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550. Geburtstag: Was es heißt, ein Fugger zu sein

550. Geburtstag

Was es heißt, ein Fugger zu sein

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    Jakob Fugger also. Geld hatte er, Erfolg, einen großen Namen auch. Und am Ende seines Lebens trotzdem ein riesiges Problem: Wen sollte er, der kinderlose Chef eines weltweit operierenden Familienkonzerns, zum Erben einsetzen? Fugger entschied sich für seinen Neffen Anton. Eine gute Wahl, wie sich im Nachhinein herausstellte: Anton war bald noch vermögender als Jakob. Eigentlich hätte er den Beinamen "der Reiche" verdient gehabt ...

    Jahrhundertsprung. Vom 16. ins 21. Dieselbe Familie, dieselben Überlegungen: Hubertus Fürst Fugger-Babenhausen hat vor kurzem die Verantwortung in die Hände seines zweitältesten Sohns Alexander gelegt.

    Der Fürst, der auf Schloss Wellenburg lebt, ist Jahrgang 1946 und damit in einem Alter, in dem er durchaus noch weitermachen könnte. Möchte er aber nicht: "Je älter man wird, desto misstrauischer wird man. Viele treffen im Altersstarrsinn falsche Entscheidungen. Ich wollte vorher übergeben."

    Konventionen sind für die Fugger keine Hilfe mehr

    Auch wenn sich sein Vermögen im Vergleich zu dem Jakob Fuggers bescheiden ausnimmt - leicht gemacht hat er sich die Entscheidung nicht. Konventionen von einst, auch zum Thema Erbfolge, sind keine Hilfe mehr, der Fürst hält sie für überholt. "Ich habe danach entschieden, wer die Anforderungen, die die Zukunft bringt, am ehesten erfüllen kann."

    Die Verantwortung für den Familienbesitz - Forst, Landwirtschaft, Immobilien - liegt nun auf einem, der wie Jakob Fugger sein "Geschäft" gelernt hat und früh ins kalte Wasser geworfen wurde: Alexander Graf Fugger, gerade mal 27 Jahre alt und noch ledig, studierte Ökonomie an der Harvard-Universität in Boston, USA, arbeitete danach unter anderem in London bei der US-Bank Morgan Stanley. Vor knapp einem Jahr kam er von der hippen britischen Metropole zurück ins beschaulich-schwäbische Augsburg-Wellenburg - wie einst Fugger aus Venedig. "Ich weiß sehr wohl, was ich da von meinem Sohn verlangt habe", sagt der Fürst.

    Von seinen anderen vier Kindern - zwei Söhne, zwei Töchter, wobei nach Fugger'scher Tradition nur die Söhne erben können - verlangte er vor allem Verständnis: Sie haben den Pflichtteil bekommen. Das Familienbewusstsein sei, sagt Alexander Graf Fugger, sehr groß. "Ich hätte nie abgelehnt, auch wenn ich weiß, dass es etwas anderes ist, ob man nun eine Firma übernimmt, die gerade in die zweite Generation übergeht, oder eine, die seit über 500 Jahren existiert."

    Der Name Fugger hat einen besonderen Klang

    Fugger. Noch immer hat dieser Name einen besonderen Klang. Alexander Graf Fugger hat gelernt, damit umzugehen. "Wenn wir auf dem Neusässer Gymnasium die Fugger in Geschichte durchnahmen, wurde immer geschmunzelt." Sonst aber habe es nie großes Aufhebens um ihn und seine Herkunft gegeben. Das liegt wohl auch daran, dass sich die Mitglieder der drei noch existierenden Fugger'schen Familienzweige eher aus der Öffentlichkeit heraushalten. "Damit sind wir bis jetzt ganz gut gefahren. Wir können uns auf unsere eigenen Aufgaben konzentrieren", sagt Hubertus Fürst Fugger.

    Die wichtigste ist die Fuggerei. Die Sozialsiedlung, die Jakob Fugger 1521 gestiftet hat, kann nur noch mühsam unterhalten werden. Rund 500.000 Euro fallen jedes Jahr allein für die Instandhaltung der 140 Wohnungen an. Weil die Einnahmen aus der Forstwirtschaft zurückgegangen sind, mussten sich die Fugger nach anderen Geldquellen umschauen und fanden sie im Tourismus. Vor einigen Jahren erhoben sie erstmals Eintritt für den Besuch der Fuggerei.

    Dass ausgerechnet im Fugger-Jubiläumsjahr eine Bankenkrise die Welt erschüttert, hat das mediale Interesse an der Geschichte des reichen Kaufmanns Jakob und seinen Nachfahren nur noch gesteigert. Das Wall Street Journal lud sich zum Tee aufs Wellenburger Schloss ein, der National Geographic ebenso. Die Journalisten suchen nach Parallelen zwischen Fugger und den heutigen Bankern. Suchen nach Rezepten für ein Leben mit der Krise. Diese aber können der Fürst und sein Sohn nicht geben, lediglich eine persönliche Meinung haben sie: Jakob Fugger der Reiche war der erste "Global Player", ein Kaufmann, der weltweit Handel trieb. "

    Alexander Graf Fugger-Babenhausen wird ein moderner Manager sein müssen - allerdings mit den Werten seiner Vorfahren. Er hat sein besonderes Erbe in einer schwierigen Zeit angetreten: "Ich werde mich mit vollstem Einsatz dafür einbringen, es historisch zu bewahren und wirtschaftlich weiterzuentwickeln."

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