Schwarze Druckbuchstaben auf übergroßem Papier, Pinsel und Stifte liegen auf der Arbeitsfläche am Eingang verteilt. Ein Tapezierpinsel gibt Leimgeruch frei, der sich allmählich über die sorgfältig drapierten Ausstellungsstücke im Erdgeschoss des Giseberthauses verteilt. Noch ist nicht jedes Stück an seinem Platz. Ein Künstler und ein Archäologe werden den ganzen Tag damit beschäftigt sein, die Sonderausstellung „Menschen und ihre Dinge“ fertigzustellen. Denn am heutigen Samstag, 7. Dezember, um 18 Uhr, ist die feierliche Eröffnung geplant, bei der jeder aus Zusmarshausen und Umgebung dabei sein kann. Zu sehen gibt es ein Stück Zusmarshauser Ortsgeschichte. Gleichzeitig feiert das Museum in diesem Jahr seinen 50. Geburtstag.
Bis zur großen Eröffnung haben der Archäologe und frühere Museumsleiter Jürgen Schmid und seinen Mitstreiter, der Künstler und heutige Museumsleiter Andreas Decke, aber noch einiges zu tun. Im Moment sind sie damit beschäftigt, die letzten erklärenden Schilder an den Wänden zu befestigen. Für beide lag es nahe, die Jubiläums-Ausstellung hauptsächlich den Menschen zu widmen, die das Museum Zusmarshausen 1974 aus der Taufe gehoben oder stark geprägt hatten.
Eine Frau hat das Museum gegründet
Deshalb widmen sie der früheren Gymnasialprofessorin und Zweiten Bürgermeisterin Gertraud Fendt einen Extraplatz in der Ausstellung. Die erste Frau im politischen Leben der Marktgemeinde war eigentlich damit beschäftigt, der Katholischen Landjugend im einstigen Amtsgericht, in dem heute die Polizei arbeitet, Räume einzurichten. In weiteren Räumen dieses Amtsgerichts brachte Gertraud Fendt mit der Katholischen Landjugend und weiteren Zusmarshausern 1974 die ersten Ausstellungsstücke unter. 1990 zog das Museum Zusmarshausen unter dem damaligen Leiter Jürgen Schmid dann in das Giseberthaus um.
Im Dachgeschoss ist die Dauerausstellung zur Ortsgeschichte untergebracht. Ein Stockwerk tiefer befinden sich seit 2018 die Reste des Waldwerks Kuno mit erklärendem Ausstellungs-Material. Ganz unten im Erdgeschoss sind nun die Schätze aus der Vergangenheit, die Dinge der Menschen von damals, zu sehen. Darunter Raritäten wie eine Ratsche aus dem 18. Jahrhundert, die früher während der Fastenzeit die Kirchenglocken ersetzte. Ein Messner aus Vallried hatte sie wohl zuletzt in Gebrauch. Ein Maulkorb für Jungvieh, altes Schuhwerk und viele weitere Alltagsgegenstände, die vor einigen hundert Jahren in keinem Haushalt in Zusmarshausen fehlten, können hier entdeckt werden.
Das Ungewöhnliche im alten Zusmarshausen: Da gab es das intakte Bauerndorf, den Teil des Ortes, an dem man abends noch mit der Familie und Nachbarn um einen Tisch saß. Das Beweisfoto gilt Schmid als „Nukleus der Ausstellung“, wie er sagt. Es zeigt aber nur einen Teil der Zusmarshauser Gesellschaft, denn da gab es Dank des Amtssitzes noch die Beamten und ihre Familien, Akademiker und höher Beschulte, die Dinge aus der bürgerlichen Kultur hinterließen. Dazu gehört etwa der alte Schreibtisch des Notars Dr. Richard Hasemann, dem Autor des Buches „Nasses Brot“.
Bäuerliche und bürgerliche Kultur
Ortschronisten wie der als Bauernbub geborene Leonhard Both trugen dazu bei, die Geschichte Zusmarshausen zu erforschen. Er war nicht der Einzige, der sich diesem Thema widmete. So kamen nach und nach vier Museumsräume voller Zusmarshauser Geschichte zusammen: In einem wurde die bäuerliche Kultur ausgestellt, im zweiten Raum die bürgerliche Kultur, im dritten Raum die Römerfunde und im Vierten ging es um bekannte Persönlichkeiten. Aus diesem Fundus schöpft die neue Sonderausstellung „Menschen und ihre Dinge“.
Vernissage ist am Samstagabend
Die Sonderausstellung „Menschen und ihre Dinge“ wird am heutigen Samstag, 7. Dezember, um 18 Uhr im Giseberthaus eröffnet. Die Begrüßung übernehmen Bürgermeister Bernhard Uhl und Andreas Decke, Vera Decke-Karrer begleitet die Veranstaltung musikalisch und Jürgen Schmid führt in die Ausstellung ein.
Danach ist die Ausstellung an den Adventssonntagen (8., 15., und 22. Dezember) zu sehen und im neuen Jahr sonntags am 5., 12., und 19. Januar 2025, jeweils von 14 bis 17 Uhr. Jürgen Schmid hat zur Jubiläumsausstellung einen Katalog verfasst und die Recherche, Texte und Konzeption der Ausstellung übernommen. Gestaltung, Installationen und Organisation liegen bei Andreas Decke.
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