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Zusmarshausen/Gabelbach : Zusmarshauser Ideen für einen besseren Hochwasserschutz

Zusmarshausen/Gabelbach

Zusmarshauser Ideen für einen besseren Hochwasserschutz

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    Im Juni hatte sich an der Zusam zwischen Steinekirch und Zusmarshausen eine Seenplatte gebildet.
    Im Juni hatte sich an der Zusam zwischen Steinekirch und Zusmarshausen eine Seenplatte gebildet. Foto: Katharina Indrich (Symbolbild)

    Das Juni-Hochwasser hatte auch die Marktgemeinde Zusmarshausen mit ihren acht Ortsteilen unverhofft in Alarmbereitschaft versetzt: Aus dem Wertstoffhof wurden in aller Eile die Sandsäcke herbeigeholt, Bürgermeister Bernhard Uhl war augenblicklich nach Gabelbach gefahren, um den Zustand des dortigen Godlbachs zu überprüfen. Die große Katastrophe blieb glücklicherweise aus – für dieses Mal. Doch die Marktgemeinde will nun für weitere solche Naturereignisse besser gewappnet sein und hat auf der vergangenen Bürgerversammlung die laufenden wie auch zukünftigen Konzepte vorgestellt, wie man einem potenziellen Hochwasser noch effektiver entgegentreten könnte.

    Die ersten Maßnahmen bestünden dabei zunächst in der Beschaffung von rein technischem Abwehrmaterial: die Anschaffung einer spezielle Sandsack-Füllmaschine, die dazugehörigen Transportbehältnisse sowie auch Kunststoffpaletten, um alles sinnvoll übereinanderstapeln zu können. Eine sichere und schadensfreie Lagerung des Equipments sei dazu im Gelände des Wertstoffhofs angedacht.

    In Gabelbach selbst war zunächst auch der Bau eines Dammes im Gespräch, ein Vorhaben, das aus zwei schwergewichtigen Gründen letztendlich wieder auf Eis gelegt worden war: Zum einen wären durch die allgemeinen Preissteigerungen im Bausektor die endgültigen Kosten auf mehr als zwei Millionen Euro emporgeschnellt, zum anderen hätte laut Wasserwirtschaftsamt dazu schlichtweg das „Schadenspotenzial“ gefehlt, wie Bürgermeister Uhl erläutert – dieses wäre im Vergleich zu den enormen Baukosten in keiner Relation gestanden, sodass potenzielle Fördermittel für das angedachte Großprojekt nicht genehmigt worden wären.

    „Wir können nicht einfach nur eine Brücke abreißen und einen größeren Durchlass bauen, ohne zu wissen, was der Untergrund überhaupt verträgt.“

    Bernhard Uhl, Bürgermeister von Zusmarshausen

    Aufgrund dieser Ablehnung hat sich der Marktgemeinderat inzwischen zu einer anderen Hochwassermaßnahme verständigt, wie es in der Bürgerversammlung seitens des Rathauschefs hieß: Die beiden Durchlässe des Godlbachs an der Gabelbacher Kirchgasse sowie an der Bahnhofsstraße sollen erweitert werden, damit das Wasser schneller durch Gabelbach hindurchfließen kann, bis es sich östlich des Gemeindegebiets in die Zusam ergießen wird.

    Doch auch bei diesem Vorhaben gilt es noch zwei große Aufgabenfelder zu bewältigen: Zum einen ist es vom bebauten Gemeindegebiet bis hin zur Zusam durchaus noch ein gutes Stück und die Marktgemeinde müsste dafür sorgen, dass irgendwo auf diesem Wege eine „Ausgleichsfläche“ geschaffen wird, auf welcher im Falle eines Hochwassers die Fluten gespeichert bzw. zurückgehalten werden können. Darüber hinaus würden diesbezüglich auch Bodengutachten in die Wege geleitet werden müssen, mit dem Ziel, die Stabilität eines solchen angedachten Umbaus zu gewährleisten. „Wir können nicht einfach nur eine Brücke abreißen und einen größeren Durchlass bauen, ohne zu wissen, was der Untergrund überhaupt verträgt“, so Bürgermeister Bernhard Uhl.

    Auch Zusmarshauser haben Ideen für den Hochwasserschutz

    Eine weitere Hochwasserschutz-Maßnahme war schließlich von einigen Zusmarshauser Bürgern selbst angeregt worden: nämlich der seit mehr als einem halben Jahrhundert angedachte, aber nie realisierte „Zusam-See“, der inmitten des Gemeinde-Dreiecks Zusmarshausen, Vallried und Gabelbach angelegt werden sollte. Grundsätzlich sieht Uhl diese Maßnahme keineswegs als unvernünftigen Gedanken an: „Dieser See wäre für den Hochwasserschutz natürlich ein Vorteil.“ Doch gleichermaßen erläuterte der Rathauschef, warum es eben bisher nicht zu diesem neuen „Auffangbecken“ gekommen ist. Denn auch da ist das große Problem eines Damm-Baus im Bodenuntergrund zu sehen: Über der tragenden Kiesschicht seien mächtige Torfschichten und lockere Schwemmsande aufgestapelt, die man komplett hätte ausbaggern müssen. „Das wäre ein ziemliches Millionengrab geworden“, erklärt Bürgermeister Uhl.

    Stattdessen hätte man damals den Rothsee gebaut –im Katastrophenfall allerdings tatsächlich ein Glücksfall, wie der Rathauschef auf der Bürgerversammlung dargelegt hatte. Doch der Rothsee ist mittlerweile in die Jahre gekommen, sodass es schon mehrere Dammbrüche gegeben hatte und auch die komplette Dammstraße sanierungsbedürftig ist. Zudem käme eine Richtlinie der Europäischen Union hinzu, die bei einer solchen Sanierung noch etwas völlig anderes fordert: eine sogenannte „Fischwanderhilfe“. Dies bedeutet, dass die Fische im See sowohl in Zu- als auch in Ablaufrichtung das Weite suchen können, wann immer sie wollen – für manchen Bürger schlichtweg unfassbar: „Was will denn der Fisch in Horgau?“, war diesbezüglich zu hören. Und dennoch sei der Rothsee laut Bürgermeister Uhl an den Hochwassertagen „goldwert“ gewesen. Wäre der See nicht gewesen, hätte Nachuntersuchungen zufolge das Wasser nicht unweigerlich die Zusam aufgesucht, sondern stattdessen einen angrenzenden Discounter-Supermarkt überschwemmt.

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