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70 Jahre Augsburger Puppenkiste im Fernsehen: Und heute?

Augsburg

Fühlt sich die Augsburger Puppenkiste im Fernsehen nicht mehr wohl?

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    Im Museum der Augsburger Puppenkiste ist die Filmkulisse von "Jim Knopf" nachgestellt. Vor fast 70 Jahren war die Augsburger Puppenkiste zum ersten Mal im Fernsehen zu sehen.
    Im Museum der Augsburger Puppenkiste ist die Filmkulisse von "Jim Knopf" nachgestellt. Vor fast 70 Jahren war die Augsburger Puppenkiste zum ersten Mal im Fernsehen zu sehen. Foto: Stefan Puchner, dpa

    Immer wieder fällt dieser Satz, wenn die Stimme von Spongebob Schwammkopf durch das Wohnzimmer gluckst. Oder wenn TV-Schweinchen Peppa Wutz noch in die familiäre Brotzeit am Esstisch grunzt. „Liebes Kind, jetzt mach doch bitte die Kiste aus!“, sagt dann der Vater zum Kind vor der Glotze. Aber war das auch früher so? Als noch Puppen in der Schwarz-weiß-Röhre tanzten? Am Faden geführt, statt digital animiert? Vor 70 Jahren, da rappelte es zum ersten Mal in der Kiste: Da gab die Augsburg Puppenkiste ihr TV-Debüt. Ein Kater mit Hut stiefelte bald durch das Bild, Urmel schlüpfte vor aller Augen aus dem Ei und ein Lokführer mit Latzhose besang "Eine Insel mit zwei Bergen". TV-Helden aus Augsburg. Und heute, sieben Jahrzehnte später - sind die Puppen etwa kamerascheu geworden? 

    So begann die lange TV-Karriere der Augsburger Puppenkiste

    Es war nicht Lukas mit seiner Lok Emma. Auch nicht ihre Majestät Lummerland-König Alphons der Viertel-vor-Zwölfte. Die TV-Premiere wagte die Puppenkiste am 21. Januar 1953 mit: „Peter und der Wolf“. Das Märchen von Sergej Prokofjew erzählt von einem Jungen, der Katze und Vogel und sogar Großpapa vor dem Raubtier rettet. Ein Abenteuer am dünnen Faden, damals gefilmt vor liebevoller Papierkulisse, inklusive Special-Effekts: Rauchwölkchen qualmen vom Bühnenrand, als die Jäger schießen. Schwarz-Weiß, so übertrug es damals Nordwestdeutschen Rundfunk (NWDR) in Hamburg. Nur wenige Wochen zuvor war das erste Fernsehprogramm der Bundesrepublik auf Sendung gegangen.

    Über der sogenannten Spielbrücke hinter der Bühne hängen die Figuren des vergangenen Stücks.
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    Ob Urmel aus dem Eis, Jim Knopf oder Räuber Hotzenplotz: Die Augsburger Puppenkiste ist für viele Stücke und Filme bekannt. Doch auch hinter den Kulissen gibt es viel zu sehen.

    Nach der Fernsehpremiere der Schwaben im Norden war es der Hessische Rundfunk (HR), der jahrelang die Produktionen der Augsburger ins TV brachte. "Über 150 Produktionen des HR-Fernsehens machten die Holzköpfe und ihre Abenteuer deutschlandweit berühmt", erklärt der HR. „Zwei der bekanntesten Figuren aus dem Ensemble - Urmel und Jim Knopf - wurden übrigens nie in Augsburg auf der Bühne gespielt, sondern nur fürs Fernsehen produziert."

    Keine Augsburger Puppenkiste mehr im Kinderkanal

    Gespannt saßen die Kinder vor dem Bildschirm, als "Der Löwe ist los" (1965) oder "Kleiner König Kalle Wirsch" (1970) über mehrere Wochen gestreckt ausgestrahlt wurden. Das Intro mit der sich öffnenden Kiste - "Augsburger Puppenkiste - Oehmichens Marionetten Theater" - wurde zur Marke, zur Legende. 

    Doch vor mehr als zehn Jahre hat der Sender KiKA die Marionetten aus dem Programm ausrangiert. Das Urteil über die Puppen? Nicht mehr zeitgemäß. Das löste damals Unmut, Proteste, Debatten aus, aber es wurde doch bald still um das TV-Geschäft der Puppenkiste. "Ich sehe uns in dem heutigen Fernsehprogramm auch nicht mehr", sagt heute Theater-Chef Klaus Marschall, Enkel von Puppenkisten-Erfinder Walter Oehmichen, gegenüber der Deutschen Presseagentur. Ihm gehe es darum, Geschichten in ruhigen Bildern erzählen, mit Raum für Fantasie. "Wir wackeln mit einem Stück Holz, der Rest passiert im Kopf des Zuschauers." 

    Zieht sich das Urmel aus dem Showgeschäft zurück?

    Hat sich also das Urmel, in Manier einer alternden Hollywood-Diva, aus dem Scheinwerferlicht gestohlen? Fakt ist: Das Urtier mit dem Schnuller um den Hals, aber auch Lukas, Jim Knopf, Kater Mikesch und Co., sie alle fristen heute ein Dasein als Fernseh-Pensionäre. Zuletzt genossen die Puppenkisten-Figuren noch Kino-Glamour im Jahr 1997, im Film „Die Story von Monty Spinnerratz“. Der Dreh führte nicht zum süßen Duft von Die Puppenkiste feiert in diesem Jahr ihr Gründungs- und Bühnen-Jubiläum. Zum 75. Jahrestag am 26. Februar 2023 wird das neue Kinderstück "Rapunzel" laut Klaus Marschall Premiere feiern. Und eine große Jubiläumsausstellung sei dann ab 16. März geplant, im eigenen Museum. (mit dpa)

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