten rund 4000 Menschen im Kreis Augsburg vergangene Woche eine Spritze gegen Corona.
Sailer kritisiert als "aktuelles bürokratisches Hindernis" die zögerliche Haltung der Ständigen Impfkommission (Stiko), die bislang keine Empfehlung zur Booster-Impfung für alle vor mindestens sechs Monaten geimpften Personen ausgesprochen hat. "Wir haben den Impfstoff, die nötige Infrastruktur und das Personal sowie vor allen Dingen die große Nachfrage nach der Auffrischungsimpfung. Wir könnten viel zügiger agieren, wenn die Stiko den Impffortschritt hier nicht ausbremsen würde." Zudem fehle nach wie vor die Rechtsgrundlage für die kostenfreien Corona-Tests für alle, die es laut Ankündigungen auf Bundesebene ab der kommenden Woche geben soll.
Corona grassiert in den Schulen im Landkreis Augsburg
Unterdessen hat die Ausbreitungsgeschwindigkeit des Virus im Augsburger Land eine neue Dimension erreicht. Die Inzidenz liegt bei über 500, in der Altersgruppe der Grundschüler ist dieser Wert noch einmal doppelt so hoch (eine ausführliche Analyse des Infektionsgeschehens im Kreis finden Sie hier). An vorübergehende Schließungen von Schulen sei aber derzeit nicht gedacht, sagte der Landkreischef gegenüber unserer Redaktion: "Schulschließungen in Absprache mit deren Leitungen und dem Schulamt sind und waren im extremen Sonderfall nie grundsätzlich ausgeschlossen. Die derzeitigen Maßnahmen an den Schulen sollen es jedoch vermeiden, dass der Unterricht an einzelnen Schulen pandemiebedingt wieder auf Distanz stattfinden muss." Aktuell seien im Kreis in fünf Schulen ganze Klassen in Quarantäne geschickt worden.
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