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Augsburg: 500 Menschen demonstrieren gegen Corona-Maßnahmen

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500 Menschen demonstrieren gegen Corona-Maßnahmen

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    Den Demonstranten gehen die Maßnahmen der Regierung im Kampf gegen das Coronavirus  zu weit.
    Den Demonstranten gehen die Maßnahmen der Regierung im Kampf gegen das Coronavirus zu weit. Foto: Peter Fastl

    Und zum Schluss wurde das bekannte Lied des Sängers Marius Müller-Westernhagen auf dem Augsburger Rathausplatz gespielt: "Freiheit". Dazu schwenkten die Demonstranten ihre selbstbemalten Schilder. "Kein Maskenzwang", "Ich gehe mit meinem Land durch dick und dünn, aber nicht durch dumm und dümmer", "Raus aus der Massenhypnose - zurück zu den Grundrechten", war darauf unter anderem zu lesen. Auf dem Augsburger Rathausplatz hatte die neu gegründete Gruppe "Grundrechte wahren" am Nachmittag zu einer Demonstration gegen die Corona-Maßnahmen der Regierung aufgerufen.

    Kein Mindestabstand bei "Corona-Demonstration" in Augsburg

    Es war inzwischen die dritte Protestaktion der Augsburger Gruppierung in der Innenstadt. Doch so viele Menschen, wie an diesem Samstag, waren in den vergangenen Wochen nicht gekommen. 50 Demonstranten waren bei der Stadt Augsburg eigentlich angemeldet. Nach Schätzung der Polizei hielten sich ab 15 Uhr allerdings circa 500 Menschen auf dem Rathausplatz auf. Es könnten auch mehr gewesen sein. An dem vorgegebenen Mindestabstand von 1,50 Metern war jedenfalls freilich nicht zu denken.

    Kritik auf Plakaten.
    Kritik auf Plakaten. Foto: Ina Marks

    Die meisten Menschen trugen auch keine Masken. Einige von ihnen dafür Protestschilder. Alexander Linder, der für die Gruppe bei der Kundgebung als Sprecher auftrat, betonte, dass man sich hier für die Grundrechte versammle. Über Mikrofon und Lautsprecher übte der Augsburger Friseur harsche Kritik am Vorgehen der Regierung. "Biergärten dürfen demnächst bis acht Uhr öffnen, weil Corona erst um neun kommt", rief er sarkastisch ins Mikro. Die Menge lachte und applaudierte.

    Die Regierung in der Kritik

    Menschen sämtlichen Alters hatten sich versammelt. Wie der 60-jährige Helmut Trabert. Es sei das erste Mal in seinem Leben, dass er demonstriere, erzählte er. "Ich bin entsetzt, dass wir wieder Blockwarte in unserem Land haben. Ich weiß nämlich aus erster Hand, wie viele 'Verstöße' Leute der Polizei melden, nur weil Menschen Menschen sind", echauffierte er sich. Die Maßnahmen halte er von Anfang an für überzogen.

    Ein 60 Jahre alte Frau, die ihren Namen nicht nennen wollte, meinte: "Ich bin hier wegen der Freiheit, ich bin gegen Masken, gegen Impfpflicht und gegen eine Diktatur, die über das Hintertürchen bei uns eingeführt wird. Das sind wir unseren Kindern und Enkelkindern schuldig." Die 25 Jahre alte Jasmin Nimar, die mit ihren Freunden zum Rathausplatz gekommen ist, zeigte sich völlig entgeistert angesichts der Menschenmenge.

    Gegendemonstranten schimpfen: "Alles Verschwörungstheoretiker"

    So viele Leute hatte sie nicht erwartet. "Das alles hier sind Egoisten und Verschwörungstheoretiker", schimpfte die junge Frau. Sie und ihre Clique bastelten sich sofort aus Alufolie Hüte und setzten sie sich auf die Köpfe - ein gern verwendetes "Accessoire", um sich gegen Verschwörungstheoretiker lustig zu machen. Eine Gegendemonstrantin hatte auf einem Protestschild sogar eine Aluhut-Bastelanleitung aufgemalt. "Für diese Leute hier ist es anscheinend völlig in Ordnung, wenn ältere Menschen oder Menschen mit Vorerkrankung an Corona sterben", sagte die 23-jährige Gegendemonstrantin, die ebenfalls nicht namentlich genannt werden wollte.

    Diese Gegendemonstrantin nimmt die Protestierenden mit ihrem Plakat auf die Schippe.
    Diese Gegendemonstrantin nimmt die Protestierenden mit ihrem Plakat auf die Schippe. Foto: Ina Marks

    Einige Protestierende taten ihrem Unwillen über die Infektionsschutzbestimmungen über Lautsprecher kund. Wer sich das Mikrofon ebenfalls schnappte, war Guido Fiedler. Der umstrittene und einstige Kickbox-Weltmeister, der in Augsburg eine Kampfsportschule betreibt und für die Bürgervereinigung "Wir sind Augsburg" in den Stadtrat wollte, rief laut: "Wir wollen wieder Sport machen für unsere Gesundheit. Wir sind Lehrer, wir müssen den Kindern was beibringen."

    Was die Augsburger Polizei sagte

    Überrascht von der großen Versammlung auf dem Rathausplatz schien die Augsburger Polizei. Zwar wurde sie von der Bereitschaftspolizei unterstützt, aber bei Kundgebungen dieser Größenordnung hatte man in der Vergangenheit auch schon mehr Beamte gesehen. "Es sind schon, wie angemeldet, 50 Demonstranten", zog Einsatzleiter Jörg Eisele ein Fazit vor Ort. Aber es seien rund 500 Zuschauer gekommen. Auf dem Rathausplatz wurde dabei der Mindestabstand von 1,50 Metern sichtlich nicht eingehalten. Ob hier die Polizei nicht einschreiten müsse? "Wenn sie mir sagen, wie ... das ist nicht machbar", meinte der Polizist und fügte hinzu: "Die Menschen stehen hier freiwillig zusammen." Es werde einen Bericht an die Stadt geben, meinte er. "Sie hat die Veranstaltung genehmigt."

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    Rund 500 Personen haben am Samstag auf dem Augsburger Rathausplatz gegen die Corona-Maßnahmen demonstriert.

    Auch in München, wo am Samstag rund 3000 Menschen gegen die aus ihrer Sicht zu strikten Bestimmung protestierten, schritt die Polizei bei Missachtung der Corona-Abstandsregeln nicht ein. Die Polizei habe mit Lautsprecherdurchsagen versucht, auf die Einhaltung der Bestimmungen zu dringen, sagte der Sprecher des Polizeipräsidiums München. Aus Gründen der Verhältnismäßigkeit hätten die Ordnungshüter die Demonstration laufen lassen und sie nicht aufgelöst.

    Lesen Sie dazu den Kommentar: "Corona-Demo" in Augsburg: Form der Kritik ist unsolidarisch

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